Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
wie Jason, aber ein paar Jahre jünger, und ich vermutete, dass das sein Bruder war.
Die Pastorin betrat das Podium. Die Musik setzte ein -Jim Croce schmachtete »Time in a Bottle« -, und Tim kam langsam den Mittelgang entlang. Er trug einen schwarzen Smoking, und sein Hemd war so blau wie seine Augen. Drei Brautjungfern folgten ihm - es war schwer zu sagen, ob sie Frauen waren oder verkleidete Männer, aber sie trugen sehr geschmackvolle silberne Kleider und Sträuße aus roten Rosen und weißen Nelken.
Als Jim zu Jason vor den Altar trat, dachte ich über die Liebe nach. Ich dachte über all die möglichen Verbindungen auf der Welt nach, und wie selten und wunderbar es war, jemanden zu finden, mit dem man sein innerstes Selbst teilen konnte. Ich wusste zwar nicht, ob ich das jemals haben würde, aber fürs Erste war Nerissa meine Gefährtin. Und fürs Erste war das, was wir hatten, genug.
Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder der Zeremonie. Die Pastorin sprach gerade.
»... Liebe - es geht nur um Liebe. Wir tun uns zusammen, wir gestalten unsere Familien, wir wählen unsere Weggefährten in dem Wunsch, ein gemeinsames Leben zu schaffen. Die Liebe nimmt viele Formen an, trägt viele Gesichter, aber wenn sie echt ist, wenn sie dein Herz berührt, wirst du sie erkennen und voller Hoffnung annehmen. Liebe ist stärker als Hass, Liebe ist stärker als Zorn. Liebe ist stärker als alle künstlichen Trennungen in dieser Welt. Aber die Liebe muss genährt und sorgsam gepflegt werden ...«
Meine Gedanken wandten sich wieder nach innen. Harish hatte Sabele geliebt, und sie war ihm genommen worden. Ich hatte seine Hand gehalten, während er weinte, nachdem wir ihm von ihrem Schicksal berichtet hatten. Rozurial hatte geliebt, und auch diese Liebe war auf tragische Weise aus seinem Leben gerissen worden. Mutter war um der Liebe willen in eine fremde Welt gezogen. Camilles Liebe umfasste drei Männer - so weit und offen war ihr Herz. Delilah war zwischen ihren Liebhabern hinund hergerissen.
Als Jason Tim küsste, sprangen wir alle auf und jubelten, und ich spürte, wie mir blutige Tränen in die Augen stiegen. Ich wischte sie hastig mit dem roten Stofftaschentuch weg, das Sassy mir für heute geliehen hatte, und wandte mich Nerissa zu. Sie beugte sich vor und küsste mich.
»Ein Kuss für die Liebe«, flüsterte sie. »Und jetzt gehen wir und gratulieren den Bräutigamen.«
Kapitel 29
Die nächste Nacht war Litha, die Mittsommernacht, und wieder war unsere Anwesenheit bei einem festlichen Anlass gefordert sowohl als Gesandte der Anderwelt wie als Verwandte von Morgana.
Wir trugen unsere besten Ritualkleider. Camilles Tätowierung auf der Rückseite der linken Schulter, die sie als Tochter der Mondmutter auswies, schimmerte silbrig. Sie trug ein langes, halterloses Kleid, das von der Taille abwärts wie ein Wasserfall aus glitzernder Gaze an ihr herabfloss.
Delilah hatte ihre beste Tunika und feine Leggings an, und Lysanthra war an ihr Bein geschnallt. Die schwarze, tätowierte Sense auf ihrer Stirn glänzte wie von orangeroten Flammen erhellt.
Ich hatte mich für ein langes, blutrotes Kleid entschieden, und zum ersten Mal seit vielen Jahren umhüllte mein Haar meine Schultern in prächtigen Locken. Ich war mir meines neuen Selbst noch nicht so sicher, aber zumindest heute Nacht würde ich das Haar offen tragen.
Die Versammlung der Feen aus Erdwelt und Anderwelt fand auf einem tausend Morgen großen Stück Land nördlich von Seattle statt, das die Feenköniginnen gekauft hatten. Hier gediehen Tannen und Zedern, Eichen und Ahorne, Heidelbeeren und lange Brombeerranken. Das Gebiet lag in den Ausläufern der Kaskadenkette und war leicht zu finden, aber doch abgelegen genug, um nicht von den nächsten Städten verschlungen zu werden.
Ich wusste, dass die Feenköniginnen so viele Grundstücke wie möglich um diese zentrale Domäne herum aufkauften. Titania war dabei, ihren Wohnsitz auf dieses Land zu verlegen, und bald würde Smoky sie los sein. Er war so froh und dankbar, dass er sich bereiterklärt hatte, gemeinsam mit Camille und Morio zu der Zeremonie zu erscheinen.
Während die Werpumas lieber zu Hause geblieben waren, hatte Chase Delilah unbedingt begleiten wollen, was ich ein wenig beunruhigend fand. Dem Detective war nicht klar, wie gefährlich es für einen Menschen inmitten so vieler Feen sein konnte.
Natürlich waren auch einige Abgesandte der Menschenwelt anwesend - Regierungsvertreter aus
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