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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dass ich lebe, nicht sterbe.
    Sie hob das Gesicht an das Lüftungsgitter und atmete tief ein. Ich soll leben, sagte sie sich immer wieder. Soll leben.
    Warum?
    Sie ließ sich wieder gegen die Seitenwand sinken, während ihr dieses eine Wort im Kopf herumspukte. Warum? Die einzige Antwort, die ihr einfiel, war: Lösegeld . Oh, was für ein dummer Entführer. Du bist auf Dwaynes Show hereingefallen. Die BMWs, die Breitling-Uhr, die Designer-Krawatten. Wenn du so einen Wagen fährst, hast du ein Image zu verlieren. Sie begann hysterisch zu lachen. Ich bin wegen eines Images entführt worden, das auf geborgtem Geld aufgebaut ist. Dwayne kann überhaupt kein Lösegeld aufbringen.
    Sie stellte sich vor, wie er ins Haus zurückkam und feststellte, dass sie verschwunden war. Er wird sehen, dass mein Wagen in der Garage steht und dass der Stuhl am Boden liegt, dachte sie. Er wird nicht verstehen, was das zu bedeuten hat, bis sein Blick auf die Lösegeldforderung fällt. Bis er sieht, dass sie Geld von ihm wollen. Du wirst doch bezahlen, nicht wahr?
    Nicht wahr?
    Das Licht der Taschenlampe wurde plötzlich schwächer. Sie packte sie und schlug sie ein paar Mal gegen ihren Handteller. Das Licht flackerte für einen Moment heller auf, nur
um gleich darauf wieder dunkler zu werden. O Gott, die Batterien. Du dumme Kuh, du hättest sie nicht so lange brennen lassen dürfen! Sie kramte in der Einkaufstüte und riss eine neue Packung Batterien auf. Die Batterien fielen heraus und rollten in alle Richtungen davon.
    Dann wurde es dunkel.
    Das Geräusch ihres eigenen Atems erfüllte die Finsternis. Dann leises Wimmern, als ihre Panik wuchs. Okay, okay, Mattie, hör auf damit. Du weißt, dass du neue Batterien hast. Du musst sie nur richtig herum einlegen.
    Sie tastete den Boden ab, klaubte die losen Batterien zusammen, atmete tief durch, schraubte die Taschenlampe auf und legte den Deckel vorsichtig auf einem ihrer Knie ab. Dann ließ sie die alten Batterien herausgleiten und legte sie zur Seite. Jede Bewegung musste sie in völliger Dunkelheit vollführen. Wenn sie ein wichtiges Teil verlor, würde sie es ohne das Licht vielleicht nie wieder finden. Ganz ruhig, Mattie. Das ist doch nicht das erste Mal, dass du Taschenlampenbatterien wechselst. Leg sie einfach ein, mit dem Pluspol voraus. Eins, zwei. Jetzt den Deckel aufgeschraubt …
    Plötzlich strömte Licht hervor, wunderbar helles Licht. Mattie seufzte erleichtert auf und sank zurück, so erschöpft, als wäre sie gerade eine Meile gerannt. So, jetzt hast du dein Licht wieder, und nun vergeude es nicht. Lass die Batterien nicht wieder leer werden. Sie schaltete die Taschenlampe aus und saß in völliger Dunkelheit da. Doch jetzt ging ihr Atem langsam und regelmäßig. Keine Panik. Im Augenblick war sie vielleicht blind, aber sie hatte den Finger auf dem Schalter und konnte das Licht jederzeit einschalten. Ich habe alles im Griff.
    Was sie jedoch nicht im Griff hatte, während sie so im Dunkeln saß, das waren die Ängste, die sie nun bedrängten. Inzwischen muss Dwayne doch wissen, dass ich entführt worden bin, dachte sie. Er hat die Nachricht gelesen oder den Anruf bekommen. Ihr Geld oder Ihre Frau. Er wird bezahlen,
natürlich wird er bezahlen. Sie stellte sich vor, wie er voller Panik die anonyme Stimme am Telefon anflehte: Tun Sie ihr nichts, bitte tun Sie ihr nichts! Sie malte sich aus, wie er schluchzend am Küchentisch saß und wie ihm plötzlich all die gemeinen Dinge, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, sehr, sehr Leid taten. Die hundert verschiedenen Arten, wie er ihr das Gefühl gegeben hatte, klein und unbedeutend zu sein. Jetzt wünschte er nur, er könnte all das zurücknehmen, könnte ihr sagen, wie viel sie ihm bedeutete …
    Du träumst, Mattie.
    Sie kniff die Augen zusammen und kämpfte gegen die Angst an, die sich in ihre Brust zu bohren und ihr Herz mit eiserner Faust zu packen schien.
    Du weißt, dass er dich nicht liebt. Du weißt es schon seit Monaten.
    Sie schlang die Arme um ihren Bauch, um ihr Baby. Lag zusammengerollt in einer Ecke ihres Gefängnisses und konnte der Wahrheit nicht länger ausweichen. Sie erinnerte sich an seinen angewiderten Blick, als sie eines Abends aus der Dusche gestiegen war und er ihren Bauch angestarrt hatte. Oder die Abende, wenn sie sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte, um seinen Nacken zu küssen, und er sie mit einer unwirschen Geste verscheucht hatte. Oder die Party bei den Everetts vor zwei Monaten, als sie ihn

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