Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
nicht sicher, ob mir diese Bezeichnung gefiel. Trotzdem küsste ich sie auf die Wange und ging dann nach oben zu dem Mann, der mich mit offenen Armen erwartete.
Kapitel 18
Als ich mich meinem Schlafzimmer näherte, hörte ich Musik hinter der Tür. »Magic Man«
von Heart. Zachary hörte offenbar die aktuelle Wiedergabeliste auf meinem MP3-Player.
Ich öffnete die Tür und fand ihn auf dem Fensterplatz in meinem Schlafzimmer vor, ein Knie an die Brust gezogen. Das andere Knie hing über den Rand der Sitzbank, und er klopfte im Takt der Musik mit dem Fuß auf den Boden.
Das Licht war aus, und er starrte aus dem Fenster. Sein majestätisches Profil wurde vom Lichtschein aus dem Flur hinter mir erhellt. Als er mich ansah, fiel mein Blick auf seine vollen, sinnlichen, verlockenden Lippen, und das sommerliche Weizenblond seines Haars hatte einen goldenen Stich.
Mir stockte der Atem, als mir der Duft seiner Lederjacke in die Nase stieg. Selbst unter dem staubigen Kleidungsstück konnte ich die Konturen jedes Muskels erkennen. Das Bild seiner Pumagestalt vorhin an der Bergflanke brannte vor meinem geistigen Auge.
Die Erinnerung daran, wie ich an seiner Seite den felsigen Abhang hinaufgerannt war, strömte durch meine Adern, und irgendwo tief in mir grollte der Panther, der das Bild wiedererkannte.
Es war lange her, seit wir zuletzt ohne Anstandsdame miteinander allein gewesen waren.
Langsam ging ich auf ihn zu, um das Bett herum, und war mir nur allzu bewusst, dass die Bettdecke halb auf den Boden hing und ich über meinen Schlafanzug und andere schmutzige Kleidung steigen musste, die darum verstreut lag. Er wandte mir den Kopf zu und blickte mir ruhig entgegen.
Während ich mich ihm näherte, dachte ich an Chase. Ich konnte immer noch aufhören, ehe ich die Dinge wesentlich komplizierter machte. Ich konnte ihn anrufen und ihn bitten, mit mir über alles zu reden. Ich konnte ihm sagen, dass ich ihn vermisste.
Verdammt, ich konnte sogar Erika suchen, ihr in den Hintern treten und sie zu Tode erschrecken.
Aber ich wollte nichts davon tun.
Ich hatte es satt, nachzudenken, mich mit verletzten Gefühlen herumzuschlagen, und ich hasste die Eifersucht, die in mir selbst herangewachsen war. Sie grenzte schon an Unsicherheit, und das war der einzige von meiner Mutter geerbte Wesenszug, den ich nun gar nicht wollte. Ich konnte das Gefühl nicht ausstehen, das diese Unsicherheit in meinem Herzen hinterließ. Wenn Chase Erika wollte, sollte er sie haben. Im Augenblick wollte ich mich nicht mit diesem ganzen Blödsinn herumschlagen; ich wollte nur ..
»Delilah.« Zachs Stimme schlang sich tief und rauchig um mich. Plötzlich sprang er auf und stand mit einem Schritt vor mir. Langsam hob er die Hand und strich über meinen Hals. Ich erschauerte, als er mit dem Zeigefinger über meine Kehle und mein Top bis hinab zwischen meine Brüste fuhr.
»Sag kein Wort. Stell mir keine Fragen«, sagte ich. »Küss mich einfach.«
Zach beugte sich vor und presste langsam die Lippen auf meine. Sie waren üppig und weich, und ich begann zu zittern, als er die Arme um mich schlang und mich fest an sich zog. Ich behielt die Augen offen und starrte in seine, die ebenfalls nicht einmal blinzelten, während wir uns küssten und unseren Atem tauschten.
»O große Herrin Bast, mach mir wieder klar, was ich bin«, flüsterte ich.
Er hielt inne, richtete sich auf und sah mir weiterhin in die Augen. »Was willst du? Du brauchst es nur zu sagen, und ich tue es.«
Ich konnte spüren, wie sich der Panther in mir regte. Ich packte ihn am Handgelenk.
»Komm mit.«
Er folgte mir, als ich ihn in mein Spielzimmer zog, vorbei an dem großen Kratzbaum und dem Katzenklo, und das Fenster aufstieß. Ich kletterte aufs Dach hinaus und sprang mit einem Satz in die Astgabel der Eiche vor dem Fenster. Als meine Hände den Stamm packten und meine Füße auf dem starken Ast landeten, begann ich mich in den Panther zu verwandeln. Es ging schnell und schmerzlos, und binnen Sekunden war ich durch das Geäst hinabgeklettert und sprang auf den Boden. Ich wartete am Fuß des Baums, während Zach es mir gleichtat, sich in den Puma verwandelte, vom Baum sprang und an meiner Seite landete.
Die Nacht war tief dunkel, denn es war beinahe Neumond, doch wir brauchten kein Licht. Ich rannte auf den Wald zu, in dem der Birkensee lag, und genoss das Gefühl meiner spielenden Muskeln, des Bodens unter meinen Pranken, der Luft, die mein Fell beben ließ. Jeder meiner
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