Schwestern schenkt der liebe Gott
ihn anstellen? Nur kaputtmachen können sie alles! Die
Kinder sind die schlimmsten. Und warum? Weil sie nicht genügend Prügel
bekommen, das ist es!
„Hier“, sagt er als erstes und
überreicht Guggi einen Brief, „der ist von der Hausverwaltung. Für deinen
Vater. Die Kündigung!“
Dann schraubt er an dem Schloß,
„’ne Kleinigkeit, das aufzukriegen!“ Er schraubt. Er hämmert. Er bohrt.
Allmählich beginnt er zu schwitzen.
Herr Günther ist nicht umsonst
Ingenieur. Er hat ein Patentschloß an seiner Wohnung anbringen lassen, an das
man von außen nicht herankommt. Wenn es einschnappt, ist es zu. Endgültig. Da gibt
es nichts zu rackeln und zu schrauben.
„Wir müssen die Tür
aufbrechen“, sagt der Hausmeister. „Das kostet ‘ne Kleinigkeit. Die Tür müßt
ihr natürlich bezahlen!“
„Nein! Sind Sie denn
wahnsinnig?“ ruft Tante Käthe, als er die Türfüllung einschlagen will.
Er lacht fröhlich. „Anders
kommen Sie nicht ‘rein!“
„Doch!“ behauptet Guggi. „Die
Fenster sind offen.“
„Willst du etwa an der Fassade
‘raufklettern?“
„Vielleicht von Tante Käthes
Wohnung aus!“
Zu dritt gehen sie nach unten,
stecken die Köpfe aus dem Fenster von Käptn Kraffs Zimmer und messen ab, wie
hoch es ist.
„Wenn die Fenster Fensterkreuze
hätten, könnte man eine Wäscheleine hinaufwerfen und sich daran hochziehen“,
meint Guggi.
„Wenn meine Omama Räder hätte“,
erwidert der Hausmeister, „wär’ sie ‘n Omnibus!“
Guggi blickt die Straße
hinunter. Sie jubelt auf. „Da arbeiten Männer an der Straßenbeleuchtung!“ Sie
dreht sich um, fällt über Puck, Puck jault, Guggi schimpft und läuft davon.
Im Hausflur kommt ihr Herr
Günther entgegen. „Wo willst du denn hin?“
„Ach, Vati! Hier ist ein Brief
für dich! Wir können oben nicht ‘rein!“ Herr Günther nimmt den Brief. „Wieso
denn? Das werden wir gleich haben!“ Er steckt den Brief ungelesen in die Tasche
und steigt die Treppe hinauf.
Ein anderes Mädchen würde nun
mitgehen und alles Weitere dem Vater überlassen. Soll er sehen, wie er fertig
wird! Es ist ja die einfachste Sache von der Welt, den Erwachsenen das Denken
zu überlassen, nicht wahr?
Guggi ist anders: Sie denkt
selber! Und deshalb läuft sie zu den Männern, die am Hortensienplatz eine lange
Leiter ausgefahren haben und eine Neonröhre am Lichtmast auswechseln. Denen
erzählt sie das Unglück mit der Wohnungstür und bittet sie, wenn sie fertig
sind, ihr zu helfen.
Die Männer lachen und fahren
mit der Leiter vor den Neubaublock. Zum Glück, kann man nur sagen, denn auch
Herr Günther weiß keinen anderen Rat, als die Tür aufzubrechen. Er rechnet
schon aus, was eine neue Tür kosten kann. Der Hausmeister grinst und reibt sich
verstohlen die Hände. Wenn Herr Günther ihm seinen Reissuppenanzug nicht
ersetzt, soll er wenigstens eine Tür bezahlen. Das kommt auf dasselbe hinaus.
Ein kleines Stück hinter dem
Pilz der Annabodätsch hockt Brüder beim Palaver mit seinen Freunden Klaus und
Peter zusammen. Brüder hat von seiner neuen Schwester erzählt, und sie finden
es jammerschade, das es kein Junge geworden ist.
Denn Mädchen, nö, Mädchen
können sie nicht leiden. Peter hat eine Schwester, die hat ihm seine
elektrische Eisenbahn kaputtgemacht. Denn von Elektrizität und so haben Mädchen
keine Ahnung. Sie sind dumm wie Bohnenstroh. — „Und frech!“ meint Klaus. „Meine
Schwester nascht immer Zucker, und dann sagt sie, sie ist es nicht gewesen!“
„Aber wenn man mal ihre Puppen
anfaßt“, erklärt Peter, „dann stellen sie sich an wie verrückt!“ Brüder nickt . Davon kann er ein Lied singen! Guggi hat auch eine
Puppe, die Dame Laura, ein ganz hochnäsiges Ding. Der schneidert sie Kleider
und zieht sie immerzu anders an. Als ob das ein Spiel wäre!
„Und dann mischen sie sich
überall ein“, sagt Klaus. „Plötzlich sind sie da, und man kann sie nicht
gebrauchen. Aber weggehen tun sie nicht.“
„Ja“, bestätigt Brüder. „Meine
neue Schwester ist auch ganz plötzlich gekommen. Keiner hat was dazu getan. Wir
waren alle ganz überrascht!“
„Na klar“, versichert Peter,
„bei Mädchen braucht man nichts zu tun! Die kommen von selbst!“
„Was wird denn bei eurem Haus
gemacht?“ fragt Klaus und springt in die Höhe.
Brüder dreht sich um.
Auf der jenseitigen
Straßenseite drehen die Männer von der Straßenbeleuchtung ihre Leiter zu Günthers
Wohnung hinauf. Die drei Jungen preschen über den Fahrdamm.
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