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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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tragen, wenn er dir gewährt würde. Weißt du, wer mich reitet? Es gibt eine, und nur eine Einzige, der ich erlaube, meinen Rücken mit ihren Schenkeln zu umfangen.«
    Ich fragte mich, worauf diese Unterhaltung hinauslaufen mochte, und schüttelte bibbernd den Kopf. »Nein. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie darüber nachgedacht.« Ich betete nur, dass ich nicht diejenige sein würde.
    In den Schatten hinter ihm bewegte sich etwas, und ein Rabe flog aus der Dunkelheit hervor. Ein Strudel aus wirbelndem Blut verbarg den Vogel plötzlich, und ich hob die Hand, um meine Augen vor den flimmernden Hitzewellen zu schützen, die wie ein Sonnensturm über die Lichtung fegten. Die Luft krümmte sich, als wollte sie sich umstülpen, und die Realität schlug Wellen wie das Meer. Dann löste sich die Magie langsam wieder auf.
    Als die Glut erlosch, stand eine große, blasse Frau vor uns und musterte uns mit samtenen Augen. Diese Augen hatten einen schlauen Ausdruck, und goldene Sprenkel funkelten in dem glänzenden Schwarz. Mit einem so tiefen Grauen, dass es mir erst jetzt ins Bewusstsein drang, wurde mir klar, wer das war.
    Die Rabenfürstin.
    Die Mutter der Raben, eine der Elementarfürstinnen, die in den dunklen Wäldern herrschte. Die Rabenfürstin, von der ich in all den Jahren nur gerüchteweise gehört hatte. Die Mutter der Raben, berüchtigt für ihre List und Tücke und ihre grausame Gier nach allem, was der Mondmutter gehörte.
    Ihre Brüste bildeten üppige Rundungen über dem Ausschnitt ihres zarten schwarzen Kleides. Ihre Lippen, ebenholzschwarz, schimmerten, wenn sie sprach, und die schwarze Maske um ihre Augen erinnerte an einen Waschbären. Als sie lächelte, schimmerten ihre Zähne, die keine Reißzähne waren, sondern eher knöchernen Pfeilspitzen glichen, gezackt und scharf.
    »Und wer sind diese Hübschen? Ja, wer sind sie?«, fragte sie, umkreiste das Schwarze Tier und legte ihm beiläufig eine Hand an die Seite. Er stieß ein zärtliches Wiehern aus, und aus irgendeinem Grund ängstigte es mich so sehr, dass ich mir beinahe in die Hose gepinkelt hätte. Na ja, in den Rock.
    Die Rabenfürstin und das Schwarze Einhorn waren ein Paar, zwei vom selben Schlag, beide so ursprünglich und wild wie der Urwald, in dem sie lebten.
    Der Herr der Dahns-Einhörner hustete kräftig, und wieder hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. »Sie sind der Jagd wegen hier. Zumindest das Mädchen und ihr Fuchsdämon. Sie besitzt eines meiner Hörner, daher muss sie dessen machtvollsten Zweck erleben, ehe sie sich zutrauen darf, seinen Nutzen ganz auszuschöpfen.«
    »Und ihr Geliebter?« Obwohl die Rabenfürstin flüsterte, hallten ihre Worte über die Lichtung, beinahe wie das schrille Krächzen ihrer Lieblinge.
    »Sie sind seelengebunden, und Todesmagie wirken sie. Deshalb muss auch er an dem Ritual teilhaben, denn das Horn wird ihrer beider Kraft gehorchen, könnte jedoch fehlgeleitet zurückschlagen, wenn er sich der wahren Macht darin nicht bewusst ist.«
    Ich schnappte nach Luft. Deshalb also waren wir hier. Ich drehte mich zitternd zu Morio um. Er war bleich geworden und trat rasch an meine Seite.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte er.
    Ich zögerte und dachte darüber nach, was passieren könnte. Sehr schlimme Dinge, zweifellos. Doch dann gingen mir die Worte von Iris, Großmutter Kojote und der Elfenkönigin durch den Kopf. Sie alle hatten mir diesen Weg gewiesen, und ich wusste, dass ich mich gegen das Schicksal nicht wehren konnte. Doch eines musste ich noch tun, ehe ich mich endgültig verpflichtete.
    Ich trat ins Mondlicht und kniete vor meiner Herrin nieder. Die Mondmutter war ganz nah. Ich spürte sie in ihrem Zeichen, der Tätowierung, die auf meinem Schulterblatt brannte, im Blut, das durch meine Adern floss, in dem silbrigen Feuer, das meine Aura einhüllte.
    »Mutter Mond, führe mich. Die Mutter der Raben ist deine Erzfeindin, das habe ich in meiner Ausbildung gelernt. Sie will sich nehmen, was dir gehört. Aber du hast mich zum Schwarzen Tier gesandt, und sie wandelt an seiner Seite. Soll ich mich diesem Ritual unterziehen? Soll ich dem Schwarzen Einhorn vertrauen?«
    Ich wurde still und lauschte mit jeder Faser meines Wesens, während langsam heller Dunst um mich aufstieg. Er wirbelte im Kreis herum wie ein Strudel, ein Tornado aus Rauch und Nebel, bis ich nur noch die tanzenden weißen Schleier sehen konnte.
    Mein Herz begann zu rasen - im Inneren des Strudels baute sich ungeheure Energie

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