Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
Vom Netzwerk:
Weite. Vielleicht
wäre ich nach Kanada oder besser noch in die Mongolei ausgewandert. So aber
lief ich ins Verderben.

Kapitel 11

 
    Das neue Jahr begann, wie das alte geendet hatte. Ich
erweiterte die „Ist-doch-alles-gar-nicht-so-schlimm-Schwiegermutter-Liste“
beträchtlich, wobei meine Finger sich bei einigen Punkten weigerten, sie ohne
Widerstand einzutippen.
    „Was ist schon dabei, wenn man nackt Weinachten
feiert“ war so ein Fall. Oder: „Die Geschmäcker sind eben verschieden. Natürlich
gibt es Menschen, denen Ingrids Plätzchen richtig gut schmecken“. Bei dem Punkt
„Viele Menschen haben ein bisschen nah am Wasser gebaut und fangen wegen
Kleinigkeiten an zu weinen“ bekam ich einen regelrechten Krampf in der Hand.
Die Zeichen meines Körpers ignorierend, beendete ich die Liste und
konzentrierte mich auf die Zukunft.

 
    Viel Zeit für negative Gedanken blieb mir sowieso
nicht. Ich hatte schließlich eine Wohnung, entsprechend meines Masterplans,
einzurichten. Ich war so aufgeregt, dass der Umzug nun endlich stattfand, dass
ich den Neujahr-Feiertag nur mit Mühe überstand. Um mich selbst abzulenken,
zählte ich immer wieder die Umzugskisten, die Rigoletto und ich in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr gepackt hatten und
überprüfte, ob die Beschriftung auf ihnen auch wirklich korrekt war.
    Am 2. Januar war es endlich soweit: Die Möbelpacker
kamen und schleppten Kartons sowie Möbel erst aus den alten Wohnungen hinaus und
dann in die neue hinein. Natürlich überwachte ich sorgsam jede Bewegung. Das
Auspacken der Kisten übernahm ich selbst. Erstens konnte ich sicherstellen,
dass nichts kaputtging und zweitens kam direkt alles an den richtigen Platz. Rigoletto , der sich aufrichtig über unsere erste gemeinsame
Wohnung freute, entpuppte sich in dieser Beziehung als Glücksgriff. Er war zwar
nicht ganz so enthusiastisch wie ich, was das Einrichten der Wohnung anging und
gönnte sich viele kleine Pausen beim Auspacken. Dafür ließ er mir aber freie
Hand, was die Anordnung der Möbel und das Einräumen der Schränke anging.

 
    Ich war selig. Unsere erste gemeinsame Wohnung war
ein Traum. Jeder Inneneinrichter hätte mir zugestimmt. Und wenn nicht, dann
hatte er seinen Beruf verfehlt. Ich hatte schließlich nicht umsonst unzählige
Single-Wochenenden im letzten Jahrzehnt damit verbracht,
Einrichtungszeitschriften zu lesen und mit sehnsüchtigen Augen durch exquisite
Möbelgeschäfte zu laufen und mir vorzustellen, wie meine Traumwohnung aussehen
sollte. Jetzt hatte ich sie endlich. Wir hatten sie endlich, natürlich. Auch wenn man gerechterweise sagen musste, dass
die meisten Einrichtungsgegenstände von mir stammten. Dank meiner Voraussicht
hatte ich mir in den letzten Jahren nur Möbel gekauft, die bereits in meine
künftige Traumwohnung passten. Alles war farblich perfekt auf einander
abgestimmt: helle Töne in weiß, beige, dazu Möbel in Teakholz und als
Prunkstück ein riesiges, weiches, hellgraues Stoffsofa im Wohnzimmer. An den
Wänden hingen liebevoll ausgesuchte Plakate aus den 20er Jahren, die ich über
Jahre hinweg in kleinen Galerien in Berlin gefunden hatte. Auf dem Boden lagen
schlichte, einfarbige Teppiche, die immer gerade so groß waren, dass der
Holzfußboden darunter gebührend zur Geltung kam. Vor den hohen Altbaufenstern
hingen weiße Vorhänge. Perfekt.
    Perfekt vor allem deshalb, weil unsere Wohnung
ansonsten ziemlich leer war. Einziges Accessoire waren die zwei sündhaft teuren
Designer-Boden-Blumenvasen, die man auf keinen Fall nutzen konnte, um Blumen
hinein zu stellen. Keinerlei Krimskrams, keine Grünpflanzen. Besonders: keine
Grünpflanzen. Ich war kein großer Fan von Grünpflanzen. Die meisten waren nicht
mal schön und ich war über die Jahre zu der Überzeugung gekommen, dass alle
Zimmerpflanzen dieser Welt sich gegen mich verschworen hatten.
    Während meiner Studienzeit hatte ich noch mein Bestes
versucht, mit Grünpflanzen gemeinsam zu leben. Nicht, weil ich sie damals schön
gefunden hätte. Eher, weil sie einfach in eine Studentenwohnung gehörten. Das
größte Problem mit Grünpflanzen war, dass sie offensichtlich meine Gegenwart
nicht ertragen konnten. Egal, wie viel ich sie goss oder düngte, nach
spätestens zwei Wochen in meiner Gegenwart starben sie. So zumindest das
Schicksal der ersten fünf grünen Gefährten in meiner Studentenwohnung. Dann kam
Erich. Erich zog gegen Mitte des Studiums bei mir ein und war am Anfang ein
recht kleiner

Weitere Kostenlose Bücher