Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
auszuspucken versuchte. Aber ich hatte keine Finger, mit denen ich in meinem Mund herumtasten könnte, um es herauszufischen. Ich wich ein Stück zurück, jaulte laut auf, hustete kräftig, und dann kam er, schleimig und dick. Ich kämpfte darum, ihn aus meiner Kehle zu befördern, und hustete und spuckte.
Menolly seufzte. »Haarballen? Ach, Kätzchen, das tut mir leid. Ich werde Iris bitten, dich öfter zu bürsten. Oder ich bürste dich, wenn du möchtest. Sag mir einfach, was dir lieber wäre.« Während sie sprach, öffnete ich das Maul, und der eklige Klumpen schoss aus meiner Kehle auf den schönen Flickenteppich. Natürlich auf den Teppich. Es ging immer auf den Teppich oder die Tagesdecke oder das Kopfkissen. Nie auf den Boden. Nein, sosehr ich mich auch bemühte, ich schaffte es nie, dass die Dinger auf dem Parkettboden landeten, wo sie leichter aufzuputzen wären.
Sobald ich das Haarknäuel los war, verwandelte ich mich zurück. Ich hatte für heute Nacht genug davon, das Miezekätzchen zu spielen. Ich räkelte mich und gähnte, nahm schimmernd wieder meine zweibeinige Gestalt an und blinzelte. Menolly lächelte mich an und wischte den Haarballen auf.
»Heute mal als Nudistin unterwegs, ja?« Sie ließ mit übertrieben lüsterner Miene den Blick über meinen Körper schweifen.
Ich schaute an mir hinab. O Scheiße, ich war nackt gewesen, als ich mich verwandelt hatte. Kein Wunder, dass ich mein gewohntes Halsband nicht getragen hatte. »Sehr komisch«, sagte ich, schnappte mir mein kurzes Nachthemd und zerrte es mir über den Kopf. Mir war kühl, also suchte ich die passende magentarote Pyjama-Hose hervor, schlüpfte hinein und setzte mich dann im Schneidersitz aufs Bett.
In der Nachttischschublade kramte ich nach meinem Snickers-Vorrat. Ich riss die Verpackung auf, biss in die klebrige Leckerei und seufzte, als die Schokolade meine Kehle hinabglitt.
Ich starrte den Schokoriegel an. »Manchmal macht das Volk unserer Mutter etwas richtig, und wenn sie etwas richtig machen, dann ganz und gar.«
Menolly zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht beurteilen. Jetzt nicht mehr. Aber ich weiß noch, wie Mutter von einer ihrer Reisen diese Tüte Schokodrops mit nach Hause gebracht hat. Da waren wir... ich weiß nicht, wie alt... aber noch ziemlich klein.
Camille hatte gerade erst ihre Ausbildung im Zirkel der Mondmutter begonnen. Die Schokodrops waren gut, daran erinnere ich mich, aber beinahe zu süß für mich.«
»Mir ist nichts zu süß«, nuschelte ich und biss das nächste Stück Schokoriegel ab. »Du wirst mir damit keine Ruhe lassen, nicht wahr? Wegen Chase, meine ich?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du musst mit ihm sprechen. So oder so, ihr müsst die Sache aus der Welt schaffen.«
»Hattest du nicht von Anfang an gesagt, unsere Beziehung sei zum Scheitern verurteilt?«
Trübsinnig starrte ich auf das Muster meiner Tagesdecke. Ich hatte mir eine mit Rosen und Efeuranken ausgesucht, und jetzt dachte ich, dass ich sie vielleicht lieber umtauschen sollte - gegen eine Sponge-Bob-Bettdecke oder eine mit Affen drauf. Irgendetwas Albernes, das mich zum Lachen brachte.
»Das glaube ich immer noch, aber deswegen kannst du das trotzdem nicht so stehen lassen.« Sie erhob sich. »Was auch immer passiert, ich bin für dich da. Aber schließ mich nicht aus, Kätzchen. Ich habe dich lieb, und du bedeutest mir viel. Auch wenn ich mich wie ein fieses Miststück aufführe.« Sie küsste mich auf die Stirn und ging zur Tür, wo sie stehen blieb und über die Schulter zurückschaute.
»Übrigens, falls du und Camille bei eurem Besuch in der Anderwelt dazu kommt, versucht doch bitte, ein paar Spielsachen für Maggie aufzutreiben. Irgendetwas, womit sie gern spielen würde und das sie zumindest ein bisschen mit ihrer Heimatwelt vertraut macht. Ich möchte, dass sie die Kultur der Anderwelt genauso kennenlernt wie die der Erdwelt.«
Ich nickte und lächelte, sagte aber nichts. Menolly bemutterte Maggie. Sie folgte dabei dem Beispiel unserer eigenen Mutter, aber wenn ich sie darauf hinweisen würde, würde sie das verächtlich abtun. Ich aß meinen Schokoriegellauf, knipste das Licht aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Irgendwann gegen Mitternacht holte der Schlaf mich endlich ein, und ich schlummerte erschöpft und traumlos.
Camille, Morio, Smoky, Iris und ich standen vor dem Eingang zum Portal im Hydegar Park. Es war eines der neuen Portale, die sich seit ein paar Monaten willkürlich überall auftaten,
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