Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
Vom Netzwerk:
sobald ich die Augen öffnete, würden zwar immer noch Ingrid und Igerich vor mir stehen, aber vielleicht hätten sie
statt der Baumarkttüte die kleine Skulptur in der Hand, die ich mir schon immer
für meinen Fenstersims gewünscht hatte .
    Als ich meine Augen aufmachte, dachte ich allerdings,
es wäre schon wieder Weihnachten - aber nicht, weil der Weihnachtsmann mir die
Skulptur gebracht hatte. Ich sah einfach nur Gold. Metallisch glitzerndes Gold.
Metallisch glitzerndes Gold, das sich bewegte.
    Rigolettos Eltern hatten damit begonnen, einen blickdichten,
gold-metallic Vorhang aus der Tüte zu holen und waren nun beide unter ihm
verschwunden, was die Bewegung erklärte. Sie sahen aus wie zwei
überdimensionale Kinder, die unter einem goldenen Tuch Pferd spielten.
                „ Mandylein , hilfst du uns mal?“ hörte ich Ingrids energische
Stimme aus dem Gold herauskrähen.
    Beherzt griff ich in den Vorhang und bekam sofort
einen elektrischen Schlag. „Super“, dachte ich, „der Vorhang ist nicht nur
grottenscheußlich, er ist auch noch gefährlich.“
    Die Nachfrage, ob er aus naturbelassenen Materialien
war, verkniff ich mir, wie so viele meiner Nachfragen. Nachdem Igerich beim Anbringen zweimal vom Stuhl gefallen war, hing
Ingrids Traum aus Gold schließlich. Leider war der Vorhang mindestens 40
Zentimeter zu kurz.
                „Ach,
Kindchen. Die paar Zentimeter machen doch gar nichts“, meinte Ingrid zufrieden,
während ich noch zweifelnd auf den Vorhang schaute, der kurz unterhalb des
Fenstergriffes endete.
    Sie warf schnell noch eine purpurne Wolldecke über
mein schönes Sofa, dann sah sie sich im Wohnzimmer um.
                „Perfektes
Feng-Shui ist etwas anderes, aber so könnt ihr hier erst mal leben. Kein
schleimiger Durchfall mehr“, lächelte Ingrid mich glücklich an. Ich lächelte
gequält zurück.
                „Möchtet
ihr vielleicht etwas trinken? Kaffee? Ich habe auch Kuchen“, bot ich höflich
an, da ich selbst kurz vor dem Verdursten war.
    Außerdem konnte ich so vielleicht den Rest der
Wohnung vor Ingrid schützen. Es standen immer noch mehrere gefüllte
Baumarkttüten auf dem Boden.
                „Eine
wunderbare Idee“, stimmte Ingrid mir begeistert zu, „dann können wir in der Zeit
gleich die Küche machen.“
    Eine weitere halbe Stunde später saßen wir am
Küchentisch und tranken Kaffee. Ich traute mich kaum, von meinem Teller aufzusehen.
Unser schöner, silberner Kühlschrank war mit einer ebenfalls   purpurroten Folie abgeklebt und überall
standen diese kleinen, dicken, lachenden, chinesischen Buddhas. Als wolle sie
dem Spruch     
    „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu
sorgen!“ Leben einhauchen, flüsterte mir Ingrid zwischen zwei Kuchenstücken zu:
                „Wenn
du dir die dicken Buddhas ansiehst, dann hast du gleich keine Lust mehr auf
Essen und nimmst ein bisschen ab. Mein Rigoletto mag
stattliche Frauen nicht besonders gerne.“
    Wenn ich mich in meiner Küche umsah, hatte ich
eigentlich keine Lust auf gar nichts mehr. Nicht mal mehr darauf, Rigoletto zu heiraten. Mir entfuhr ein tiefer Seufzer, der
an Ingrid allerdings vorüberging, da sie im gleichen Moment schrie:
                “Schlafzimmer!
Wir müssen heute noch viel erledigen!“

 
    Im Schlafzimmer klärte Ingrid mich darüber auf, dass
Purpurrot und Gold die besten Feng-Shui-Farben für mich und Rigoletto seien - als wüsste ich das nach dem Farben-Massaker, das sie in meinem
Wohnzimmer veranstaltet hatte, nicht.
                „Darauf
wäre ich ja nie gekommen“, sagte ich matt, während Ingrid mehrere Rollen Fenster-Folie
aus einer der Tüten zog und Igerich anwies, diese am
Fensterglas aufzukleben.
    Mein Schlafzimmer wurde in einen Puff verwandelt,
dachte ich geschockt. Das Moschus-Raumspray, das Ingrid großzügig im Raum
versprühte, verstärkte den Eindruck noch weiter. Kaum war Ingrid mit dem
Sprühen fertig, holte sie schon ein weiteres, riesiges Paket aus einer
Baumarkt-Tüte.
                „Gleich
sind wir fertig,“ sagte sie aufgeregt wie ein Kind, das zum ersten Mal alle
Legosteine in einem Turm verbaut hatte. „Nur noch das Prunkstück.“
    Sie zog vier Holzquadrate aus der Tüte, die sie auf
die Erde legte.
                „So,
die müssen wir jetzt nur noch zusammenstecken, dann kann Igerich es aufhängen.“
    „Was ist das?“, dachte ich

Weitere Kostenlose Bücher