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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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endlich zu Hause war, ließ ich mich erschöpft auf mein Sofa
fallen. In meinen Ohren klingelten immer noch die Lobeshymnen meiner
Kolleginnen auf ihre Schwiegermütter. Melanie und Ariane hatte mir unisono
verkündet, dass eine Schwiegermutter das Beste war, was einem passieren konnte.
Selbstverständlich hatte ich im Gegenzug von meiner ebenso wunderbaren
Schwiegermutter in spe geschwärmt. Wenn sich vom Lügen wirklich die Balken
biegen würden, wäre an diesem Montag unser Bürogebäude eingestürzt. Gott sei
Dank war das nicht der Fall und ich hatte Zeit, den Rest des Nachmittags vor
meinem Computer über zwei Fragen zu grübeln: War ich mit meinem Problem allein
auf der Welt? Liebten alle anderen Frauen ihre Schwiegermütter wie die eigene
Mutter und umgekehrt?

 
    Rigoletto hatte an diesem Abend ein Geschäftsessen, so musste die gemeinsame Aufarbeitung
des Kennenlern -Wochenendes weiter aufgeschoben
werden. Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass es sowieso eher eine Frauensache
war, so ein Wochenende mit den Schwiegereltern bis ins kleinste Detail auszuwerten.
Also machte ich mir eine wenig naturbelassene Tüten-Tomatensuppe, setzte mich
aufs Sofa, balancierte die Suppe vorsichtig auf meinen Knien, und griff zum
Telefonhörer. Ich musste mit jemand sprechen. Über Ingrid. Es musste jetzt
einfach alles raus, sonst würde ich verrückt werden.
    Ich
rief Maria an. Maria und ich hatten zusammen studiert und waren dann unserer
ersten Arbeitsstellen wegen in unterschiedliche Städte gezogen. Maria hatte vor
fünf Jahren ihren Freund Stefan geheiratet und war seit zwei Jahren Mutter von
Zwillingen.
    Ich
hielt mich nicht mit langen Vorreden auf. Kaum hatte Maria den Hörer
abgenommen, fragte ich schon:
    „Ist deine Schwiegermutter nett?“
    „Nett?“, fragte Maria erstaunt zurück. „Meine
Schwiegermutter ist die größte Pissnelke , die du dir
vorstellen kannst.“
    Mir
fiel ein Stein vom Herzen. Ich war nicht allein.
    „Meine auch“, seufzte   ich verschwörerisch.
    „Ihr seid doch noch gar nicht verheiratet“, fiel mir
Maria ins Wort.
    „Nein, aber Rigolettos Mutter könnte meine Schwiegermutter werden und sie ist furchtbar.“
    Jetzt
war es raus. Ich hatte es gesagt. Nicht zu Rigoletto ,
aber ich hatte einen lebenden Menschen in mein schreckliches Geheimnis
eingeweiht.
    „Alle Schwiegermütter sind furchtbar“, behauptete
Maria überzeugt.
    „Die Schwiegermütter meiner Kolleginnen sind alle
herzliche, verständnisvolle Frauen.“
    „Im Leben nicht. Die meisten Frauen können nur nicht
zugeben, dass ihre Schwiegermütter blöde Kühe sind, weil sie Angst haben, dass
ihr Mann oder Freund dann sauer auf sie wird.“
    Ich
unterdrückte einen Räusperer. Ja, der Gedanke kam mir bekannt vor. Und ich war
noch ganz neu im Schwiegermutter-Geschäft. Vorsichtshalber sagte ich Maria
davon nichts und hörte ihr stattdessen über eine Stunde zu, wie sie mir die
schlimmsten Geschichten ihrer Schwiegermutter erzählte. Irgendwie hatte das
etwas Beruhigendes.

Kapitel 6

 
    Am
nächsten Abend traf ich Rigoletto bei dem kleinen
Italiener an der Ecke gegenüber meiner Wohnung. Ich hatte einen weiteren
Arbeitstag damit verbracht, intensiv über Ingrid nachzudenken. Meinem Chef
hatte ich auf die nicht sehr nette Nachfrage, womit ich meine Zeit verplempern
würde, gesagt, ich würde eine größere Reihe über Familienunternehmen, die aus
dem Nichts entstanden seien, planen. Nun saß ich mit einem Glas Rotwein beim
Italiener und wartete auf Rigoletto . Ich musste noch
mal über die Sache mit den Familienunternehmen nachdenken. Bei der Vorstellung,
wie ich meinen Chef mit Ingrid bekannt mache, kicherte ich gerade in mich
hinein, als Rigoletto sich mit feierlicher Miene zu
mir setzte.
    „Meine Mutter mag dich.“ Er sprach diese Worte aus,
als hätte der Papst persönlich ihn angerufen und mitgeteilt, dass ich als
nächste Jungfrau Maria im Gespräch sei.
    Meine
Antwort: „Ich mag deine Mutter aber nicht“ blieb mir angesichts des Glücks, das
aus seinem Gesicht strahlte, im Halse stecken. Ich dachte an meine
Alles-gar-nicht-so-schlimm-Liste und strahlte zurück.
    „Das freut mich, ich mag deine Mutter auch.“
    Wie
gesagt, ich konnte gut und ohne Probleme lügen, aber diese Lüge war so riesig,
dass ich mich instinktiv an die Nase fasste, um zu sehen, ob sie zu wachsen
begann. Danach hielt ich mich an der Tischkannte fest, falls die Erde zu beben
beginnen und ein Loch sich auftun würde, um mich zu

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