Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
gefürchteten,
potentiellen Schwiegereltern bester Laune zum Frühstück. Ingrid schaute sich
glücklich immer wieder in der von ihr verunstalteten Wohnung um und Igerich wirkte als hätte er einen mächtigen Kater. Bestimmt
hatte er sich an der Hotelbar am Abend zuvor heimlich betrunken. Wobei mir
auffiel, dass ich immer noch nicht wusste, wo Ingrid und Igerich eigentlich wohnten. Ein willkommenes Gesprächsthema, da ich weder über Feng
Shui, noch über FKK, Heilkräuter oder mein Leben mit Rigoletto sprechen wollte.
„In
welchem Hotel seid ihr eigentlich“, erkundigte ich mich harmlos.
„Hotel,
wieso Hotel?“ Ingrid sah mich verständnislos an.
„Na,
ihr solltet doch eigentlich bei uns wohnen, aber das ging nicht wegen des Feng Shuis . Ich dachte, ihr wärt ins Hotel gezogen“, sagte ich
nicht weniger verständnislos.
„Aber
nein, Mandylein . Wir wohnen bei Jessica. Wir
verschleudern doch nicht unser gutes Geld für ein überteuertes Hotel“, klärte
mich Ingrid auf.
„Aha.
Und wer ist Jessica? Ist das eine Freundin von euch?“, tat ich mein Bestes, die
Unterhaltung im Gang zu halten. Alles war besser, als Ingrid wieder auf die
Wohnung loszulassen.
„Du
kennst Jessica nicht? Hat Rigolettochen Geheimnisse
vor dir? Jessica ist seine Ex-Freundin. So ein nettes Mädchen. So gebildet und
interessiert. Ganz schlank. Und hübsch“, schwärmte Ingrid.
Halt! Stopp! Jessica? Ich war sprachlos. Erstens
hatte ich den Namen noch nie gehört und zweitens hatte ich doch ein „Ding“ mit Müttern. Und ausgerechnet meine
Schwiegermutter in spe hatte ein „Ding“ mit Ex-Freundinnen? Sie hatte definitiv
kein „Ding“ mit mir. Das wurde mir in diesem Moment so glasklar, dass es fast
so sehr schmerzte wie die goldenen Vorhänge.
Ich kam mir gleich mehrfach verraten vor. Warum hatte Rigoletto diese Jessica nie erwähnt, obwohl sie
offensichtlich in Berlin wohnte und seine Eltern regen Kontakt zu ihr hatten?
Sonst hätten sie wohl kaum am Freitagabend bei ihr anrufen und um ein Quartier
für das Wochenende bitten können? Und warum hatte ich das Gefühl, dass Ingrid
mir irgendwie sagen wollte, dass ich das Gegenteil von Jessica war. Auf einmal
wusste ich, wie all die neuen Freundinnen meiner Ex-Freunde sich gefühlt haben
mussten, wenn die Mütter ihrer Freunde auf dicke Freundschaft mit mir gemacht
hatten.
„Was
ist eigentlich in den Kisten im Flur?“ Ich verspürte keinerlei Lust, weiter
über Jessica zu sprechen und wechselte abrupt das Thema.
„Ach
die Kisten, die hätte ich doch fast vergessen. Die müssen wir ja noch
auspacken!“ Ingrid winkte Igerich , er solle
aufstehen.
Mist. Mist. Mist. Hätte ich sie nur nicht erwähnt und
lieber gefragt, welche Kräuter man denn so in Berlin sammeln konnte. Ich wollte
nur wissen, was drin war, von Auspacken war keine Rede gewesen.
„Hol
sie doch mal, Schatz.“ Ingrid lächelte schon wieder dieses gefährliche, selige
Lächeln. „Bring zuerst die blaue, du weißt schon welche.“
Wenige Minuten später kam Igerich mit einer der Kisten zurück. Sie hatte einige dicke, blaue Filzschreiberstriche
auf der Seite.
„Dann
wollen wir mal schauen.“ Ingrid begann die Kiste auszupacken und machte dabei
ein Gesicht, als wären Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen. Was eine
gewisse Leistung war, da sie mindestens zweimal, als sie versuchte das
widerspenstige Klebeband durchzureißen, aussah, als würde sie gleich platzen
vor Anstrengung. Schließlich hatte sie es geschafft.
„Also,
als erstes hätten wir da mal eine von Rigolettos Sammlungen. Du hast ja keine Vorstellung, was da noch alles auf unserem
Dachboden steht. Rigoletto ist ein großer Sammler.“
Mit diesen Worten zog Ingrid einen riesigen,
orangenen Plastikpilz aus dem Karton und stellte ihn auf den Tisch.
„ Rigoletto hat eine Plastikpilzsammlung?“, fragte ich
entgeistert nach und überlegte, was ich wohl sonst noch alles nicht über meinen
Freund wusste.
„Aber
nein, Liebchen, er hat die wahrscheinlich größte Schlumpf-Sammlung in ganz
Deutschland und das ist das Schlumpf-Haus“, klärte Ingrid mich auf und begann,
Schlumpf-Figuren aus der Kiste zu holen.
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