Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Bett waren, würde Chase sich vielleicht entspannen und die Sorgen, die ihn quälten, eine Weile vergessen. Vielleicht würde er sich mir öffnen, Trost bei mir suchen. Oder mir erlauben, ihn zu trösten.
Ich stieg ins Bett, lehnte mich ans Kopfteil und zog mir die Decke bis unters Kinn. Das Zimmer war kühl und etwas zugig, aber ich liebte es. Normalerweise herrschte ein schreckliches Durcheinander - ich war ziemlich schlampig und gab das auch offen zu. Aber es hatte Charme. Ich hatte es mit Katzenspielzeug, Hello-Kitty-Postern, Stapeln von Zeitschriften und meinem Computertisch eingerichtet, an dem ich viel Zeit im Internet verbrachte. Ich hatte mir auch einen eigenen Fernseher gekauft, sah aber immer noch lieber unten fern, wo ich meistens Menolly oder Camille überreden konnte, mitzugucken.
Mein Haar fühlte sich seltsam an, und ich schüttelte den Kopf und staunte einmal mehr darüber, wie leicht und kantig ich mich mit der neuen Frisur fühlte. Was Chase wohl davon halten würde, wenn er genug Zeit hatte, mich richtig anzuschauen? Und wie würde er meine Tattoos finden?
Seltsamerweise stellte ich fest, dass ich mir deshalb keine allzu großen Sorgen machte. Falls sie ihm nicht gefielen, würde die Welt davon nicht untergehen. Mein Haar würde wieder wachsen. Und vielleicht kam ich ja zu dem Schluss, dass ich es so kurz lassen wollte. Oder es wieder ganz lang wachsen lassen, wie früher, als ich jung war. Und die Tattoos waren jetzt schon ein Teil von mir, ein Ausdruck meiner Berufung. Sie würden auf jeden Fall bleiben, und es fühlte sich an, als wären sie schon immer da gewesen.
Nach einer Weile hörte ich draußen ein Auto halten, und mir stockte der Atem. Ich spähte aus dem Fenster, und tatsächlich, es war Chase. Er stand neben seinem SUV, die Hände in den Taschen, und starrte das Haus an. Seine Miene wirkte nachdenklich.
Nach guten fünf Minuten setzte er sich endlich in Bewegung, und ich wich vom Fenster zurück. Iris war noch auf und kochte Brühe für morgen - sie würde ihm aufmachen.
Während ich auf die Türklingel wartete, ging ich im Geiste die möglichen Szenarien durch. Chase würde zu mir hochkommen, und alles würde wieder gut werden - die Spannung würde sich auflösen, er würde mich in den Arm nehmen, und dann würden wir uns lieben.
Oder vielleicht ... würde er zu nervös sein und mich zurückweisen. Oder mich abstoßend finden wegen meiner Frisur und - o ihr Götter, der Gestank! Ich trug immer noch Eau de Skunk. Im Lauf der Nacht hatte ich mich daran gewöhnt, aber jetzt wurde mir zu meinem Entsetzen klar, dass Chase gleich durch diese Tür kommen würde und ich nach faulen Eiern stank. Scheiße, was sollte ich jetzt machen?
Dann klopfte es leise an meiner Tür, und sie wurde einen Spalt weit geöffnet. Chase spähte zu mir herein, und ich vergaß alles - mein Haar, das Stinktier, die ganze Anspannung des vergangenen Monats, und stürzte mich weinend in seine Arme.
Kapitel 5
Delilah - was hast du? Warum weinst du? Was ...was riecht hier so?« Chase küsste mich keusch auf die Nasenspitze und schob mich dann von sich, um mir in die Augen zu sehen. Wir waren gleich groß, was sehr schön war, wenn wir aufrichtig und von Herzen miteinander reden wollten. Was wir allerdings im vergangenen Monat herzlich selten getan hatten.
Ich starrte ihn an. Wo sollte ich anfangen? Wie sollte ich sagen Was zum Teufel ist bloß mit dir los?, ohne vorwurfsvoll zu klingen? Ich trat zurück, und er setzte sich ein wenig zimperlich auf die Bettkante.
»Ich rieche nach Stinktier. Ein Skunk hat mich erwischt. Das ist auch der Grund für meine Frisur. Iris hat versucht, mich in meiner Katzengestalt mit Tomatensaft sauber zu bekommen, und der Saft hat mein Haar verfärbt ... scheußlich. Dann haben wir versucht, den Gestank mit Bleichmittel wegzubekommen, davon ist es noch schlimmer geworden. Also habe ich sie gebeten, mir eine rappelkurze Punk-Frisur zu schneiden. So wächst es schnell heraus, und wir brauchen immer nur nachzuschneiden, bis die Farbe weg ist. Findest du sie grässlich?«
Zum ersten Mal seit langer Zeit hörte ich ihn lachen. »Ach, Delilah, das bringst auch nur du fertig. Nein, ich finde deine Frisur nicht grässlich - sie ist anders, aber auch irgendwie süß. Frech, würde ich sagen.« Er brach ab. »Aber was ist mit deinen Armen passiert?«
»Ich hatte heute Nacht meine erste Unterrichtsstunde bei einer anderen Todesmaid. Danach kamen die Tattoos. Sie werden dunkler
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