Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Schatten. Die war zwar mit der Unterwelt verbunden, doch zwischen den beiden gab es einen großen Unterschied.
Die Unterwelt war für gewöhnlich ein friedvoller - wenn auch stil er und ernster - Ort, wohin viele Geister weiterreisten, nachdem sie ihre sterblichen Hüllen abgelegt hatten.
Die Schattenwelt hingegen wimmelte von rastlosen Seelen, zornigen Toten und angefressenen Geistern im Allgemeinen. Zu den Untoten gehörten natürlich auch Vampire und Ghule, aber die schienen eher bei den Dämonen herumzuhängen.
Irgendjemand musste wirklich mal ein Handbuch schreiben, wer genau wohin gehörte.
Wenn ich so an meine AND-Ausbildung zurückdachte, hatte es da sogar einen Kurs zu dem Thema gegeben, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.
»Damit ist die Sache klar. Wir bleiben zusammen.« Ich gab Camille ein Zeichen, und wir traten um die Ecke in den Flur. Roz und Morio waren direkt hinter uns, Vanzir und Smoky bildeten die Nachhut. Wir rückten langsam zur ersten Tür vor, und ich schluckte meine Angst hinunter und legte die Hand an den Türknauf. Dann warf ich den anderen einen Blick zu.
Camille nickte. »Los.«
»Na dann«, sagte ich und riss die Tür auf. Ein kalter Windstoß fuhr heraus, und ich bekam eine Gänsehaut. Ich starrte in den Raum und dachte mir, dass ich auf einiges gefasst gewesen war - aber das hier schoss wirklich den Vogel ab. Nein, auf keinen Fall hatte ich damit gerechnet, als Allererstes über ein Portal zu stolpern. Es stand weit offen und führte direkt ins Innere eines Gletschers, nach der herausströmenden Energie zu schließen. O ja, das konnte wirklich lustig werden.
Kapitel 4
Heilige Scheiße, wo führt das denn hin?«, fragte Morio.
Smoky räusperte sich. »Erst dachte ich, das seien die Nordlande, aber die Energie ist unrein, nicht klar. Ich glaube, es führt in die Schattenwelt.«
»O Scheiße«, sagte Vanzir. »Dann stehen hier einem Haufen Spukgestalten der übelsten Sorte Tür und Tor offen. Vielleicht wären sie sogar in der Lage, die Toxidämonen zu beschwören, aber ich bin nicht sicher, ob das hier der Fall war.«
»Wunderbar.« Ich starrte die schimmernde Energie des Portals an und fragte mich, wie stark der Schlag wohl wäre, den sie mir verpassen würde, falls ich sie anfasste. »Jetzt hat also auch noch die Geisterwelt beschlossen, sich Erdseits niederzulassen.«
Camille verschränkte die Arme vor der Brust und starrte nervös die Öffnung an. »Wen sollen wir denn als Bewachung dafür holen? Ich kenne nicht gerade viele ÜW, die gegen Bewohner der Schattenwelt etwas ausrichten könnten. Das ist nun mal nicht dasselbe wie bei einem Troll oder einem Goblin, dem man einfach eins über den Schädel zieht. Geister können auf so viele Arten gefährlich sein.«
Ich kniff die Augen zusammen und überlegte, wer uns da helfen konnte. »Ich kann Venus Mondkind fragen. Vielleicht weiß er jemanden.« Der Schamane des Rainier-Rudels war ein unglaublich mächtiges Werwesen, und wenn irgendjemand 28
wusste, wie man mit Geistern umging, dann er. Er hatte in seiner Jugend eine sehr umfangreiche Ausbildung durchlaufen, und ich hatte das Gefühl, dass er schon mehr als einmal in die Hölle und wieder zurück gereist war. »Gute Idee«, sagte Morio.
»Dann bleibt uns jetzt also nur, die Toxidämonen und das Monster zu finden, das sie beschützt. Wenn man bedenkt, wohin dieses Portal vermutlich führt, tja... dann könnte das so ziemlich alles sein.« Ich schaute den Flur entlang. »Was wetten wir, dass die Toxidämonen sich unter die Erde verkrochen haben? Wenn ich eine gigantische, dämonische Schmeißfliege wäre, würde ich mich in einem Keller verstecken.«
»Darauf wette ich auch, zehn zu eins, Süße«, sagte Roz und zwinkerte mir zu. »Also suchen wir die Treppe.«
Ich ignorierte ihn, denn mir war jetzt nicht nach Geplänkel. Ein weiteres Portal bedeutete noch mehr mögliches Chaos, das verhindert werden musste. Und die Schattenwelt war beileibe kein netter kleiner Geister-Freizeitpark. Nein, dort gab es Wesen, die eine Seele verschlingen und schwarz und leer wieder ausspucken konnten.
Ich schob mich an Roz vorbei und gab Camille einen Wink. »Nimm du die rechte Seite des Flurs, ich nehme die linke. Mach jede Tür einen Spaltbreit auf und knall sie sofort wieder zu, falls irgendetwas herauszukommen versucht. Ihr anderen passt auch gut auf.
Nach allem, was wir bis jetzt wissen, könnten wir es mit einem Geisterdämon zu tun
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