Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Nektar des Lebens liegen. Die Frage war nur: Wie weit würde der Chase’ besondere Kräfte noch zur Entfaltung bringen?
Wir schlängelten uns ohne weitere Zwischenfälle durch die Menge, doch sobald wir die Demonstranten hinter uns hatten, schob Chase mich vor sich, so dass sein Rücken unmittelbar dem Mob zugekehrt war, nicht meiner. Er wies sich bei dem Wachmann aus, und wir betraten die großzügige Lobby.
Das Gebäude wurde von weichem, gelblichem Licht erhellt. Ein schimmernder Kronleuchter hing in der Lobby, und neben dem Aufzug standen zwei sehr schlagkräftig wirkende Wachmänner. Die Frau am Empfang war ebenso respekteinflößend. Man hätte sie glatt für Werwölfe halten können, aber ich wusste es besser. Trotzdem waren sie sehr wahrscheinlich irgendeine Werart. Gewöhnliche Feen hatten einfach nicht solche Muskeln. Sie hätten auch Vampire sein können, aber da hätte die Sicherheitsfirma schon lange suchen müssen, um so supermuskulöse Typen zu finden. Vampire waren zwar stark, aber den meisten sah man es nicht an.
Wir blieben am ersten Aufzug stehen, und wieder wies Chase sich aus. Der Wachmann ließ uns mit einem Nicken passieren, und wir betraten den Lift. Chase drückte auf den Knopf für den elften Stock, und wir ließen uns schweigend in die Höhe tragen.
Die Türen öffneten sich mit einem leisen Seufzen, und wir betraten einen Flur mit burgunderrotem Teppich. Die Wände waren in hellem Elfenbeinweiß gehalten, von dem sich die Türen in dunkler Kirsche abhoben. Dezent schimmernder Luxus im ganzen Gebäude schrie Altes Geld, Kapital, Reichtum und Komfort und Tradition.
Als wir die Tür mit der Nummer 1133 erreichten, dachte ich mir, dass Wade es in recht kurzer Zeit ganz schön weit gebracht hatte. Chase warf mir einen Blick zu, und ich nickte. Er drückte auf den Klingelknopf, und drinnen erklang eine harmonische Glocke.
Gleich darauf öffnete Wade die Tür. Er lächelte mich an, doch das Lächeln verblasste, als Chase vortrat.
»Wade Stevens? Ich bedauere, aber Sie werden uns aufs Revier begleiten müssen, um ein paar Fragen zu den Morden an fünf jungen Frauen zu beantworten. Wir haben den anonymen Hinweis erhalten, Sie hätten etwas mit der Sache zu tun. Deshalb müssen wir Sie bitten, uns zu sagen, wo Sie jeweils zur Tatzeit waren.«
Wade blinzelte. Das Lächeln wich einem vorwurfsvoll finsteren Blick, doch er schnappte sich seine Lederjacke und folgte uns wortlos zum Aufzug.
Kapitel 18
Mürrisch stieg Wade in Chase’ Wagen, und ich behielt das dunkle Auto den ganzen Weg zum AETT-Hauptquartier im Auge, aber offenbar hatte Wade beschlossen, keinen Ärger zu machen. Wir hielten vor der Zentrale und gingen gemeinsam hinein.
Wade lächelte mich sanft an. »Chase hat mir gesagt, dass du nichts damit zu tun hast.«
»Dachtest du das etwa?« Aha, deshalb hatte er mich so böse angestarrt.
»Ich habe nur … ja, der Gedanke ist mir gekommen. Ich habe mich geirrt. Es tut mir leid.« Seine Lederjacke war noch neu, und das Leder knirschte, als er den Arm über meinen Kopf hinwegstreckte, um mir die Tür aufzuhalten.
Ich schlüpfte unter seinem Arm durch nach drinnen. Wade folgte mir, Chase kam als Letzter. Wir gingen in Besprechungsraum eins. Chase schloss die Tür hinter uns und schaltete das Licht ein. Wade rückte mir einen Stuhl zurecht und setzte sich dann.
»Okay, legen wir die Karten auf den Tisch«, sagte er. »Sie haben einen Hinweis bekommen, ich sei der gesuchte Serienmörder. Was brauchen Sie, abgesehen von meinem Wort, als Beweis dafür, dass ich es nicht bin?«
»Was hast du vergangene Nacht im Park gemacht? Ich weiß, was du mir gesagt hast. Aber sag es Chase lieber selbst, denn wenn dieser anonyme Anrufer dich hinhängen will, könnte es sein, dass er dich genau beobachtet. Es wäre nicht weiter schwierig, dich verdächtig erscheinen zu lassen.«
»Was? In welchem Park?«, fragte Chase.
»Ich bin Chase gestern Nacht im Park begegnet. Wir haben uns nett unterhalten, unter anderem auch darüber, was er dort wollte. Ich glaube keine Sekunde lang, dass er unser Mörder ist. Aber wir sollten alles offenlegen.« Ich beugte mich vor. »Du hast gesagt, dass du nach dem Mörder suchst.«
»Ja. Ich fand, ihr könntet ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Als du mir von ihm erzählt hast, hat’s bei mir geklingelt. Ich musste sofort an jemanden denken, der vor ein paar Monaten bei einem Meeting der Anonymen Bluttrinker war. Er kam nur einmal, und ich hatte das Gefühl,
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