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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Dämonen bekämpfen.«
    Die Mutter der Raben wandte sich ihm zu, und ihre Augen wurden schmal, als das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand. Ohne gefiel sie mir besser. Sie wirkte nicht annähernd so unheimlich.
    »Schön, schön, mein Lieber.« An mich gewandt, fügte sie hinzu: »Geh jetzt, aber vergiss mich nicht. Ich kann dir wunderbare Dinge schenken, und mein Preis ... ist es wert.« Sie wich zurück, verwandelte sich mit einem roten Lichtblitz in einen Raben und flog zum Wipfel einer nahen Tanne empor.
    Angsterfüllt starrte ich zu ihr hinauf. Elementarfürsten waren gefährlich und wild, und sie spielten nicht nach unseren Regeln. Am besten vermied man es, dass sie einen überhaupt bemerkten, wie Delilah auf die harte Tour gelernt hatte. Dass die Rabenfürstin sich für mich interessierte, war wirklich gar nicht gut. Sie versuchte ständig, der Mondmutter ihre Gefolgschaft abspenstig zu machen, denn sie beneidete sie um die leuchtende Himmelskugel. Die Rabenfürstin wollte die Nacht von einem strahlenden Thron aus regieren, nicht von einem Baumwipfel.
    Ich rückte näher an Morio heran, und er legte mir schützend einen Arm um die Taille. Das Schwarze Tier wandte sich dem dunklen Schatten zu, aus dem es hervorgetreten war. Als wir zögerten, schnaubte es ungeduldig.
    »Folgt mir«, sagte es. »Die anderen warten hier.«
    Also gingen wir ihm nach.
     
    Die tiefe Schwärze entpuppte sich nicht als Portal, sondern als Eingang zu einem runden Tunnel durch dichte Vegetation mit gut drei Metern Durchmesser. Die Wände bildete ein Geflecht aus dornigen Ranken und Gestrüpp, und am Boden führte ein Trampelpfad entlang. Der Tunnel wurde von Blickfängern in leuchtendem Fuchsia und Violett, Neongelb und schrillem Grün erhellt.
    Ich zögerte. Ich hasste enge Räume und fühlte mich in Tunneln nicht wohl, doch Morio nahm meine Hand und führte mich hinein. Wie beim ersten Mal, als wir gemeinsam auf Entdeckungstour gegangen waren - bei unserer ersten Begegnung mit Smoky -, folgte ich ihm in das Labyrinth.
    Das Schwarze Tier ging vor uns den Tunnel entlang, ohne sich umzuschauen. Ich griff im Geiste nach der Mondmutter aus, um mich zu vergewissern, dass sie auch in diesem gewundenen Irrgarten noch bei mir war, und gleich darauf spürte ich ihre Nähe, mit der sie mich sanft beruhigte.
    Wie lange wir durch den Tunnel liefen, war schwer zu sagen. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem und darauf, nicht in Panik zu geraten. Selbst in Smokys Höhle bekam ich manchmal einen Anflug von Raumangst. Ich war lieber draußen unter freiem Himmel, vor allem in der Nacht der Jagd. Meine Schultern begannen zu schmerzen, und ich merkte, wie verkrampft ich war. Ich versuchte mich ein wenig zu lockern, doch die Anspannung kroch sogleich wieder meinen Nacken hoch. Als meine Kopfschmerzen mir den Schädel zu sprengen drohten, hielt das Schwarze Einhorn an. Wir hatten einen weiteren tintenschwarzen Fleck erreicht.
    »Was ihr gleich sehen werdet«, erklärte es, ohne sich umzudrehen, »haben nur wenige Menschen, Feen oder Elfen jemals erblickt. Denkt daran, dass euch große Ehre zuteil wird. Diese Auszeichnung kann sich rasch zu einer Bestrafung wandeln, falls ihr durch euer Handeln beweist, dass ihr dieses Geschenks nicht würdig seid.«
    Bestrafung? Was für eine Bestrafung? Wo gingen wir hin?
    Meine Frage wurde beantwortet, als wir durch die Schwärze einen weiteren kleinen Hain betraten. Aber das hier war keine gewöhnliche Wiese, kein Feenring. Nein, dies war ein heiliger Ort. Die Energie sang laut und deutlich eine ernste Melodie, die durch die Abendluft schwebte.
    In der Mitte ragte ein Kreis aus Baiyn-Zypressen auf, eine Anderwelt-Züchtung, die von der mediterranen Zypresse abstammte und ihrer magischen Natur wegen kultiviert wurde. Die Bäume waren gut siebzig Meter hoch und so beschnitten, dass der Stamm an den untersten sieben Metern keine Äste mehr hatte. Die knorrige Rinde wies hier und da große Spalten auf, und wenn man die Knoten und Astlöcher zu lange betrachtete, bildeten sich Gesichter. Acht der Bäume hatten finstere Nischen dicht am Boden. Ob sie ins Holz geschnitzt worden oder auf natürliche Weise entstanden waren, konnte ich nicht erkennen.
    Morio berührte leicht meinen Arm und zeigte auf etwas. Erst da entdeckte ich den Schimmer von Elfenbein in den hohlen Nischen der Bäume. Wir befanden uns auf einem Friedhof. Langsam ging ich hinüber. Das Schwarze Tier sagte nichts, trat nur beiseite und beobachtete mich

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