Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Flussarme steuern würde. Entspannung pur.
Einfach nur daliegen, die Natur genießen, ein kleines Picknick auf dem Floß zu
uns nehmen. Herrlich! Genau was ich dringend brauchte. Und tatsächlich waren
die Rahmenbedingungen an diesem Samstagnachmittag perfekt. Die Sonne schien und
unser zunächst äußerst redseliger Kapitän Ronny erklärte nur noch hin und
wieder ein paar Dinge am Ufer, schwieg aber ansonsten. Er hatte an dem
kompletten Ausbleiben irgendwelcher Reaktionen auf seine Geschichten wohl
gemerkt, dass wir nicht gestört werden wollten.
Ich war gerade dabei, die lange Arbeitswoche und meine Albträume zu
vergessen und einzudösen, als Rigoletto sich
räusperte. Laut räusperte. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er sehr, sehr rot
im Gesicht war. So rot wie es sonst nur die Peinlichkeiten seiner Mutter
auslösen konnten. Verschreckt fuhr ich hoch, um zu sehen, ob Ingrid heimlich an
Bord gekommen war. Doch zum Glück waren wir weiterhin allein. Ich ließ mich
erleichtert zurück in meinen Sitz fallen.
Rigoletto räusperte sich noch mal. Ich sah ihn irritiert an und hatte ein wenig Sorge,
dass er einen Herzinfarkt bekommen könnte.
„Miranda,
ich möchte dich etwas fragen.“
Mir blieb fast das Herz stehen. Nachdem ich den Ring gefunden hatte
und klar war, dass Rigoletto mich heiraten wollte,
hatte ich schlicht vergessen, dass er mich ja noch fragen musste. Sollte dies
also der Moment sein, auf den ich so lange gewartet hatte? Kam jetzt die Frage
aller Fragen? Das Ende der Suche? Der Anfang vom „glücklich bis an ihr
Lebensende“? Ich spürte wie auch mein Gesicht rot anlief.
„Miranda
Meyer, willst du meine Frau werden?“
Mein Herz blieb stehen. Vor Freude natürlich.
„Ja,
natürlich.“
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Und machte den entscheidenden
Fehler, indem ich fortfuhr:
„ Rigoletto Hasenbein, ich will dich heiraten.“
Nun wäre der Moment gewesen, in dem mein Hase und ich uns in die
Arme hätten fallen sollen und er mir den Ring an den Finger hätte stecken
müssen - die Schachtel hatte ich bereits in seiner Hand gesichtet. Leider kam
es dazu nicht. Ronny hatte zwar aufgehört zu reden, aber ganz offensichtlich
nicht aufgehört zuzuhören.
„Was
höre ich da?“, fragte er in tiefstem ostdeutschen Dialekt. „Ihr heißt
‚Hasenbein’ mit Nachnamen? Das gibt es doch nicht.“
„Doch,
das gibt es“, verteidigte uns mein Hase und wollte mir gerade die Ringschachtel
geben, als Ronny weiter plapperte.
„Also,
ich hatte da mal Gäste, die hießen auch Hasenbein. Kamen aus Paderborn. Das
waren vielleicht Typen! Der Mann hat die ganze Zeit Rotwein gebechert und die
Frau, die hat gar nicht mehr aufgehört zu reden und zu fragen. War an jedem Kräuterchen interessiert, das hier am Rand wächst. Habe ihr
brav erklärt, welche Pflanzen da wachsen. Die wusste aber immer alles besser.
Ich musste alle paar Minuten anhalten, aussteigen und was für sie pflücken. Nur
Unkraut. Wollte sie mir aber natürlich nicht glauben und hat was von
„Heilkräutern“ gelabert. Selbst ist sie natürlich nicht ausgestiegen. Wie auch,
die hat ja die ganze Zeit gefuttert. Das Boot hatte auch ganz schön
Schlagseite, wo sie gesessen hat.“ Ronny unterbrach seinen Redefluss kurz, um
zu kichern.
„Wie
hieß die denn noch mit Vornamen? Das war ‘ne Nummer. Am Ende hat sie mir nur
die Hälfte gezahlt, weil sie so von den Mücken zerstochen worden ist. Als wär´
das meine Schuld gewesen! Die hat die Viecher doch noch mit ihrem Kuchen
angelockt. Aber das Beste war: Dann hat sie auch noch angefangen, mit den
Mücken zu sprechen. Hab ich mich Scheck gelacht. Die hätte auch gar nicht
zahlen müssen! Hatte selten so einen Spaß!“
Ronny räusperte sich und zitierte mit hoher Stimme:
„,Liebe
Mücken, wenn ihr mich nicht stecht, dann erschlage ich euch auch nicht.‘“
Ronny lachte bei der Erinnerung noch mal laut auf.
„Hat
natürlich null geholfen und die Mücken haben ein Fest gefeiert. Aber nur die
Dicke gestochen, den Mann mit seinem Rotwein haben sie nicht angerührt. Kennt
ihr die vielleicht? So viele Leute mit Nachnamen ‚Hasenbein’ kann es ja nicht
geben.“
„Das
werden dann wohl meine künftigen Schwiegereltern gewesen sein“,
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