Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
zutiefst.
»Ruhe jetzt, schlafe für immer, träume und erwache nicht mehr. Ergib dich dem süßen Vergessen, versinke in der Dunkelheit, schließe dich glitzernden Sternen an - in die Leere schleudern wir dich, ins Nichts schicken wir dich, zum Abgrund geleiten wir dich, ergib dich - lass los, werde eins mit der Welt und sei nicht mehr!« Als ich die letzten drei Worte hervorstieß, kreischte die Goshanti. Dann rollte sie sich langsam zusammen, ihre Farben verblassten, während sie immer kleiner wurde und schließlich mit einem letzten Wimmern verschwand.
»Geschafft.« Morio rang nach Luft. »Sie ist weg.«
Ich starrte auf die Stelle, wo sie eben noch gewesen war. Ich konnte mir keine Reue erlauben, durfte nicht darüber nachdenken, ob wir das Richtige getan hatten. Ich drehte mich zu ihm um und legte die Hände auf seine Brust. Er zog sie an seine Lippen und küsste zärtlich jeden meiner Finger.
»Sie ist weg«, wiederholte ich erschöpft. Ich wollte mich nur noch in einem gemütlichen Sessel ausruhen, mit einer Decke und einer Tasse Tee.
Ich winkte Delilah zu uns heran. Mit großen Augen kam sie langsam näher und hielt mir ihr Handy hin.
»Du kannst Chase sagen, dass er und seine Männer das Grundstück jetzt betreten können. Den Rest werden wir später reinigen, aber vorerst dürften sie hier sicher sein.«
»Gut. Der Anruf ist für dich. Iris ist dran. Sie wollte warten, bis ihr fertig seid, also muss es ziemlich wichtig sein.«
Mein erster Gedanke war der, dass Trillian etwas passiert sein könnte. Ich riss ihr das Handy aus der Hand und sagte: »Iris? Camille. Was gibt's?«
Sie flüsterte, was an sich schon merkwürdig war, aber sie hörte sich außerdem an, als hätte sie einen Frosch verschluckt. »Du musst nach Hause kommen. Sofort. Wir haben Besuch.«
»Wer ist es? Trillian?« Das Herz schlug mir plötzlich bis zum Hals. Hatte er früher abreisen können und war nach Hause gekommen, ohne vorher Bescheid zu sagen, weil er mich überraschen wollte?
»Nein«, antwortete sie, und ihre Stimme klang belustigt und argwöhnisch zugleich. »Smokys Vater ist hier. Und er hat noch jemanden mitgebracht.«
Smokys Vater? Alles Blut wich mir aus dem Gesicht, und ich sank zu Boden, ohne darauf zu achten, dass ich in einer matschigen Pfütze landete. »Und was zum Teufel will Smokys Vater von mir?«, fragte ich leise. Wenn Smoky schon mächtig und uralt war, dann musste sein Vater wahrhaft beängstigend sein.
»Offenbar ist Smoky ... na ja ... Also, es ist noch jemand hier. Eine Frau - ein Drachenweibchen. Sie behauptet, sie sei Smokys Verlobte, und Smoky streitet das nicht ab.«
Dümmlich starrte ich das Handy an und konnte einfach nicht begreifen, was ich da hörte. Ich stand auf und deutete zum Auto. »Wir müssen nach Hause. Sammelt alles ein, und dann nichts wie los. Schnell.«
Iris hörte mich und verabschiedete sich flüsternd. Ich klappte das Handy zu und gab Delilah meinen Autoschlüssel. »Fahr du. Ihr werdet nicht glauben, was ich euch jetzt sage. Verdammt, ich weiß ja selbst nicht, was ich davon halten soll.«
Doch während wir alles einpackten und in Richtung Belles-Faire fuhren, wurde mir sehr deutlich bewusst, was ich davon hielt. Smoky gehörte mir. Er gehörte zu mir und Morio.
Unwillkürlich trat ein eifersüchtiger Zug in mir zum Vorschein - ein Gefühl, das ich kaum kannte und überhaupt nicht mochte. Aber ich sah rot und konnte an nichts anderes mehr denken, als so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, damit ich das Miststück vermöbeln konnte, das Anspruch auf meinen Ehemann, meinen Seelengefährten erheben wollte. Das Problem war nur: Wie zum Kuckuck sollte ich einen Drachen dazu bringen, die Klauen von meinem Ehemann zu nehmen?
»Ganz, ganz vorsichtig«, riet ein leises Stimmchen in mir. »Sehr vorsichtig.«
Kapitel 6
Bis ich zur Tür hereinplatzte, warf Iris einen einzigen Blick auf mein Gesicht und bugsierte mich sofort in die Küche, wo sie mich auf einen Stuhl niederdrückte.
»Du kannst nicht geladen und gespannt da reingehen. Ich kenne dich«, sagte sie. »Ich weiß, wozu dein Mundwerk fähig ist, und glaub mir, du solltest jetzt wirklich keinen Fehler machen. Wir haben drei Drachen im Wohnzimmer sitzen, und keiner von ihnen wirkt besonders glücklich. Das allein sollte dir schon eine Heidenangst einjagen, aber wie ich sehe, bist du zu einem vernünftigen Gedanken nicht mehr fähig.«
Da hatte sie verdammt recht. Während der ganzen Fahrt nach Hause
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