Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
hätten sich beide beruhigt und versuchten nicht mehr krampfhaft, etwas passend zu machen, das einfach nicht passte.
»Und du, Chase, was hast du zum Abend beizutragen? Irgendwas muss dich doch so spät noch aus dem Haus getrieben haben.«
Er rutschte unbehaglich herum. »Ich habe ein paar wichtige Neuigkeiten. Erstens habe ich Sharah gebeten, die Stirnen der anderen Opfer zu untersuchen, ehe wir die Leichen zur Beerdigung freigeben. Wir haben bei allen Daumenabdrücke gefunden. Immer gleich und kreuzförmig verschmiert. Aber wir haben die Fingerabdrücke nicht in der Datenbank. Wer er auch sein mag, er wurde bisher noch nie festgenommen.«
»Kreuzförmig. Warum sollte er ihnen ein Kreuz auf die Stirn malen?«
Camille runzelte die Stirn. »Vielleicht empfindet er Reue.«
»Nein«, erwiderte Chase. »Dann hätte er die Leichen nicht auf so entwürdigende Weise offen liegen lassen. Außerdem vergewaltigt er sie – er ist also nicht nur ein Vampir, der irgendein merkwürdiges Trauma wegen der Bluttrinkerei entwickelt hat.«
»Ein Kreuz weist auf einen Christen hin. Könnte ein religiöser Irrer mit gespaltener Persönlichkeit die sogar über den Tod hinaus beibehalten? Wir müssen ihm auf die Spur kommen.«
»Tja, wir können daran herumanalysieren, solange wir wollen, aber hört euch erst mal meine zweite Neuigkeit an. Sie ist ein bisschen besser. Heute Abend habe ich einen Hinweis über die anonyme Hotline bekommen. Jemand hat einen Vampir gesehen, der sich offenbar durch die Kanalisation im Greenbelt Park District bewegt. Der Zeuge hat die genaue Lage des Gullys beschrieben, durch den der Vampir hinabgestiegen ist. Wir haben endlich eine Spur.« Er lehnte sich mit zufriedener Miene zurück.
»Warum hast du mir das nicht sofort gesagt, als ich nach Hause gekommen bin?« Ich ließ ein Gummiband vom Tisch in seine Richtung schnalzen.
Er lachte. »Weil ich heute Nacht nicht mehr da hingehe. Ich bin fix und fertig. Ich muss schlafen. Wir können uns morgen Nacht da umsehen. Ich weiß, dass wir das gleich machen sollten, aber in ein paar Stunden geht die Sonne auf, dann wird der Vampir schlafen müssen, und ich möchte das lieber nicht überstürzen.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb vier. Camille und Delilah sahen müde aus. Chase schlief schon fast im Sitzen ein. »Okay, das verstehe ich. Dann treffen wir uns morgen Nacht dort, gleich nach Sonnenuntergang. Schick uns morgen die Adresse.«
Ich wandte mich Nerissa zu und sagte mit einem Nicken: »Komm mit. Wir haben noch ein bisschen Zeit für uns.« Ich wollte sie endlich nackt ausziehen und ihren ganzen Körper mit Küssen bedecken.
Als wir hinausgingen, schnaubte Camille. »Sehr dezent ausgedrückt. Viel Spaß. Meine beiden Liebsten und ich hingegen werden uns in mein Schlafzimmer zurückziehen und tatsächlich noch ein bisschen schlafen.« Trotz ihrer Scherze merkte ich ihr an, dass sie sich Sorgen um Smoky und den Grund seiner Reise machte.
Delilah und Shade standen auf. »Wir gehen auch ins Bett.« Sie verzog das Gesicht. »Au, meine Rippen tun immer noch weh. Aber es wird schon besser.«
Chase gähnte herzhaft, und mir kam der Gedanke, dass er nicht mehr Auto fahren sollte. »He, Johnson. Hau dich aufs Sofa. Iris weckt dich morgen rechtzeitig, nicht wahr, Iris?«
Iris nickte, selbst schon ganz übernächtigt. »Ich bringe dir eine Decke. Wir wollen doch nicht, dass du einen Unfall baust, weil du zu müde bist, um noch zu fahren.«
Als wir uns in verschiedene Richtungen aufmachten, dachte ich bei mir, dass wohl wenige Familien so eng verbunden waren wie unsere.
Nerissa und ich gingen in den Salon, und ich schaltete die Stereoanlage ein. David Bowie sang Sister Midnight. Ich wandte mich Nerissa zu. »Bist du müde? Ich will dich unbedingt. Jetzt gleich.«
Sie stieß ein tiefes Knurren aus. »Dafür bin ich nie zu müde, meine Liebste.« Als sie jedoch auf mich zukam, hob ich die Hand.
»Zuerst muss ich dir etwas sagen. Erinnerst du dich, dass ich dir von Roman erzählt habe?« Sie nickte, und ich sagte ihr offen, was passiert war. »Also … ich habe mit ihm geschlafen, und ich habe das Gefühl, dass ich das wieder tun werde. Aber … er ist …«
»Ein Mann. Und nicht ich.« Zärtlich strich sie mit dem Zeigefinger über meine Lippen. »Manchmal brauche ich auch einen Mann, und manchmal muss er ein Werpuma sein. Aber das bedeutet nicht, dass er dich jemals ersetzen könnte. Ich verstehe dich. Wir beide sind auf einer
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