Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
mein Vater, Sephreh ob Tanu, Berater ihrer königlichen Hoheit Tanaquar von Y'Elestrial. Und das sind mein Gefährte und Ehemann Morio und meine Freundin Iris.«
    Das Einhorn blinzelte, und die langen Wimpern flatterten im Wind. Sie hatte bezaubernde Augen - leuchtend grün hoben sie sich vor dem hell gescheckten Fell ab, und sie wirkten wie stille, grüne Teiche. Mit einem leisen Wiehern neigte sie den Kopf in Richtung meines Vaters und sagte in der gemeinen Sprache: »Euer Exzellenz, wir heißen Euch und Eure Reisegefährten in Dahnsburg willkommen. König Upala-Dahns erwartet Euch im Palast. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?«
    Morio sah mich ein wenig verwirrt an. Er sprach ein paar Worte der gemeinen Sprache - ich hatte ihm so viel beigebracht, dass er notfalls zurechtkommen würde, aber er beherrschte sie noch lange nicht fließend. Ich flüsterte ihm rasch die Übersetzung zu.
    Wir reihten uns hinter dem Einhorn ein, das geschickt einen gewundenen Pfad hinabstieg. Die sachte Anhöhe lag etwa vier- bis fünfhundert Meter vor der Stadt, und der Weg verlief parallel zur Küste, ehe er dann landeinwärts abbog. Auf der Klippe und der weiteren Küste waren kaum Bäume zu sehen. Die Stadt lag am Rand der Silofel-Ebene, einem langen, schmalen Landstrich, der von hohem Gras, hühnereigroßen Kieseln und sandigem Boden geprägt war. Die Ebene grenzte ans Windweidental, und Dahnsburg selbst lag an der Tidenbucht.
    Der Morgenhimmel war wolkenverhangen, und das Wasser schien einen Sturm vom Meer her anzukündigen. Graue Gewitterwolken jagten übers Meer und trieben einen scharfen Wind vor sich her, der die Wellen aufwühlte und als schaumgekrönte Brecher an die Küste donnern ließ. Elektrische Spannung knisterte in den Wolken und in der Luft.
    Ich atmete tief die geladene Luft ein, und ein kleiner Funkenschauer rieselte durch meinen Körper. Bei solchem Wetter fehlte mir diese Welt immer besonders, weil hier alles so lebhaft und kraftvoll war. Ja, natürlich waren auch Wolken und Land in der Erdwelt lebendig, aber hier spürte man sie viel direkter, und niemand konnte leugnen, dass die Elemente ein eigenes Bewusstsein besaßen.
    Morio griff nach meiner Hand, und ich drückte seine Finger. Er lächelte mir beinahe schwindelig zu.
    »Du spürst es also auch«, stellte ich voller Freude fest.
    Er nickte. »Bei meinem ersten Besuch in der Anderwelt war es nicht so präsent. Vielleicht, weil wir in Aladril waren. Aber hier ... am Meer ... Ich habe das Gefühl, dass ich nur die Augen schließen müsste, um die Elementare wild miteinander tanzen zu sehen. Alles ist so lebendig.«
    »Lebendig ist gut«, entgegnete ich.
    Vater sah sich nach uns um. Er hatte uns zugehört, und jetzt zwinkerte er mir zu und lächelte. In diesem Augenblick sah ich ihm an, wie sehr er sich freute, dass ich wieder zu Hause war. Er musste einsam sein. Auf der Stelle beschloss ich, dass meine Schwestern und ich eine Frau für ihn finden mussten - Krieg hin oder her. Er brauchte jemanden, und so kostbar mir das Andenken an meine Mutter auch war, Vaters Leben musste weitergehen. Er musste sein Herz und sein Leben wieder öffnen.
    Wir erreichten das Stadttor. Dahnsburg war gut befestigt. Im Norden lag das Wyvernmeer, die drei anderen Seiten wurden von hohen Mauern geschützt. In regelmäßigen Abständen ragten Wachtürme über dem Wehrgang auf. Jede der drei Mauern hatte ein bewachtes Tor mit einem Fallgitter, das bei einem Angriff schnell heruntergelassen werden konnte.
    »Seid ihr hier vielen Gefahren ausgesetzt? Die Stadt liegt recht weit weg vom Finstrinwyrd oder Guilyoton.«
    Sheran-Dahns blickte zu mir zurück. »Nein«, antwortete sie mit leicht trillernder Stimme. »Aber im Windweidental streifen viele Kryptos herum, die nichts als Finsternis im Herzen tragen. Und im Nebelvuori-Gebirge gibt es Trolle, die hier vorbeiziehen. Östlich von uns liegt der Diesteltann, der zwar nicht so gefährlich ist wie der Finstrinwyrd, doch auch dieses schöne Waldland beherbergt die Guten wie die Bösen. Übellaunige Waldbewohner kommen oft hierher und versuchen, Ärger in der Stadt zu machen. Und dann sind da noch die Meré, die Überfälle vom Meer aus verüben.«
    Ich nickte und holte zu ihr auf. »Das stimmt natürlich. Im Grunde ist kein Ort wirklich sicher.«
    Sheran-Dahns blickte auf mich herab. Ihre Augen hatten einen weichen Schimmer, und ich wäre am liebsten in dieses strahlende Grün versunken, um mich darin zu verlieren. Sie schnaubte leise, senkte

Weitere Kostenlose Bücher