Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
verheeren. Manche jungen Männchen, die sich mit ihrem Platz in der Rangfolge nicht abfinden wollen, sind von Brandwunden auf Bauch und Rücken fürs Leben gezeichnet.« Er stieß tief den Atem aus. »Aber darum kümmern wir uns später. Was gibt es Neues? Wo ist Morio?«
»Der Fuchswelpe hat sich beinahe umbringen lassen«, antwortete Trillian sanft. »Die letzten zwei Tage war hier die Hölle los.«
»Sharah sagt, er kann morgen nach Hause kommen, aber er wird noch ein paar Monate lang außer Gefecht sein. Delilah, wenn deine Zwangspause vorbei ist, fängt seine gerade an. Menollys Blut hat ihm das Leben gerettet, aber er wird noch eine ganze Weile nicht viel tun können.« Camille blickte ängstlich zu Smoky auf. »Bitte nimm Rücksicht auf ihn – wir hätten ihn beinahe an einen Hungergeist verloren.«
Smoky küsste sie auf den Kopf. »Verstanden, meine Liebste.«
»Wenigstens sind wir den Serienmörder los«, setzte ich an, doch da klingelte mein Handy. Ich warf einen Blick aufs Display. Roman. »Entschuldigt mich, da muss ich rangehen.«
Ich ging ein Stück beiseite und meldete mich.
»Willst du immer noch dabei sein, wenn Terrance ausgeschaltet wird?«
»Ja.«
»Dann mach dich bereit. Mein Wagen holt dich in zehn Minuten ab. Mein Fahrer ist schon unterwegs. Kleide dich so, dass du schnell sein und kämpfen kannst.«
»Brauchst du noch mehr Unterstützung?«
Roman lachte. »Nein, meine Liebe. Das ist etwas für dich und mich. Allein.« Damit legte er auf. Ich starrte mein Handy an. Wieder einmal musste ich ohne meine Schwestern in einen Kampf ziehen, und es fühlte sich merkwürdig an. Sogar einsam, irgendwie. Aber ich hatte das nicht zu entscheiden, also würde ich wohl das Beste daraus machen müssen.
»Ich muss los. Vampirangelegenheit. Mit Roman.«
»Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst?« Camille sah mich mit diesen sanften Rehaugen an, ein Blick, der mich normalerweise dazu brachte, sie bei allem mitmachen zu lassen, was ich tat. Aber diesmal …
»Es wäre schön, wenn ihr mitkommen könntet – ich vermisse es, zusammen mit euch loszuziehen. Aber du solltest hierbleiben und Iris helfen, alles für Morio vorzubereiten. Er wird ein eigenes Bett brauchen und so weiter. Und vielleicht wollt du und Smoky …«
Smoky lachte laut. »Allerdings wollen wir das.«
Camille räusperte sich. »Also, ehrlich gesagt bin ich ziemlich müde. Machen wir erst mal Morios Bett zurecht, dann sehen wir weiter.«
Als ich zur Tür ging, kam mir der Gedanke, dass unsere Lebenswege sich voneinander abzuschälen begannen. Wir waren immer noch vereint, passten immer noch aufeinander auf, aber jede von uns fand auch ihren eigenen Weg in dieser Welt. Vielleicht würden wir eines Tages nicht mehr zusammenleben wie jetzt. Was dann? Wohin sollten wir gehen? Unerklärlich traurig ging ich nach draußen, um auf der vorderen Veranda zu warten.
Gleich darauf öffnete sich die Tür erneut, und Camille schlüpfte zu mir heraus. Sie zitterte unter Smokys schwerem weißen Trenchcoat, der auf dem Boden hinter ihr herschleifte, und zog ihn fester um die Schultern, ehe sie sich neben mich auf die alte Hollywoodschaukel setzte.
Sie betrachtete den feinen Schleier kleiner Schneeflocken, die gemächlich zu Boden sanken. »Die Winter hier werden immer härter.«
»Ja, ist mir auch schon aufgefallen.«
»Warum bist du so traurig? Ich weiß, dass die letzte Zeit sehr schwer war, aber es wird schon alles gut.« Sie schob eine Hand über meine und hielt sie fest. »Ich verspreche dir, ich werde nicht zulassen, dass Smoky Vanzir umbringt.«
»Ist das nicht Delilahs Job? Albernen Optimismus zu verbreiten?« Doch noch während ich sprach, wurde mir ein wenig leichter ums Herz. Camilles Hand fühlte sich warm und lebendig an, hochwillkommen in der kalten Nacht. Die Kälte spürte ich nicht – ich war so kalt wie der Schnee –, aber manchmal zauberte selbst die Illusion von Wärme der Seele wieder rosige Wangen.
»Was hast du?«
Ich zog den Kopf ein. »Alles verändert sich. So viel stürmt auf uns ein. Delilah und Shade schauen zusammen Jerry Springer. Er findet es langweilig, aber er tut es, weil er sie liebt. Das …« Ich schämte mich beinahe zuzugeben, dass ich ein wenig eifersüchtig auf ihn war.
»Was dein Job war, bis er hier aufgetaucht ist.« Sie grinste.
Ich nickte nur stumm. Es war peinlich, eifersüchtig auf ihren Freund zu sein. Aber Kätzchen und ich konnten nicht viel Zeit miteinander verbringen, und sie war
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