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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Paderborn brachte ebenfalls keine
Entwarnung. Nach Hause gefahren waren sie offensichtlich nicht. Oder standen
sie noch in Nieder-Oberstein auf dem Bahnsteig? Vielleicht sollte ich meinen
Freund, den Schaffner, anrufen.
    Um vier Uhr nachmittags hörte ich schließlich ein
lautes Poltern im Treppenhaus. Ich rannte zur Tür und tatsächlich sah ich
Ingrid, in einen langen schwarzen Mantel gehüllt, huldvoll und langsam die
Treppen zu unserer Wohnung emporsteigen. Sie sah aus wie eine mittelalterliche
Giftmischerin, die mit hoch erhobenen Haupt zum Scheiterhaufen ging. Igerich schnaufte eine Stiege hinter ihr, beladen mit
Paketen. Vorsichtshalber blieb ich im Türrahmen stehen. Ich hatte keine Ahnung,
welche Beschimpfungen Ingrid sich diesmal für mich und meine Wohnung ausgedacht
hatte.
    Entgegen allen Erwartungen hatte Ingrid ihre gute
Laune wiedergefunden. Sie riss mich förmlich aus dem Türrahmen und drückte mich
an ihre Brust. So fest, dass der Kompass, der immer noch um ihren Hals baumelte,
mir die zwei Rippen anknackste, die unsere bisherigen Treffen unbeschadet
überstanden hatten. Tapfer schluckte ich die Tränen herunter. Ich war einfach
nur erleichtert, dass Ingrid und Igerich wieder
aufgetaucht waren und ich Rigoletto nicht sagen
musste, ich hätte seine Eltern an unserem ersten Wochenende ohne seine Aufsicht
verloren.
                „Mandy“,
sagte Ingrid ernst, „ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan und bin nach
reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gekommen, dass ich euch mit dem
Schlamassel, in den ihr euch da hineingemietet habt, nicht allein lassen werde.
Auch wenn ich für das schlechte Feng-Shui an diesem Wochenende sicherlich teuer
mit meiner Gesundheit und meinem Lebensglück werde zahlen müssen, so ist es
doch meine Aufgabe, euch zu helfen. Dafür hat man schließlich Eltern.“
    Mit diesen Worten drückte sie mich noch einmal an
ihren Busen und der Kompass zerquetschte mir zwei weitere Rippen.
                „Das
ist ganz wunderbar von dir“, behauptete ich, obwohl mir Böses schwante.
Spätestens in dem Moment, als Igerich endlich -
beladen mit Baumarkttüten und -paketen - den letzten Treppenabsatz erklomm,
spürte ich, dass es zumindest für mich besser gewesen wäre, Ingrid wäre in
Berlin verloren gegangen.
    Letztere atmete derweil mehrmals tief durch und
machte dann einen großen Schritt in unsere Wohnung. Dabei hatte sie die Augen
geschlossen und murmelte irgendetwas monoton vor sich hin, als wäre sie ein
Priester auf dem Weg zu einer Teufelsaustreibung.
                „Dann
wollen wir mal anfangen“, sagte sie schließlich, öffnete die Augen und begann
sich in der Wohnung umzusehen.
    Zunächst lief sie durch alle Zimmer, manchmal
zustimmend nickend, meistens aber fassungslos mit dem Kopf schüttelnd.
                „Ich
verstehe nicht, wie Rigoletto in so eine Wohnung
ziehen konnte“ empörte sie sich am Ende der Besichtigung.
                „ Mandylein , ich habe übrigens auch mal deine Gua -Zahl errechnet und für dich
sieht es in der Wohnung hier nicht viel besser aus. Allein Igerich könnte hier ohne größere Beschwerden leben. Hast du in letzter Zeit häufiger
schleimigen Durchfall?“, fuhr sie fort.
                „Äh,
nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
                „Dann
hast du Glück. Dein Körper hat noch nicht die gesamte negative Energie der
Wohnung aufgenommen. Gut, dass ich jetzt da bin. Ich habe heute Morgen im
Baumarkt alles besorgt, um eure Wohnung in ein positives, kleines
Feng-Shui-Liebesnest zu verwandeln. Fangen wir an.“
    Mit diesen Worten winkte sie Igerich zu sich, der ihr pflichtschuldig die Baumarkttüten vor die Füße stellte.
                „Ich
nehme an, ihr haltet euch meistens im Wohnzimmer auf, oder?“ Ingrid sah mich
fragend an.
                „Oder
etwa im Schlafzimmer, ihr Turteltäubchen?“, fügte sie mit vielsagendem Blick
an.
                „Nein,
nein, auf jeden Fall im Wohnzimmer, eigentlich immer nur im Wohnzimmer“,
antwortete ich hektisch. Es war mir derart unangenehm, gleichzeitig an
Schlafzimmer, Sex und Ingrid zu denken, dass ich mich am liebsten unter dem
Sofa verkrochen hätte.

 
    Was ich glücklicherweise nicht tat, da meine schöne,
neue, durchdesignte Wohnung dann Ingrid schutzlos ausgeliefert gewesen wäre.
Denn diese stapfte unterdessen ins Wohnzimmer und sah sich erneut

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