Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
sagen, dass sie es zum Vergnügen getan hat?«
    »Wissen Sie denn, warum sie gemordet hat?«
    »Sie ist eindeutig eine Psychotikerin.«
    »Die überwiegende Mehrheit der Psychotiker begeht keine Morde.«
    »Aber Sie stimmen mir zu, dass sie eine ist?«
    O’Donnell zögerte. »Es hat allerdings den Anschein.«
    »Sie scheinen sich nicht ganz sicher zu sein. Und das nach all den Besuchen?«
    »Das Verhalten Ihrer Mutter lässt sich nicht durch die Psychose allein erklären. Und hinter ihrem Verbrechen steckt auch mehr, als es zunächst den Anschein hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sagen, dass Sie bereits wissen, was sie getan hat. Oder zumindest, was sie laut Aussage der Staatsanwaltschaft getan haben soll.«
    »Die Beweise waren stichhaltig genug für eine Verurteilung.«
    »O ja, es gab reichlich Beweise. Ihr Nummernschild, das von der Überwachungskamera der Tankstelle gefilmt wurde. Das Blut der Frauen an dem Montiereisen. Ihre Brieftaschen im Kofferraum. Aber das hier haben Sie wahrscheinlich noch nicht gewusst.« O’Donnell griff nach einer der Aktenmappen auf dem Couchtisch und reichte sie Maura. »Das stammt vom kriminaltechnischen Labor in Virginia, wo Amalthea verhaftet wurde.«
    Maura schlug die Akte auf und erblickte das Foto einer weißen Limousine mit Kennzeichen aus Massachusetts.
    »Das ist der Wagen, den Amalthea gefahren hat«, sagte O’Donnell.

    Maura blätterte zur nächsten Seite um. Es war eine Auflistung der sichergestellten Fingerabdrücke.
    »In diesem Wagen wurden diverse Abdrücke gefunden«, sagte O’Donnell. »Beide Opfer, Nikki und Theresa Wells, haben auf den Gurtschnallen im Fond Fingerabdrücke hinterlassen, was darauf schließen lässt, dass sie hinten eingestiegen sind und sich angeschnallt haben. Und es fanden sich natürlich Abdrücke von Amalthea auf dem Lenkrad und am Schalthebel.« O’Donnell machte eine Kunstpause. »Und dann gibt es da noch einen vierten Satz von Abdrücken.«
    »Einen vierten Satz?«
    »Es steht alles da drin, in diesem Bericht. Sie wurden am Handschuhfach gefunden. An beiden Türen und ebenso am Lenkrad. Diese Abdrücke konnten nie identifiziert werden.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht hat ein Mechaniker an dem Wagen gearbeitet und dabei Fingerabdrücke hinterlassen.«
    »Durchaus möglich. Und nun sehen Sie sich einmal den Bericht über die Haar- und Faseranalyse an.«
    Maura blätterte weiter und las, dass auf dem Rücksitz blonde Haare gefunden worden waren. Die Haare konnten Theresa und Nikki Wells zugeordnet werden. »Ich kann nichts Überraschendes daran erkennen. Wir wissen doch, dass die Opfer im Wagen waren.«
    »Aber Sie werden bemerken, dass kein Haar von den beiden auf den Vordersitzen gefunden wurde. Denken Sie doch mal darüber nach. Zwei Frauen sitzen mit einer Autopanne am Straßenrand fest. Jemand hält an und bietet ihnen an, sie mitzunehmen. Und was tun die Schwestern? Sie steigen beide hinten ein. Das scheint mir doch reichlich unhöflich, finden Sie nicht? Die Fahrerin ganz allein vorne sitzen zu lassen? Es sei denn …«
    Maura blickte zu ihr auf. »Es sei denn, auf dem Beifahrersitz saß schon jemand.«
    O’Donnell lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln
auf den Lippen zurück. »Das ist die Frage, die mir keine Ruhe lässt. Eine Frage, die während des Prozesses nie beantwortet wurde. Das ist der Grund, warum ich Ihre Mutter immer und immer wieder aufsuche. Ich will herausfinden, was die Polizei nie ermittelt hat: Wer saß neben Amalthea auf dem Beifahrersitz?«
    »Sie hat es Ihnen nicht gesagt?«
    »Seinen Namen hat sie mir nicht genannt.«
    Maura starrte sie an. » Seinen Namen?«
    »Was das Geschlecht betrifft, rate ich nur. Aber ich bin davon überzeugt, dass jemand mit Amalthea im Wagen saß, als sie die beiden Frauen am Straßenrand entdeckte. Jemand hat ihr geholfen, die Opfer zu überwältigen. Jemand, der stark genug war, um ihr zu helfen, die Leichen in den Schuppen zu schaffen und sie in Brand zu stecken.« O’Donnell hielt inne. » Er ist es, für den ich mich interessiere, Dr. Isles. Er ist es, den ich finden will.«
    »Also ging es Ihnen bei all diesen Besuchen gar nicht wirklich um Amalthea.«
    »Ich interessiere mich nicht für Geisteskrankheiten. Sondern für das Böse.«
    Maura starrte sie an und dachte: Ja, das glaube ich gerne. Du findest Gefallen daran, mit dem Bösen auf Tuchfühlung zu gehen – so nahe, dass du es riechen kannst. Es ist nicht Amalthea, von der du dich angezogen

Weitere Kostenlose Bücher