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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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aus, Dr. Isles.«
    Maura streckte die Hand nach dem Scheinwerfer aus, der neben ihr stand, und knipste ihn aus. Sofort war es stockfinster im Keller.
    »Schieß los, Gary.«
    Sie hörten das Zischen der Sprühflasche. Plötzlich tauchten grünlich-blaue Flecken in der Dunkelheit auf, wie Sterne am Nachthimmel. Dann wurde ein schemenhafter Kreis sichtbar, der frei in der Luft zu hängen schien. Der Eisenring.
    »Es ist vielleicht gar kein Blut«, sagte Pete. »Luminol reagiert mit einer ganzen Reihe von Dingen. Rost, Metall. Laugenlösungen. Dieser Eisenring würde wahrscheinlich so oder so aufleuchten, ob mit Blut oder ohne. Gary, kannst du mal eben zur Seite gehen, während ich die Aufnahme mache? Die Belichtungszeit ist vierzig Sekunden, also bitte nicht bewegen.« Als der Verschluss endlich klickte, sagte er: »Licht, Dr. Isles.«
    Maura tastete im Dunkeln nach dem Schalter des Scheinwerfers. Als das Licht anging, starrte sie auf die kahle Steinwand.
    »Was meinen Sie?«, fragte Corso.
    Pete zuckte mit den Achseln. »Nicht gerade umwerfend. Wir werden hier unten eine Menge irreführende Resultate bekommen. Allein schon die ganze Erde, die an den Mauersteinen hängt. Wir versuchen es noch an den anderen Wänden, aber wenn nicht irgendwo ein Handabdruck oder ein größerer Spritzer auftaucht, wird es nicht gerade leicht sein, auf diesem Hintergrund Blutspuren zu erkennen.«
    Maura bemerkte, dass Corso verstohlen auf seine Uhr sah. Es war eine lange Fahrt gewesen für die beiden Detectives aus Maine, und sie konnte sehen, dass er sich allmählich fragte, ob das Ganze nicht reine Zeitverschwendung war.
    »Machen wir weiter«, sagte sie.
    Pete stellte das Stativ um und richtete die Kamera auf die nächste Wand aus. Er machte eine Blitzlichtaufnahme und sagte dann: »Licht aus!«

    Wieder wurde es stockfinster.
    Die Sprühflasche zischte. Wieder tauchten blaugrüne Flecken auf, wie Glühwürmchen, die in der Dunkelheit blinkten – eine Folge der Reaktion des Luminols mit Metalloxiden in den Mauersteinen, die punktuelle Luminiszenzen hervorbrachte. Gary führte die Düse ein weiteres Mal im Bogen über die Wand, und ein neues sternenfunkelndes Band erschien. Gleich darauf wurden die Lichtpunkte von Garys Silhouette verdeckt, als er davor vorbeiging. Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören, und die Silhouette machte einen Satz nach vorne.
    »Mist.«
    »Haben Sie sich wehgetan, Gary?«, fragte Yates.
    »Bin mit dem Schienbein gegen irgendwas gerannt. Die Treppe, glaube ich. Es ist ja so zappenduster hier, dass man …« Er brach ab. Und murmelte: »He, guckt euch das mal an!«
    Als er zur Seite trat, wurde ein blaugrüner Fleck sichtbar, wie eine gespenstische Ektoplasma-Lache.
    »Was ist das denn?«, fragte Corso.
    »Licht!«, rief Pete.
    Maura schaltete den Scheinwerfer ein, und der blaugrüne Fleck verschwand. An seiner Stelle erblickte sie nur die Stufen der Holztreppe, die zur Küche führte.
    »Es war auf dieser Stufe hier«, sagte Gary. »Als ich gestolpert bin, hat sie etwas von dem Sprühstrahl abbekommen.«
    »Warte, ich richte die Kamera neu aus. Und dann gehst du bitte die Treppe rauf bis zur obersten Stufe. Was denkst du, kannst du dich Stufe für Stufe nach unten tasten, wenn wir das Licht ausschalten?«
    »Ich weiß nicht. Wenn ich langsam genug gehe …«
    »Und beim Runtergehen sprühst du dann eine Stufe nach der anderen ein.«
    »Nein. Nein, ich glaube, ich fange besser unten an und arbeite mich langsam hoch. Der Gedanke, im Dunkeln rückwärts
die Treppe runterzugehen, gefällt mir nicht so besonders.«
    »Egal, mach’s, wie’s dir am besten passt.« Der Blitz leuchtete auf. »Okay, Gary, ich habe mein Referenzfoto. Von mir aus kann’s losgehen.«
    »Gut. Sie können ausschalten, Doc.«
    Maura knipste den Scheinwerfer aus.
    Wieder hörten sie das Zischen der Düse, die das Luminol in einem feinen Nebel versprühte. Nahe dem Boden tauchte ein blaugrüner Klecks auf, dann ein weiterer darüber – wie geisterhafte Wasserpfützen. Sie konnten Gary unter seiner Maske keuchen hören, dazu das Knarren der Treppe, als er Stufe um Stufe hinaufstieg und dabei ununterbrochen sprühte. Eine Stufe nach der anderen leuchtete auf, und vor ihren Augen entstand ein intensiv leuchtender Wasserfall.
    Nur dass es kein Wasser ist, sondern Blut.
    Es kann überhaupt nichts anderes sein, dachte sie. Jede einzelne Stufe war damit verschmiert, und Rinnsale davon flossen an den Seiten der Treppe hinab.
    »Mein Gott«,

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