Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
verzichten. Aber du weißt ja, wie ich über dich und meine Tochter denke.«
Hoppla, waren wir heute aber unverblümt.
Trillian tat die Bemerkung mit einer lässigen Handbewegung ab. »Im Lauf der Jahre hast du deine Missbilligung unmissverständlich deutlich gemacht. Ich erwarte nicht, dass sich daran etwas ändert. Also nehme ich deine Begrüßung so hin, wie sie gemeint ist.« Er streckte eine Hand aus, und Vater schnaubte entnervt, schlug aber ein, wobei er die Augen gen Himmel verdrehte.
Jetzt kamen auch Morio und Iris hinzu, und Trillian stieß einen leisen Freudenschrei aus. Er beugte sich hinab und umarmte Iris. »Verehrte Iris«, sagte er sanft. »Ich hatte dich hier nicht erwartet, aber ich freue mich, dich zu sehen.«
Iris hatte Trillian schon immer mühelos im Zaum halten können - genauso, wie sie offenbar Smoky gezähmt hatte. Ich wusste nicht, was für einen besonderen Charme die Frau besaß, aber ich beneidete sie darum. Mit einem leisen Wort konnte sie einen Streit unterbinden. Niemand lachte je über sie, wenn sie sich beklagte. Jetzt durchbrach sie ihre düstere Stimmung und küsste Trillian auf die Wange.
»Trillian, ich bin so froh, dass es dir gutgeht. Wir haben dich sehr vermisst.«
»Manche mehr, manche weniger, nehme ich an«, sagte Trillian und wandte sich Morio zu. Die beiden Männer standen einander einen Moment lang gegenüber, dann umarmte Morio Trillian, und Trillian drückte ihn an sich und klopfte ihm auf den Rücken. »Fuchswelpe, schön, dich zu sehen. Hast du gut auf meine Frau aufgepasst?«
O-oh. Dies war nicht der passende Zeitpunkt, ihn wissen zu lassen, dass ich Morio geheiratet hatte. Und Smoky. Ich betete darum, dass Morio den Mund halten würde, aber bei Männern und ihrem Testosteron wusste man ja nie, ob das große Hirn in ihrem Schädel das kleine Hirn in ihrer Hose erfolgreich überstimmen würde.
Morio warf mir ein schelmisches Grinsen zu und nickte dann. »Smoky und ich haben uns gut um sie gekümmert, aber du hast uns wirklich gefehlt.«
»Da das glückliche Wiedersehen jetzt beendet ist, wann sollen wir den König treffen?« Mein Vater unterbrach uns, und als sein Blick auf Trillian fiel, zog er eine säuerliche Miene. Ich knurrte leise. Er mochte Trillian nicht, nur weil er ein Svartaner war. Das war der einzige Grund, und allmählich ging mir das auf die Nerven.
»Nun hör schon auf, Vater. Trillian galt sechs Monate lang als vermisst...«
»Ist schon gut, Camille.« Trillian küsste mich auf die Stirn.
»Nein, ist es nicht.«
»Dein Vater sorgt sich mehr um Staatsangelegenheiten als um dein Liebesleben. Und ich bin tatsächlich hier, um euch zu König Upala-Dahns zu bringen. Ich arbeite seit ein paar Monaten mit den Dahns-Einhörnern zusammen. Dein Vater weiß über alles Bescheid.«
Ich erstarrte. Er arbeitete mit den Einhörnern zusammen? Tanaquar hatte Trillian wirklich seltsame Einsätze befohlen. Ich verging schier vor Neugier darauf, was er während des letzten halben Jahres getan hatte. Irgendwann hatte ich mich damit abgefunden, dass sein Verschwinden nicht hinterfragt werden durfte, aber jetzt konnte er mir doch sicher sagen, was er erlebt hatte.
Vater lachte schnaubend. »Ja, ich weiß, deshalb bin ich ja so nervös. Camille, Trillian hat recht. Ich werde nicht so tun, als gefiele mir die Tatsache, dass ihr beiden ein Paar seid, aber das steht nun einmal längst außer Frage.«
»Was hast du denn dann?«
»Ich bin ungeduldig, weil ich dringende Angelegenheiten mit dem König zu besprechen habe. Es streifen immer noch Abtrünnige durch das Land, die Lethesanar die Treue halten, und es gibt noch andere Gefahren, die sowohl Dahnsburg als auch Y'Elestrial betreffen, darunter auch der Feldzug der Dämonen. Als Agentin des Nachrichtendienstes müsste dir klar sein, wie fatal es sein kann, voreilige Schlüsse zu ziehen.«
Ich stieß den Atem aus. »Ja. Also gut. Sehen wir dann heute auch Feddrah-Dahns? Ich würde ihm gern meine Aufwartung machen. Er fehlt mir.« Ich hatte den Kronprinzen während seines kurzen Aufenthalts erdseits ins Herz geschlossen und dachte jedes Mal an ihn, wenn ich das Horn des Schwarzen Tiers benutzte.
»O ja, natürlich. Aber zuerst wünscht der König deinen Vater zu sprechen.« Trillian winkte zwei Dahns-Einhörner herbei, die in der Nähe gewartet hatten. Sie trugen Schärpen, die sie als Mitglieder der königlichen Garde auswiesen. »Seine Exzellenz, Berater Sephreh ob Tanu aus Y'Elestrial, ist bereit für seine
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