Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
das Horn mitgebracht, also werde ich ihnen eine volle Ladung verpassen.«
Sie schob die Hand in eine Seitentasche, die sie eigens in ihren Rock eingenäht hatte, und holte das Horn des Schwarzen Tiers hervor. Die Kristallspitze schimmerte, und die Gold- und Silberfäden, die sich durch das polierte Horn zogen, glitzerten hell. »Okay, Leute, es geht los.«
Mir ging auf, dass meine Schwester solche Kämpfe allmählich mehr zu genießen schien, als gut für sie war - aber, he, was sollte ich da sagen? Schließlich war ich auch immer für ein schönes Blutbad zu haben. Ja, während ich den anderen bei ihren Vorbereitungen zusah, wurde mir etwas bewusst: Ganz gleich, was auch geschehen mochte, wir würden niemals zu unserem vorherigen Leben zurückkehren. Wir konnten nie wieder die sein, die wir gewesen waren, ehe wir hier in der Erdwelt gelandet waren. Wenn wir den Frieden für alle erkämpften, würde es dann noch einen Platz für uns geben? Oder würden wir uns zurückziehen müssen, um andere Schlachten an anderen Orten zu finden, wo wir gebraucht wurden?
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden, und blickte zu Smoky auf, der seinen Trenchcoat aufhielt. »Komm her«, sagte er mit lüsternem Grinsen. Ich wich zuück, aber er lachte nur. »Bilde dir bloß nichts ein. Ich mache dich nicht an. Schlüpf unter meinen Mantel, dann kann ich dich vor dem Licht schützen.«
Camille schnaubte. »Hinfort mit dir, Weib. Mein Mann bietet dir seinen Schutz an. Ich rate dir dringend, ihm zu gehorchen. «
» Hinfort, Weib? Übst du für einen Stand auf dem nächsten Mittelaltermarkt oder was? «
»Nichts gegen Mittelaltermärkte. Da findet man tolle Klamotten.« Sie streckte mir die Zunge heraus. »Nun mach schon. «
»Ja, ja.« Ich starrte zu der übergroßen Eidechse auf und schüttelte den Kopf. Aber natürlich schlüpfte ich in den Schutz von Smokys makellos weißem Trenchcoat. Er schloss mich in seine Arme, und da stand ich dann, isoliert von der Welt und mit seinem Moschusgeruch in der Nase.
Er war tatsächlich ein hinreißend knackiges Kerlchen, aber er war außerdem hochtrabend und pompös und neigte zu Eifersuchtsanfällen, die ich mir nie gefallen lassen würde. Camille nahm sie mit einem Lächeln hin, und er ließ ihr wesentlich mehr durchgehen als jedem anderen. Ich beschloss, ihn für die »Bilde dir bloß nichts ein«-Bemerkung nicht gleich zu beißen.
»He, ihr durchgedrehten Kraken! Setzt eure hässlichen Hintern in Bewegung und kämpft!«
Während ich in der Dunkelheit seines schützenden Mantels stand, hörte ich Camille rufen und verzog das Gesicht. Warum musste sie die Biester noch auf sich aufmerksam machen? Warum konnte sie nicht einfach ihren Blitz loslassen, und gut? Es entstand plötzliche, heftige Bewegung, die ich sogar unter Smokys Trenchcoat spüren konnte, und dann war ein lautes Krachen zu hören, wie ein Donnerschlag.
Ein greller Blitz blendete mich auch im Schutz des schweren Stoffs, und ein heulender Windstoß pfiff vorbei. Unwillkürlich begrub ich den Kopf an Smokys Brust. Er schlang die Arme um mich und brummte befriedigt.
»So ist es recht, Mädchen«, flüsterte er, und mir wurde klar, dass er von Camille sprach. Das Licht flackerte und erstarb, und er öffnete den Mantel. Ich trat zurück und lächelte ihn ein wenig schief an. Er nickte mir knapp zu und widmete dann seine ganze Aufmerksamkeit Camille. »Geht es dir gut, Liebste?«
Sie lachte, und ihr Haar flatterte in dem astralen Wind, den der Lichtblitz verursacht hatte. »Oh, mehr als nur gut«, sagte sie, und ich merkte, dass sie von dem Adrenalinstoß der Magie, die das Horn durch sie hindurch ausgesandt hatte, regelrecht high war. »Roz, funktioniert der Spurzauber?«
Er schloss die Augen und streckte die Hände aus. »Ja, er funktioniert.« Plötzlich hektisch, winkte er uns zu, ihm zu folgen. »Wir müssen uns beeilen. Sie sind auf dem Heimweg, und wir dürfen sie nicht verlieren.« Damit rannte er los wie der Wind und war auf und davon.
Smoky und Vanzir waren ihm dicht auf den Fersen. Camille nahm meine Hand, und auch wir rasten durch den Nebel. Auf der Astralebene zu rennen, war ein völlig neuartiges Gefühl. Wir waren in der physischen Welt alle ziemlich schnell, aber hier flogen wir nur so dahin.
Camille holte Smoky und Vanzir rasch ein, überholte sie und ließ mich los, damit ich bei den beiden bleiben konnte, während sie noch einen Gang hochschaltete und mit Rozurial mithielt. Mir blieb der Mund
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