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Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mit einer unheimlich schnellen Bewegung neben mich auf die Fensterbank. Ich blickte zu ihr auf und wollte mich eigentlich noch nicht wieder zurückverwandeln. Sie hob mich hoch. In Katzengestalt nahm ich Menollys Geruch besonders deutlich wahr. Sie erinnerte mich an Hi'ran. Sie roch nach Friedhofserde, alten Knochen und staubigen Gemächern, die schon lange vor der Sonne verborgen waren. Sie roch leicht süßlich, wie überreifes Obst, aber der Geruch war so schwach, dass die meisten Menschen ihre Witterung nie wahrnehmen würden. Doch wir Feen - und Werwesen -konnten die Untoten riechen.
    Manchmal war mir der Gedanke, dass meine Schwester ein Vampir war, immer noch unheimlich. Ihr Tod und ihre Erweckung hatten unsere Familie auseinandergerissen. Camille hatte es geschafft, kühlen Kopf zu bewahren, bis Hilfe eingetroffen war.
    Was Vater nicht wusste - und Menolly auch nicht -, war, dass ich damals dabei gewesen war. Ich hatte die ganze Szene mit angesehen. Ich war gerade in meiner Katzengestalt gewesen, und als Menolly wie das blutige Grauen persönlich zur Tür hereingeplatzt war, hatte Camille mich geschnappt, mir zugeflüstert, ich solle weglaufen, und mich aus dem offenen Fenster geworfen.
    Ich rannte los, um Hilfe zu holen, aber ich war so verängstigt, dass ich mich nicht wieder zurückverwandeln konnte, und erst auf Camilles durchdringende Schreie hin war schließlich jemand gekommen. Sie schaffte es, Menolly in unseren Schutzraum zu locken - Vater hatte ihn eingebaut für den Fall , dass wir je von Trollen oder Goblins überrannt wurden - und sie darin einzuschließen, doch Camille schrie und schrie noch lange danach.
    Als ich merkte, dass sie mir nicht aus dem Haus gefolgt war und ich zu dämlich und verängstigt war, Hilfe zu holen, schlich ich mich zurück und kletterte auf den Baum neben dem Wohnzimmerfenster. Ich sah zu, wie Camille zur Tür rannte und schreiend hinaus auf die Straße lief.
    Danach bekam ich nicht mehr viel mit, aber es dauerte nicht lange, bis Vater nach Hause kam, zusammen mit mehreren Beamten des AND. Bis dahin hatte ich es geschafft, mich zurückzuverwandeln, und ich spazierte ins Haus, als wäre ich den ganzen Nachmittag lang fort gewesen. Ich schämte mich zu sehr und konnte niemandem eingestehen, dass ich da gewesen war, aber keinen Finger gerührt hatte, um Camille zu helfen. Sie hatte es auch nie jemandem erzählt, und dafür war ich ihr dankbar. Später hatte sie versucht, mich davon zu überzeugen, dass sie Verständnis für mich hätte, aber ich konnte mir selbst nicht verzeihen, dass ich sie derart im Stich gelassen hatte.
    Jetzt sah alles natürlich ganz anders aus, aber die Erinnerung daran, wie Menolly in dem Augenblick ausgesehen hatte, als sie ins Haus gestürmt kam - rasende Mordlust im Gesicht, vom Scheitel bis zu den Zehen mit Blut beschmiert, sowohl ihrem eigenen als auch dem ihrer Opfer -, war mir im Hinterkopf geblieben. Sosehr ich mich auch bemühte, ich wurde dieses Bild nicht los. Camille hatte es geschafft, darüber hinwegzukommen, ich aber nicht. Also versuchte ich, besonders viel Zeit mit Menolly allein zu verbringen, um das Netz zu zerreißen, das die Angst noch immer in einem Winkel meines Herzens spann.
    Menolly drückte mich an sich und kraulte mich sacht unterm Kinn. Ich schüttelte meine Sorgen ab und machte es mir auf ihrem Arm gemütlich, während sie mir liebevolle Worte vorgurrte.
    »Kätzchen, ich weiß, dass du mich hören kannst. Ich weiß, dass du mich verstehst. Chase hat eben wieder angerufen. Er möchte, dass du ihn zurückrufst; er will mit dir reden. Er hat gesagt, er würde noch ein, zwei Stunden wach sein.«
    Sie hielt inne und seufzte dann tief. Menolly brauchte nicht zu atmen. Wenn sie es doch tat, dann als Geste, um der Wirkung willen. Manchmal vermutete ich auch, dass sie Atemübungen benutzte, um sich zu zügeln, wenn die Blutlust sie überkam. Sie kitzelte mich leicht zwischen den Ohren und flüsterte: »Weißt du, du solltest ihn wirklich anrufen. Du musst die Sache klären, so oder so.«
    Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, sich da herauszuhalten. Ich hüpfte von ihrem Arm und ging leise zum Bett. Irgendwann würde ich ja doch mit ihr sprechen müssen, warum also nicht gleich? Aber ehe ich mich verwandeln konnte, spürte ich, wie sich mein Magen hob. Verdammt. Warum ausgerechnet jetzt?
    Mein Körper verkrampfte sich, und ich hustete und würgte.
    Es fühlte sich an, wie wenn man beinahe ein Haar verschluckt hätte und es

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