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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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„quasi“ verdrängt, wie
es so meine Art war, Dinge zu verdrängen wenn es um meine Schwiegermutter ging.
                „Wie
meinst du das, „auswandern“?“, fragte Rigoletto vorsichtig nach. „Wollt ihr euer Haus hier etwa verkaufen und alles aufgeben?“
                „Wir
wandern für vier Monate aus“, stellte Igerich klar
und ging in die Küche. Bestimmt brauchte er bei dem Gedanken daran, Ingrid ganz
allein vier Monate auf Hawaii ausgeliefert zu sein erst mal etwas
Hochprozentiges.
                „Wir
hoffen natürlich sehr, dass ihr mit eurer Hochzeit auf deine alten Eltern
wartet“, beeilte sich Ingrid einzuwerfen.
    Ich landete auf dem Boden der Tatsachen. Doch kein ewiges Glück,
aber wenn ich richtig rechnete, bedeuteten vier Monate immerhin, dass Ingrid
tatsächlich nicht an den Hochzeitsvorbereitungen teilnehmen konnte - wenn die
Hochzeit Anfang Oktober war. Was sie nun auf jeden Fall sein würde.

 
                „Was
macht ihr denn solange auf Hawaii?“ Rigoletto schaute
seine Mutter skeptisch an.
                „Ach, Rigolettochen , deine Eltern lernen auf ihre alten
Tage noch einen neuen Beruf.“
    Ingrid strahlte ihn mit einem Schulmädchen-Lächeln an, das immerhin
zu den Hot-Pants passte.
                „Wir
machen einen Lomi - Lomi - Nui -Massage-Workshop und machen dann hier aus unserem Haus
ein Massagezentrum.“
    „Aha. Ja. Sicher. Ein Massagezentrum. Weil die Paderborner
Landbevölkerung bestimmt seit Jahren drauf wartete, dass es endlich ein
hawaiianisches Massagezentrum hier gab. Aber bloß nicht das Feng Shui
vergessen! Hieß das etwa auch, dass sie ihren Kräutergroßhandel einstellen
würde? Oder sollten die Paderborner mit heimischen Kräutern nach hawaiianischen
Ritualen massiert werden? Das war ja eine echte Marktlücke. Vielleicht würde
Ingrid nackt massieren?“ Mein ganzer Körper zuckte bei dieser Vorstellung
zusammen. Ein hawaiianisches Kräuter-FKK-Massagezentrum. Darauf hatte die Welt
gewartet. Die Gedanken in meinem Kopf liefen quasi einen Amok der Häme und
wieder mal schien Ingrid sie zu lesen.
                „Meine
Kräuter gebe ich natürlich nicht auf, die verkaufe ich direkt an unsere Kunden
hier im Haus. Dann sind sie frischer und das aufwendige Verschicken entfällt.“
    „Na, wenn sich das herumspricht, werden die Kunden ja aus aller
Herrenländer nach Paderborn fahren“, dachte ich gehässig, besann mich dann aber
eines Besseren und war dankbar, dass Ingrids neuste Schnapsidee sie wenigstens
aus meinen Hochzeitsvorbereitungen heraushielt.
                „ Mandylein ?“ Ingrid strahlte mich mit diesem Lächeln an, von
dem ich schon wusste, des es nichts Gutes bedeutete. „Wollen wir mal auf den
Dachboden gehen und nach meinem Hochzeitskleid suchen? Wahrscheinlich wird es
dir etwas eng sein, aber das kann man ändern lassen. Wäre es nicht romantisch,
wenn du im Hochzeitskleid deiner Schwiegermutter heiraten würdest?“
                „Unbedingt“,
sagte ich nicht weniger strahlend und dachte bei mir: „Wenn es nicht mehr ist.“
So ein Hochzeitskleid ließ sich leicht entsorgen. Ich hatte eine ganze Feng
Shui-Einrichtung unauffällig verschwinden lassen, da würde mir für ein simples
Hochzeitskleid schon was einfallen.
    Simpel war Ingrids Hochzeitskleid allerdings nicht. Nachdem wir
zwei Stunden den Dachboden auf den Kopf gestellt hatten, fanden wir endlich in
der hintersten Ecke eine riesige Schachtel mit dem Schriftzug „Hochzeitskleid“.
                „Ich
glaube, das ist es“, jubilierte Ingrid und ich fragte mich, was sie wohl angesichts
der Beschriftung dachte, was es sonst sein sollte.
    Vorsichtig klappte sie den Deckel der Schachtel auf und sah hinein.
                „Ja,
da ist es“, flüsterte sie mir zu als wäre ihr der Heilige Geist persönlich
erschienen.
                „Nicht
gucken, ich hole es raus und zeige es dir in seiner ganzen Pracht.“
    Brav drehte ich mich zur Seite und wartete. Das Kleid raschelte so
laut beim Herausnehmen, dass ich dachte, draußen wäre ein Gewitter. Aus
naturbelassenen Stoffen war das Kleid offensichtlich nicht.
                „Nicht
gucken!“, warnte Ingrid mich erneut und ich schloss die Augen.
                „ Ta -da!“, triumphierte meine künftige Schwiegermutter
schließlich und ich öffnete meine Augen, die sofort begannen zu

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