Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Camille behielt ihre Ansicht für sich.
Chases Tür war geschlossen, und ich platzte ohne anzuklopfen herein, wie ich es schon immer getan hatte. »Hallo, mein Schatz, Überraschung!«
Was ich sah, ließ mich auf der Stelle erstarren. Ich brach in Schweiß aus, die Hand noch auf dem Türknauf. Eine zauberhafte Brünette, zierlich mit großen Brüsten und in irgendeinen knappen Designerfummel gehüllt, saß auf seinem Schreibtisch. Sie hatte die Beine weit gespreizt, und Chase stand dazwischen. Sein linker Arm umfing ihre Taille, während er mit der rechten Hand ihre Klitoris streichelte. Die Hose hing ihm auf den Knöcheln, und er schob den Schwanz in ihre Muschi. Als er jemanden hereinkommen hörte, stieß er so hart zu, dass sie aufschrie.
»Was zum Teufellist hier los?« Ich hörte meine Stimme, ehe ich merkte, dass ich etwas gesagt hatte.
»O Gott, ich komme!« Die Frau ließ den Kopf in den Nacken fallen und stieß ein langgezogenes Stöhnen aus. Chase fuhr herum, die Augen vor Angst weit aufgerissen.
Die Frau zog ihn fester an sich und schob sich ihm entgegen.
Chase befreite sich hastig und versuchte, sein Jackett zurechtzurücken. Sein Penis ragte darunter hervor. Offensichtlich hatte er immer noch die Latte seines Lebens.
»Wer ist sie? Sag schon!« Als ich mich der Frau zuwandte, krabbelte sie vom Schreibtisch und zog ihren Rock herunter. Sie strich ihn glatt, verschaffte mir aber vorher einen Blick auf ihren nackten Hintern, den ich gerade gar nicht gebrauchen konnte. Dann grinste sie mich höhnisch an.
»Es ist nicht... «, begann Chase, dann verstummte er. Er ließ den Kopf hängen. »Ich werde dich nicht belügen. Es ist genau das, was du denkst.
Das ist Erika. Sie ist... wir waren vor fünf Jahren miteinander verlobt.«
Chase hatte mir erzählt, er hätte noch nie eine ernste Beziehung gehabt. Diese Kleinigkeit hatte er dabei offenbar vergessen. Das war also Lüge Nummer eins.
Kochend vor Wut und unsicher, was ich sagen sollte, starrte ich die beiden an. Erika zupfte ihre Frisur zurecht und wirkte nun gelangweilt und vage genervt. Chase starrte mich an, und seine dunklen Augen schimmerten gehetzt.
Am liebsten wäre ich zu ihm hingelaufen, hätte ihn in die Arme genommen, Erika grün und blau geprügelt und mein Revier abgesteckt. Aber die Wahrheit lautete, dass ich kein Recht dazu hatte. Ich hatte mit Zachary, dem Werpuma, geschlafen. Chase hingegen hatte behauptet, ich würde ihm genügen. Er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er je eine andere wollte. Er hatte mich belogen. Und ich hasste Lügner.
Einen Moment später fand ich meine Stimme wieder. »Wie lange läuft das schon?«
Chase ließ sich in den Sessel neben seinem Schreibtisch fallen und schaute zu Erika hinüber. »Vielleicht wäre es besser, du gehst jetzt. Ich muss mit Delilah reden.«
Sie warf mir einen unverschämten Blick zu, schnappte sich ihre Handtasche und rauschte hinaus. »Ruf mich an, wenn du fertig bist und wir essen gehen können«, warf sie über die Schulter zurück, und sie sprach gewiss nicht mit mir.
Ich wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, und wandte mich dann wieder Chase zu. »Wann wolltest du mir eigentlich von ihr erzählen?«
Er wand sich. »Ich weiß es nicht. Vielleicht nie. Sie ist nur noch diesen Monat hier. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise herausgefunden hast, Süße.«
»Nenn mich nicht Süße«, flüsterte ich und fragte mich, ob Mutter das je mit Vater hatte durchmachen müssen. Wir Mädels hatten immer angenommen, dass er ihr treu gewesen war, und Mutter hatte uns nie Anlass gegeben, daran zu zweifeln. Aber ich hatte soeben eine schmerzliche Lektion über Annahmen gelernt, weshalb ich jetzt eine Menge Dinge hinterfragte, die ich bisher einfach geglaubt hatte.
Vater hatte reines Feenblut gehabt, und Feen waren selten monogam. Hatten unsere Eltern Phasen der Eifersucht und Versuchung durchgemacht? Vater war ein gutaussehender Mann - es war schwer zu glauben, dass keine Frau je versucht haben sollte, ihn zu verführen.
Chase schluckte schwer. »Erika ist vor ein paar Wochen nach Seattle gekommen. Sie hat mich angerufen. Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen, und ich dachte, wir würden nur mal zusammen essen gehen, und das war's. Aber dann hat sie gesagt, dass sie es bereut, mich damals aufgegeben zu haben. Dass sie mich immer noch vermissen würde.
Ich habe ihr gesagt, dass ich mit dir zusammen bin, aber das war ihr egal. Am nächsten Tag ist sie zum
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