Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
dreimal an. Hoffen wir, dass da vorn nichts in die Luft fliegt, ehe ich wieder da bin. Das Letzte, was wir brauchen kön nen, ist, dass wir durch irgendetwas getrennt werden.« Ich lauschte an der Tür. Im Flur war nichts zu hören außer dem Sprechgesang, der eine endlose Wiederholung zu sein schien. Beiläufig fragte ich mich, ob sie ihn aufgezeichnet hatten und einfach als Endlosschleife abspielten.
Ich schlüpfte hinaus und schloss die Tür hinter mir. Der Gang war leer. Ich hielt mich ganz am Rand und wich Türen aus, die sich plötzlich öffnen könnten. So eilte ich den Flur entlang. Ich konnte mich schneller bewegen als die anderen, Vanzir und Roz vermutlich ausgenommen. Lautlos folgte ich dem Klang der Musik und den Stimmen, die mich aus der Ferne riefen.
Als ich mich dem Ende des Flurs näherte, sah ich eine Treppe, die nach unten führte. Daneben nahm eine Glasscheibe einen großen Teil der Wand ein, und als ich mich vorsichtig an den Rand schob, ließ das, was ich unter mir sah, mich erschrocken zurückspringen.
Die Treppe führte in ein Amphitheater. Die Wände waren schwarz bemalt, mit Gold abgesetzt. Stufenförmig angeordnete Reihen von Regalen zogen sich wie Bänke an den Wänden entlang, und darauf standen mindestens hundert Kerzenhalter aus Messing. In jedem davon flackerten drei elfenbeinfarbene Kerzen. An einer Wand hing eine aufgespannte Haut. Ich erkannte anhand der Form, dass es die Haut eines Menschen war, und es waren Runen in Blut darauf geschrieben. Der Schlüssel zum Dämonentor , dachte ich.
Ein großer, flacher Marmorblock stand mitten im Raum, zu beiden Seiten von zwei Meter hohen, blutroten Kerzen beleuchtet. Ein Ring aus Gestalten in Umhängen mit Kapuzen umgab den Altar. Die grauen Roben waren mit einer geflochtenen Schärpe aus roten, schwarzen und goldenen Bändern gegürtet. Am Kopf dieses Altarsteins stand eine der Gestalten mit einem langen Schwert mit grausamer, gezahnter Klinge.
Doch mein Blick blieb an der Person hängen, die an den Altar gekettet war. Sie war nackt bis auf einen hauchdünnen Schal, der über ihren Bauch drapiert war. Ihr langes, goldblondes Haar floss über den Marmor - eine zarte Elfe, an Händen und Füßen mit Schellen an den Stein gekettet. Sie wimmerte, doch der dumpfe Gesang übertönte es. Ich schaute hinter die Gestalt mit dem Schwert und sah, wie sich in der Luft dahinter ein schwarzes Nichts bildete. Ein Dämonentor! Heilige Scheiße ... sie öffneten gerade ein weiteres Tor!
Ich wirbelte herum, um Unterstützung zu holen. Bedauerlicherweise war ich so auf das konzentriert gewesen, was in dem Amphitheater vor sich ging, dass ich nicht darauf geachtet hatte, was direkt hinter mir war. Ich stieß mit einer weiteren verhüllten Gestalt zusammen. Morio hatte recht , dachte ich. Ich mochte unsichtbar sein, nahm aber immer noch Raum ein. Der dumpfe Schlag, mit dem ich den Mann unabsichtlich umrannte, war ebenso wirklich wie die Tatsache, dass ich mich in seinen Umhang verhedderte und mit einem lauten »Uff!« auf ihn stürzte.
Zur Hölle, das war schlecht - ganz schlecht. Als ich mich hastig aufrappelte, griff er nach mir - oder vielmehr in die Luft - und schaffte es, einen meiner Zöpfe in die Finger zu kriegen. Er riss daran, und ich fauchte und versetzte ihm instinktiv eine Ohrfeige. Als meine Hand klatschend auf seine Wange traf, sah ich eine leichte Wellenbewegung in der Luft, und dann wurde ich schimmernd und flackernd wieder sicht bar. O Scheiße. Ich hatte ihn angegriffen, und jetzt konnte er mich sehen.
»Was zum Teu...« Die Stimme kam mir seltsam bekannt vor, und ich riss der Gestalt die Kapuze vom Kopf und brachte Duane zum Vorschein. Ach, wie reizend. Ein böser Junge, auf den ich gut verzichten konnte. »Wer sind Sie denn, verdammt?«
Er versuchte mich zu packen, aber ich wich zurück und verpasste ihm eine. Meine Faust traf seinen Kiefer. Ich hörte die Knochen brechen, und er verlor das Bewusstsein. Ein rascher Blick in den Flur hinter mir sagte mir, dass er nicht allein gewesen war. Ein weiterer Kapuzenmann stürzte zur Wand und schrie. Ich verstand nicht, warum er nicht einfach davonlief, doch als ein schriller Sirenenton den Flur erfüllte, wurde mir klar, was er an der Wand gemacht hatte. Erst hielt ich das Geräusch für einen Feueralarm, aber dann bemerkte ich, dass die Lichter an der Decke blinkten - also eher eine Art Warnung. O Scheiße .
Ich sprang auf und stürmte auf ihn zu, aber er schoss in den nächsten Raum, und
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