Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
–
„das lieben alle Männer“ – für einen Sex-Shop zu schenken, fiel in die
gleiche Kategorie.
So kam es, dass ich am 22. Dezember am frühen Abend auf dem Berliner Ku‘Damm stand und gegen Tränen kämpfte. Ich hatte
keine Ahnung was ich dem Mann, den ich liebte und den ich heiraten wollte zu
unserem ersten gemeinsamen Weihnachten schenken sollte. Mir blieben genau 24
Stunden Zeit, die Wahnsinns-Idee zu haben, die sich mir bislang so hartnäckig
entzog, bevor wir nach Paderborn und Umgebung aufbrechen würden. Auf einmal
erschien mir ein Lebensvorrat Stofftaschentücher oder Designer-Socken gar nicht
mehr so schlecht. Immerhin besser als gar kein Geschenk.
In diesem Moment rief mein Kollege Richard an, um mir fröhliche
Weihnachten zu wünschen. Was natürlich sehr nett von ihm war, aber nicht
weiterhalf. Im Gegenteil: Mit seinem angeberischen Geplapper über den
fantastischen Golf-Urlaub in Florida, den er und seine Frau dieses Jahr über
Weihnachten machen würden, ging er mir gewaltig auf die Nerven. Ohne ihm
ebenfalls frohe Weihnachten zu wünschen, brach ich das Gespräch nach wenigen
Minuten unter dem Vorwand, in die U-Bahn steigen zu müssen ab.
Missmutig schlenderte ich stattdessen ins KaDeWe ,
als es mich plötzlich wie eine weihnachtliche Offenbarung traf. Das war es! Wir
würden gemeinsam mit dem Golfspielen anfangen. Warum war mir das nur nicht
früher eingefallen? Der perfekte Sport für uns beide. Rigoletto konnte draufhauen und ich musste mich nicht dreckig machen. Stundenlang würden
wir gemeinsam über das Grün marschieren, uns dabei verliebt an den Händen
halten und über das Leben oder übers Golfen sprechen. Danach an einem
romantischen Zweiertisch mit Blick über den Golfplatz etwas essen. Außerdem
konnte ich mir einen ganzen Stapel neuer Klamotten kaufen, ohne die Stimme
meiner Mutter („Brauchst du das denn wirklich?“) im Kopf zu hören. Ich meinte
sogar, mich erinnern zu können, dass mein Hase sich vor geraumer Zeit mal positiv
über das Golfen geäußert hatte. Auf einer Driving -Range
war er auch schon gewesen. Perfekt. Ich fuhr ohne weiteres Zögern mit dem
Fahrstuhl in die Sportabteilung, kaufte die teuerste Golftasche, die man für
Geld erwerben konnte und dazu einen Satz sündhaft teurer Schläger aus einem
Material, von dem ich nicht mal wusste, dass es das gab. Dann fuhr ich nach
Hause. Selten hatte ich mich mehr auf Weihnachten gefreut als an diesem Abend.
Meine Hochstimmung hielt den gesamten nächsten Tag an. Selbst
nachdem es sich etwas schwierig gestaltet hatte, Golftasche und Schläger von Rigoletto unbemerkt im Auto zu verstauen, war ich noch bestens
gelaunt. Auch die Fahrt nach Nieder-Oberstein entwickelte sich nicht zum
Gute-Laune-Verderber. Dank des Autos blieben mir die Bahnsteige der Region
diesmal erspart. Ich hatte eine CD mit den schönsten Weihnachtsklassikern
eingelegt und wir fuhren zu den Klängen von „Do they know it’s Christmas time“
Plätzchen futternd durch die verschneite Landschaft. Ich war rundum glücklich.
Zumal ich es geschafft und mir keine Sekunde Gedanken über das
Weihnachtsfest nach „Hasenbein Art“ gemacht hatte. Und ich hatte das perfekte
Geschenk für den Mann meiner Träume, mit dem ich im neuen Jahr zusammenziehen
würde. Eine Welle weihnachtlichen Wohlbefindens breitete sich in meinem Körper
aus. Dann wurde mir schlecht. Auch wenn es sich um Weihnachtsplätzchen
handelte, hatte mein Magen nur ein begrenztes Aufnahmevermögen. Als Rigoletto mit dem Auto in die Auffahrt seines Elternhauses
einbog, stöhnte ich unglücklich:
„Ich
kann nie wieder ein Plätzchen essen.“
Kapitel 8
Ingrids zuckersüße Begrüßung „ Mandylein ,
schön dich zu sehen!“ verbesserte meinen Zustand nicht, war aber so herzlich,
dass man hätte meinen können, ich hieße wirklich Mandy und wir wären beste
Freundinnen. Getragen vom Willen, dieses Weihnachtsfest zu genießen, drückte
ich mich im Gegenzug so fest ich konnte an ihren Atombusen und sagte mit
gleicher Herzlichkeit „Ingrid“. Die Schmerzen der Rippenquetschung, die ihre
Sklavenkette auslöste, ignorierte ich tapfer.
Wir gingen ins Haus, wo im ansonsten noch ungeschmückten Tannenbaum
geschätzte 2000 kleine Kerzen leuchteten, Knabenchöre Weihnachtsmelodien sangen
und der Tisch unter der Last einer gigantischen Schüssel mit Plätzchen zu
brechen drohte. Überall hing weihnachtliche Dekoration und es duftete nach Zimt
und Vanille.
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