Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
euch später alles. Ich weiß nicht, was gleich passieren wird, aber eines sage ich euch: Das nächste Mal, wenn eine von uns heiratet, sollte sie ihren Zukünftigen unbedingt vorher fragen, ob er noch irgendwo eine Verlobte oder eine Freundin sitzen hat.«
Delilah errötete wie ein angestoßener Pfirsich. »Ja, das habe ich auch auf die harte Tour gelernt. Aber zumindest war ich mit Chase nicht verheiratet.«
Ich verzog das Gesicht. »Smoky behauptet, er hätte diese ... dieses Weibchen .. . noch nie angerührt. Die Ehe wurde von den Eltern arrangiert. Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben soll, aber durch die Seelensymbiose wäre es schwer für ihn, mich zu belügen. Oder umgekehrt. So ist es auch bei Morio. Also, kann ich so da rausgehen und meinen Schwiegervater kennenlernen?«
Iris lächelte mich energisch an. »Kopf hoch. Wie könnte irgendjemand dir widerstehen?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mich auf die Wange zu küssen. »Du siehst wunderhübsch aus. Jetzt geh da rein und hau sie um. Pass nur auf dein loses Mundwerk auf, und was immer du tust, lass sie nicht merken, dass du das Einhorn-Horn besitzt.«
Himmel. Sie hatte recht. Smoky war so liebenswürdig, es mir nicht einfach aus der Hand zu reißen, aber andere Drachen könnten weniger rücksichtsvoll sein. Ich hob den Rocksaum und löste das Strumpfband, mit dem ich es stets an meinem Oberschenkel befestigte. »Versteckt das. Bitte. Ich will kein Risiko eingehen.«
Delilah nahm es und nickte mir zu. »Du solltest jetzt endlich da reingehen.«
Ich wappnete mich und marschierte zurück in die Küche. Smoky nickte anerkennend, als er den Blick über die saubere Kleidung und mein tränenfreies Gesicht schweifen ließ.
»Du bist wunderschön«, flüsterte er, und ich hakte mich bei ihm unter. Morio gab mir einen zarten Klaps auf den Hintern, als ich an ihm vorbeiging, und ich warf ihm ein schiefes Lächeln zu. So hatte ich mir meine erste Begegnung mit den Schwiegereltern nicht vorgestellt, aber in unserem Leben lief wohl nie etwas ganz einfach. Ich holte tief Luft und ließ mich von Smoky ins Wohnzimmer führen, schnurstracks in die Höhle des Drachen.
Ich hatte keine Ahnung, was ich erwarten sollte, und mein erster Eindruck war eher ein Gefühl als ein Anblick. Wir betraten das Wohnzimmer, und die Macht traf mich wie ein Vorschlaghammer und warf mich beinahe um. Es war, als hätte ich zwei Säulen aus reinem Feuer vor mir - eine weiß, die andere golden. Sie blendeten mich. Ich blinzelte, und da standen ein großer - ein ungeheuer großer - Mann und eine Frau von so strahlender Schönheit, dass mir die Knie weich wurden.
Der Mann sah Smoky sehr ähnlich, doch sein Haar war reinweiß, nicht silbern, und sein Gesicht war zerfurcht und viel rauer. Er sah nicht alt aus, aber er fühlte sich unvorstellbar alt an. Ich hatte keine Ahnung, wie lange dieser Drache schon in der Welt herumgezogen war, doch im Vergleich zu ihm kam Smoky mir geradezu jugendlich vor.
Er war mindestens zwei Meter zehn groß und breitschultrig. Seine Bartstoppeln hatten die Farbe frisch gefallenen Schnees, und seine Haut wirkte sogar noch heller als Smokys, beinahe durchscheinend. Der Drache trug ein fließendes Gewand aus etwas, das wie Seide aussah. Silberne Stickerei schmückte das Wappen auf der Brusttasche. Ich konnte ihm kaum in die Augen sehen, so wild wirbelten in dem hellen Blau glitzernder Raureif und Schnee umher.
Ich holte tief Luft und wandte mich der Frau zu. Sie schien etwa in Smokys Alter zu sein, aber ihre Haut hatte einen warmen Bronzeton, und sie war knapp einsneunzig groß. Ihr Haar erinnerte mich an gesponnenes Gold, und es fiel ihr bis zur Taille. Sie war kräftig gebaut, muskulös, mit großen, strammen Brüsten, einer schlanken Taille und Oberschenkeln, die meinen Schädel knacken könnten wie eine Nuss o ja, sie war prachtvoll. Ihre Augen schimmerten ebenso golden wie alles an ihr, und nun kam ein herzhaftes Lachen über ihre vollen, üppig geschwungenen Lippen. Sie trug ein rotes Kleid, das mehr enthüllte, als es bedeckte, gegürtet mit einem vergoldeten Taillenmieder. Nein, nicht einmal die berühmteste Schönheit zu Hause in Y'Elestrial hätte sich mit dieser Alptraumphantasie vergleichen können.
Smoky spürte, dass ich schwankte, und stützte mich diskret mit einer Hand. Ich holte tief Luft und wartete auf sein Stichwort.
»Vater, darf ich Euch meine Gemahlin vorstellen, Camille te Maria.« Er benutzte meinen Nachnamen, wie er in
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