Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
um.
„ Hmm .“
Mehr sagte sie nicht. Ich wurde wieder nervös. Ingrid
schien sich komplett von der Außenwelt zu lösen und stand wie in Trance mitten
im Wohnzimmer und stieß alle paar Sekunden ein „ Hmm “
aus. Dabei wackelte sie leicht mit dem Kopf, wie einer dieser Wackel-Dackel,
die manche Menschen hinten auf der Autoablage stehen haben. Mir wurde angst und
bange. Zu Recht. Denn als Ingrid endlich ausgemurmelt und ausgewackelt hatte,
sprach sie ihr Urteil. Erwartungsgemäß war es nicht gut.
„ Mandylein , Mandylein ! Da wartet
viel Arbeit auf uns. Eigentlich muss das hier alles raus. Die Möbel sind sowieso
schrecklich. Sind die vom Sperrmüll?“
„Nein“,
sagte ich schwach, „die gefallen uns.“
Ingrid riss die Augen auf, als hätte ich ihr gesagt,
dass ich unter meinem Kleid eine Sprengstoffweste trug, die ich jede Sekunde
zünden könnte. Ich schwöre, wenn ich so eine Weste gehabt hätte, ich hätte sie genutzt!
Mein Instinkt befahl mir, lieber meine schönen Möbel zu zerstören, als sie
Ingrid zu überlassen.
„ Hmm .“ Ingrid wackelte erneut mit dem Kopf. „Naja, über
Geschmack kann man streiten. Darüber, wie die Möbel stehen müssen und dass hier
ein bisschen Farbe rein muss, nicht. Fangen wir an!“
Die folgende Stunde waren wir damit beschäftigt, die Möbel
und Teppiche des Wohnzimmers zu verrücken. Genauer gesagt: Igerich und ich rückten Möbel, während Ingrid auf dem Sofa thronte und Anweisungen gab.
Am Ende der Umräumaktion sah das Wohnzimmer aus, als
würden gleich die Maler kommen. Das gesamte Mobiliar stand in einem Pulk in der
Mitte des Raumes, wobei der Couchtisch geschickt hinter dem Sofa platziert war
und der Fernseher direkt daneben stand. Ewiger Optimist, der ich war, hoffte
ich, dass dem Feng-Shui nun genüge getan sei. Doch natürlich lag ich falsch.
„ Igerich , hol doch mal die Tüte mit den Farben!“ befahl
Ingrid ihrem Mann.
„Du
willst die Wohnung doch nicht ernsthaft streichen?“, fragte ich schockiert. Ich
hatte mich damit abgefunden, dass ich am Ende des Besuchs alles wieder an
seinen Platz stellen musste. Aber streichen? Streichen war nicht so einfach
wieder rückgängig zu machen.
„Nein,
nein, Liebchen“, beruhigte mich meine Fast-Schwiegermutter . „Wir haben im
Baumarkt Pappen in günstigen Feng-Shui-Farben gekauft. Die könnt ihr erst mal
so an die Wand hängen. Und später, wenn wir weg sind, nehmt ihr einfach diese
komischen Bilder aus den Rahmen und macht die Pappen rein. Das sieht unheimlich
schön aus.“
Ich fand zwar eher, dass das unheimlich beknackt
aussah, aber wenigstens war der Schaden kein dauerhafter. Außerdem würde ich
natürlich einen Teufel tun und meine geliebten Plakate austauschen. „Was Ingrid
nicht weiß, macht Ingrid nicht heiß“, dachte ich im Stillen.
„Aber
nicht Schummeln!!!“, krähte Ingrid in diesem Moment los. „Ich kenne euch junge
Leute doch. Ihr nehmt die guten Ratschläge der Alten nicht ernst und dann habt
ihr den Schlamassel. Wenn das Feng-Shui einer Wohnung nicht stimmt, hat das
Konsequenzen. Schlimme Konsequenzen!“
Ingrid fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger vor
meiner Nase herum.
„Schleimiger
Durchfall ist nur der Anfang“, fügte sie unheilvoll hinzu.
Während ich mich noch fragte, ob es auch ein „Schwiegermutter-Feng-Shui“
gab und ich leider an genau die Schwiegermutter geraten war, die mir und meiner
Schwiegermutter-Zahl überhaupt nicht gut tat, machte sich Ingrid bereits über
meine Vorhänge her.
„Die
müssen natürlich ab!“, bestimmte sie und riss unsanft an meinen neuen, teuren,
weißen Vorhängen.
Schnell rannte ich ihr zur Hilfe, stieg auf einen
Stuhl und nahm einen Vorhang behutsam ab. Ich war fest entschlossen, ihn nach
dem Besuch sofort wieder aufzuhängen. Unbeschädigt.
„Zum
Glück haben wir im Baumarkt genau das Richtige für eure Wohnung gefunden. Igerich ?“
Ingrid winkte ihren Mann ungeduldig zu den Vorhängen. Igerich , der bereits damit begonnen hatte, DinA3-Pappen
in Purpurrot mit Tesa -Film an die Wände zu hängen
unterbrach seine Tätigkeit und brachte Ingrid eine riesige Einkaufstüte. Ich
schloss für einen kurzen Moment die Augen. Vielleicht war das alles nur ein
böser Traum und
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