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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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verschlucken.
                „Mira,
nun kennen wir uns schon einige Zeit und ich denke, jetzt ist der rechte
Augenblick, den nächsten Schritt zu machen.“
    Ganz
kurz schien die Erde tatsächlich zu beben und der Himmel über dem Restaurant
ging auf. Überall hörte ich Harfen und Geigen spielen. Lügen wurden belohnt!
Nicht bestraft. War das der Moment? Das musste der Moment sein. Ich sah Rigoletto erwartungsvoll an.
    Es
war nicht der Moment. Statt einer kleinen Box mit kostbarem Inhalt legte Rigoletto eine Zeitung auf den Tisch:
                „Lass
uns zusammenziehen. Ich habe schon mal den Immobilien-Teil mitgebracht.“
    Ok,
ich war ein klein wenig enttäuscht, dass es kein Heiratsantrag war, aber
Zusammenziehen war immerhin etwas. Etwas, was ich dringend wollte. Wir hatten
die Rechnung noch nicht ganz bezahlt, da sprang ich bereits auf und lief so
schnell ich konnte in meine Wohnung. Rigoletto war
noch nicht an der Eingangstür angekommen, da saß ich schon am Computer und
verfasste das Kündigungsschreiben für meine Wohnung. Und für seine Wohnung.

 
    Die nächsten Wochenenden verbrachten Rigoletto und ich damit, Wohnungen anzusehen, Zimmer auszumessen, die Vor- und Nachteile
von Wohnungen mit oder ohne Küche zu besprechen und Farben für eventuell zu
streichende Wände zu diskutieren.
    Wenn es um meine Wohnung ging, konnte ich ein wenig überschwänglich
werden. Ich hatte es eben gerne schön. Nicht so schöne Sachen hatte ich dagegen
nicht so gern. Schon gar nicht in meiner Wohnung. Auch nicht in Rigolettos und meiner Wohnung. Unglücklicherweise waren ein
paar von Rigolettos Möbeln gar nicht schön.
Glücklicherweise hatte er für einen Mittdreißiger erstaunlich wenig Einrichtung,
an der er nicht sehr hing und die ich ihm zu meiner Zufriedenheit ohne größere
Mühe schnell ausreden konnte. Wie hätte ich auch ahnen können, dass mein Freund
sehr wohl einiges an Einrichtung besaß und dies alles noch den Weg in unsere
gemeine Wohnung finden würde?
    Kaum hatten wir eine 3,5-Zimmer-Dachgeschoss-Traumwohnung mit Aufzug
in bester Lage gefunden, beschlossen „wir“, dass wir sein ausgeleiertes, rotes
Sofa und die Schrankwand, die noch aus der Junggesellen-Wohnung seines Vaters
stammte, nicht wirklich brauchten.
    Ich war in meinem Element. Obwohl wir erst am 1.Januar unsere neue
Wohnung beziehen konnten, hatte ich Ende November bereits einen Masterplan
aufgestellt, welche Möbel Einlass in unsere erste gemeinsame Wohnung finden
würden, welche Farbe an welche Zimmerwand kam, was wo stehen würde, was neu
gekauft werden musste und was für immer in den ewigen Möbel-Jagdgründen
verschwinden sollte.
    Ich liebte Einrichten und war so beschäftigt, unsere zukünftige
Wohnung zu planen, dass ich darüber fast meine zweite Lieblingsbeschäftigung
vergaß: Weihnachten.

Kapitel 7

 
                „Mein
Name ist Miranda Meyer, ich bin 32 Jahre alt und ich bin ein Junkie. Ich bin
abhängig von Kerzenduft, Dekoration, Musik und Plätzchen. Ich bin süchtig nach
Weihnachten.“
    Natürlich mochten die meisten Menschen Weihnachten, ich aber
– so fanden zumindest meine Familie und Freunde – übertrieb es
etwas. Nachdem ich Maria vor einigen Jahren Ende Januar gestanden hatte, dass
ich den ganzen Monat von 5-Minuten-Terrinen gelebt hatte, weil ich dank
unkontrollierten Weihnachtsshoppings pleite war, hatte sie mir vorgeschlagen, nach
einer Selbsthilfegruppe zu suchen. Hatte ich natürlich nie gemacht, aber wir lachten
immer mal wieder herzhaft über die Frage, wie man sich bei den „Anonymen
Weihnachtlern“ wohl vorstellen würde.
    Wenn Anfang September die ersten Lebkuchen in den Supermärkten
auftauchten, empörte ich mich selbstverständlich wie alle anderen Menschen, wie
furchtbar es doch sei, dass man uns schon im Sommer Weihnachten aufdrängen
würde. Tatsächlich aber kaufte ich die erste Packung Lebkuchen, die ich finden
konnte. Nicht um sie zu essen. Die Tüte stand jedes Jahr bis zum 15. Oktober
auf meinem Kühlschrank wie eine Vorankündigung auf die wunderbaren Zeiten, die
nun bald anbrechen würden. Am Abend des 15. Oktober – und ich hätte dafür
die Beerdigung meiner Oma sausen lassen – machte ich mir einen Glühwein
und aß die Lebkuchen zu den Klängen von „Last Christmas“. Damit war die Saison
eröffnet.

 
    Dieses Jahr war mein Weihnachtsglück größer denn je. Zwar hatte ich
Großteile des Novembers auf das virtuelle Einrichten der neuen,

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