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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gewinnen. Morio begann leise zu singen - den Gesang der Toten. Das war ein nekromantischer Zauberspruch, den ich gerade erst lernte, und genau die Magie, die ich brauchte.
    Ich öffnete meinen Umhang, ließ ihn von den Schultern gleiten und schlüpfte aus meinen Kleidern. Nackt und mit dem Horn in der Hand trat ich vor. Die astrale Brise liebkoste meinen Körper und strich wie hundert leichte Fingerspitzen über meine Haut.
    Das Schwarze Tier hob den Kopf und bot mir seine Brust dar.
    »Der Tag ist vergangen, es naht der Seele Nacht.«
    Morios Stimme erklang klar hinter mir, seine Magie stützte mich und verlieh mir Kraft. Ich hob das Horn und blickte in diese uralten Augen. Sie flehten um Erlösung und Wiedergeburt. Der Kreis hatte sich fast geschlossen, ein neuer Zyklus konnte beginnen.
    »Im Wald wird es düster, die Dämmerung sinkt herab.«
    »Priesterin, enttäusche mich nicht«, befahl das Schwarze Tier.
    »Was einmal zersprungen, wird wieder zu Einem gemacht. «
    Und da spürte ich es - er war müde, er war unfasslich alt, und sein Körper war erschöpft. Der Phönix brauchte sein Feuer. Ich trat vor.
    »Nichts ist von dir geblieben, die leere Hülle streif ab.«
    Ich taxierte meine Beute und suchte nach der pulsierenden Ader. Da, an seiner Brust. Ein Zeichen nicht größer als eine Münze, aus strahlendem Gold mit silbernem Rand.
    »Dies ist nicht die Zeit zu zögern, noch zu trauern. «
    »Gesegnet ist die Mutter des Mondes und all jener, die auf ihren Pfaden wandeln«, flüsterte der Herr der Dahns'. »Gesegnet ist sie, die mich erlöst und mir den Weg der Wandlung öffnet.«
    Wie konnte ich das tun? Und doch zitterte meine Hand nicht, und ich fühlte, wie die Macht der vier Elementare in dem Horn meinem stummen Ruf gehorchte. Winde, Flammen, Wasser und Land - sie alle erhoben sich und vereinten ihre Kräfte. Eriskel, der Dschindasel des Horns, der einst ebenfalls ein Teil des Schwarzen Tiers gewesen war, fügte seine eigene Macht hinzu und lenkte sämtliche Energie in mich.
    »Süß ist die Erlösung, das Herz fliegt frei von Banden.«
    Ich biss mir auf die Lippe, aber ich wankte nicht. Es gab kein Zurück. Dieser Zug konnte nur in eine Richtung fahren, und ich stand im Führerhaus. Ich sog scharf die Luft ein und starrte mein Opfer an.
    »Dies Leben muss erlöschen, denn nichts kann ewig dauern.«
    »Flieg mit der Jagd! Reite mit uns! Ergib dich dem Schatten, der Freude, der Leidenschaft und Magie, gib dich der strahlenden Mutter hin, die über uns alle wacht. Ich befreie dich von den Banden deines Körpers. Ich befreie dich von deinen Fesseln. Hetze heute Nacht mit der Jagd über den Himmel, lauf an meiner Seite, lauf so wild und frei wie der Wind!« Ich hob das Horn und zielte.
    »Der Seele Alchemie wird dich erneuern und verwandeln. «
    Als Morio die letzte Zeile sang, zog ich seinen Zauber auf mich, verband ihn mit der Kraft der Elementare, lenkte alle Energie in das Horn und rammte es dem Schwarzen Tier in die Brust.
    Ein frostiger Schleier, ein Leichentuch aus eisigem Feuer schoss hervor, so kalt wie das Reich der Hei.
    Das Einhorn stieß einen grauenhaften, schrillen Schrei aus, der im Herzen eines jeden Geschöpfs im Tiefen Tann widerhallte. Rauch stieg von seinem Körper auf. Ich taumelte rückwärts, das kristallene Horn verbrannte mir die Hände, und das Schwarze Tier wandte sich mit einem weiteren durchdringenden Schrei von mir ab. Als er davongaloppierte, begann sein Fleisch bereits zu schmelzen, und die Mondmutter jubelte laut.
    »Lauf! Führe die Wilde Jagd, denn du bist meine neueste Priesterin. Dir und deinem Opfer gebührt heute Nacht die Ehre, das Rudel anzuführen!«
    Die Mondmutter schlug mir mit der Hand auf die rechte Schulter, und ein stechender Schmerz durchfuhr mich, als ihre Berührung sich in meine Haut fraß. Mit meinem Rücken geschah irgendetwas, doch mir blieb keine Zeit, mich darum zu kümmern. Sie stieß Morio zu mir nach vorn, und wir hetzten auf und davon, dem Einhorn nach, das nun als bloßes Skelett dem Morgengrauen entgegenstürmte. Gefolgt von meiner Herrin und dem großen Rudel, rannten wir, bis die Sterne am Himmel ausgebrannt waren. Wir rannten, bis die Sonne über den Horizont zu steigen drohte. Wir rannten, bis die Tollheit uns wieder entließ.
     

 
Kapitel 16
     
    Benommen öffnete ich die Augen und versuchte, mich aufzurichten. Meine Schulter brannte. Genauer gesagt schmerzten beide Schultern höllisch, und mir war warm, als hätte ich leichtes Fieber.

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