Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
wir versuchen, die Geistsiegel einzusammeln und in Sicherheit zu bringen. Wir haben vier, die Dämonen haben eines, und das ist schon eines zu viel. Vier magische Siegel sind noch zu haben. Wir haben Verbündete gewonnen, aber der Feind ist uns allein zahlenmäßig weit überlegen. Bisher haben wir schon zwei von Schattenschwinges Späherkommandos und einen seiner Generäle ausgeschaltet - den Räksasa, der es geschafft hat, das dritte Geistsiegel in die Finger zu bekommen. Doch es warten Tausende von Dämonen darauf, durch die Portale zu stürmen. Und sie werden jedem, der sich ihnen in den Weg stellt, das Leben zur Hölle machen.
Während wir durch die Septembernacht rasten, klatschte der Regen in dicken Tropfen auf die Windschutzscheibe. Ich schaltete die Scheibenwischer ein und dankte den Göttern dafür, dass ich mir von dem Autohändler kein Cabrio hatte aufschwatzen lassen. Morio kramte in seiner Tasche herum. Schließlich holte er zwei Snickers-Riegel hervor, wickelte einen aus und reichte ihn mir.
»Hier, du brauchst neue Energie. Ich auch.«
Ich biss in den Schokoriegel. »Danke - genau das Richtige«, nuschelte ich, den Mund voll Karamell und Nougat. Morio hatte ja so recht. Ich war erschöpft, und ich wusste, dass es ihm bald ebenso gehen würde. Als Yokai-kitsune war er stärker und ausdauernder als ich.
»Hat Smoky vor, seinen faulen Hintern in Bewegung zu setzen und uns zu helfen?«, fragte er.
»Mahhscheinlih«, antwortete ich durch einen weiteren Mund voll Schokolade. Smoky, mein anderer Ehemann, kümmerte sich - wie alle Drachen - in erster Linie um seine eigenen Angelegenheiten. Aber er liebte mich. Folglich half er uns. Und seine Hilfe war hochwillkommen. Smoky, dieser lange Leckerbissen, war ein furioser Kämpfer. Als ich mir den letzten Bissen Schokoriegel in den Mund steckte, setzte der Zucker-Kick ein. »Ich könnte noch ungefähr zehn davon vertragen, aber der hat schon mal sehr gutgetan.«
Ich bog nach links in eine Seitenstraße ab. Seattle war mitten in der Nacht wie ausgestorben - umso besser für uns. Ich fuhr langsamer, und bald kam ein Streifenwagen in Sicht. Menollys Jaguar stand auch schon da, von Delilahs Jeep war noch nichts zu sehen.
Ich parkte hinter dem Streifenwagen, und wir schleppten uns in die nasse Nacht hinaus. Das Gewitter war einem kräftigen Dauerregen gewichen, und ich zitterte vor Kälte. Morio bemerkte es und beugte sich ins Auto, um seine Lederjacke herauszuholen und sie mir um die Schultern zu legen.
Wir traten zu Chase. Der VBM-Detective lehnte neben meinem Cousin an dem Streifenwagen. Obwohl Chase Johnson sehr gut aussah, wirkte er geradezu unscheinbar neben Shamas, der reines Feenblut hatte. Shamas hatte etwas von einem glamourösen Rockstar und sah mir ziemlich ähnlich, aber weil er reinblütig war, war seine Ausstrahlung noch stärker und umwerfend sexy. Und er wusste sie zu nutzen. Ich hatte gesehen, wie er in den vergangenen zwei Wochen nach Schichtende ein ganzes Dutzend verschiedener Frauen mit nach Hause gebracht hatte. Seine Mutter war kürzlich gestorben, und das schien etwas in ihm entfesselt zu haben - eine dunklere Seite, die ich zwar spürte, aber noch nicht richtig zu fassen bekam.
»Wo ist Menolly?«, fragte ich und blickte mich um. Nach allem, was ich wusste, schwebte sie möglicherweise oben in den Bäumen oder probierte mal wieder ihre Fledermaus-Gestalt aus - gar keine gute Idee. Letztes Mal hatte sie mittendrin die Konzentration verloren und war aus fast zehn Metern Höhe abgestürzt.
»Da drüben«, antwortete Chase und deutete auf einen Haufen halb verrotteter Balken, die aus den Überresten der dreistöckigen Villa stammten. »Sie spielt den Bluthund. Hat gesagt, sie wolle nach der Witterung von Dämonen oder Untoten suchen.«
Ich nickte und warf einen Blick auf das Gesicht des Detectives. Er sah fertig aus. Sein Anzug war zerknittert - ein seltener Anblick -, er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und jetzt fiel mir auch die Zigarette zwischen seinen Fingern auf. Der Stumpf seines kleinen Fingers war vollständig verheilt, doch als er sah, dass ich auf seine Hände schaute, versuchte er ihn zu verstecken. Noch nicht darüber hinweg, dachte ich.
Ich ignorierte sein Unbehagen, hob die Hand, schlug ihm die Zigarette aus den Fingern und trat sie mit dem Absatz aus.
»Du weißt, dass Delilah nicht mit dir schlafen wird, wenn du nach Aschenbecher stinkst.« Ich bog den Rücken durch und versuchte, meine verspannten Schultern
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