Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
weiß, was ich tun muss. Selbst dann wäre ich bei so etwas sehr vorsichtig.«
Morio seufzte tief. »Theoretisch weiß ich, wie es geht. Ich werde deine Hilfe brauchen, wir können es nicht hier im Flur machen, und auch nicht in Bewegung. Wir müssen den Zauber an irgendeinem ruhigen Ort aufbauen, damit ich mich konzentrieren kann.«
»Im Wohnzimmer?« Camille blickte den Flur entlang zurück zu dem bogenförmigen Durchgang. »Wir könnten den Vorhang wieder aufhängen, damit der Raum auf unsere geisterhaften Gäste etwas einladender wirkt.«
Der Yokai nickte. »Gehen wir... «
»Moment mal!« Ich schüttelte energisch den Kopf. »Niemand geht irgendwohin, ehe wir uns alle einig sind. Wir wissen doch nicht einmal, ob wir es tatsächlich mit einem Geisterdämon zu tun haben.
Was, wenn ihr euch geirrt habt? Was, wenn es etwas anderes ist, das sich zurückschleicht und euch beide anfällt, während ihr auf euren Zauber konzentriert seid?«
»Was, wenn wir recht haben und es keine andere Möglichkeit gibt, so ein Wesen zu bekämpfen?«, erwiderte Camille.
Ein plötzlicher dumpfer Schlag beendete unsere kleine Auseinandersetzung. »O Scheiße, was ist das?« Ich wirbelte herum, als ein zweiter Schlag die Tür ganz am Ende des Flurs erzittern ließ. Was auch immer da drin war, es war groß. In diesem Moment bemerkte ich das Vorhängeschloss, das die Tür geschlossen hielt. Die Tür würde sich zum Flur hin öffnen - und die Angeln konnten leicht ausgerissen werden.
»Das Schloss sieht nicht gerade solide aus. Vielleicht ist das Ding da drin doch kein so furchterregender Gegner.«
»Darauf würde ich lieber nicht setzen«, sagte Camille. »Das Schloss ist magisch.«
O verflucht. Wenn das Schloss magisch verstärkt war, ließ sich überhaupt nicht mehr einschätzen, was sich hinter dieser Tür verbarg. Aber was auch immer es war, es wollte heraus, und da das Holz um die Türangeln bereits splitterte, würde es seinen Willen bald bekommen. Ich eilte den Flur entlang.
»Kommt mit! Das Ding bricht gleich durch. Macht euch bereit.« Roz und ich bauten uns ganz vorne auf, ließen Morio und Camille aber genug Platz, ihre Zauber zwischen uns durchzuschießen. »Wie sieht ein Geisterdämon überhaupt aus?«
Vanzir zückte einen richtig fies aussehenden Kris mit beinernem Griff. Ich verzog das Gesicht. Das Ding würde eine hässliche Narbe hinterlassen, sofern es einem das getroffene Glied nicht gleich abhackte.
Er sah meine Grimasse und schnaubte. »Was denn? Erwartest du vielleicht von mir, eine Silberklinge zu benutzen? Oder irgendeinen schicken Dolch? Ich bin ein Dämon, Mädchen, auch wenn ich nicht so aussehe. Gewöhn dich dran.« Ich begegnete seinem Blick, und seine Augen wirbelten wie ein buntes Kaleidoskop. Dieser Blick wirkte wild und gefährlich und verursachte mir jedes Mal eine Gänsehaut.
»Antworte mir einfach«, übertönte ich weitere schwere Schläge gegen die Tür. Entweder war der Hüter unseres Freundes gerade außer Haus, oder das, was uns gleich angreifen würde, wurde noch ein bisschen angestachelt, ehe man es uns auf den Hals hetzte.
»Geisterdämon. Okay. Der Geisterdämon unterscheidet sich von einem Totenmann durch seine glühenden Augen, feuerfarben. Er hat ein Loch - einen Trichter, genauer gesagt -, wo das Herz sein sollte. Das Loch sieht aus wie ein Wirbellaus Nebel und ist etwa so groß wie eine kleine Melone. Damit saugt er Energie ein. Aus dem Loch schieben sich feine Tentakel hervor, die sich an die Aura seines Opfers hängen. Heilige Scheiße, das war ja ein Schlag!« Er zuckte zusammen, als die Tür wackelte.
Was auch immer das sein mochte, es war schon beinahe durchgebrochen. Ich dachte kurz daran, das Schloss zu sprengen, damit wir es endlich hinter uns bringen konnten, aber womöglich war das Schloss selbst mit einer Falle versehen. Und um nah genug heranzukommen, hätte ich direkt in die Gefahrenzone vordringen müssen. Nein, es war wohl besser, wir ließen den Berg zu uns kommen, statt selbst zum Berg zu gehen.
Camille war offenbar anderer Meinung. Sie ging auf die Tür zu. »Bringen wir es hinter uns.«
»Bleib sofort stehen.« Als sie sich erstaunt zu mir umdrehte, sagte ich: »Hör zu... Ich bin eine Werkatze, richtig?« Sie nickte. »Wir wissen, wann wir uns mit einem Sprung auf unsere Beute stürzen sollten und wann wir besser sitzen bleiben und abwarten. Hab noch ein bisschen Geduld. Ich weiß, das fällt dir schwer, aber mein Instinkt rät mir, nicht als Erste
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