Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
sagte ich in
die betretene Stille hinein.
„Meine
Mutter leidet an Unterzuckerung, sie muss ständig kleine Snacks nehmen, damit
sie nicht kollabiert“, erklärte mein Hase beleidigt. „Außerdem hat sie einen
schweren Knochenbau. Und mit ihrer Schilddrüse ist auch nicht alles in Ordnung.“
„Ha.“
Ronny ließ sich die gute Laune nicht verderben und tat, als hätte er nur Gutes
über Igerich und Ingrid zum Besten gegeben. „Ist ja
ein Ding, dass ihr die kennt. Dann grüßt mal schön.“
Ich war - zugegebenermaßen - sehr froh, dass ich jemanden gefunden
hatte, der ausgesprochen hatte, was ich über Ingrid dachte. Aber musste es
unbedingt der Kapitän des Bootes sein, auf dem mein Freund mir gerade einen
Heiratsantrag gemacht hatte? Von romantischer Stimmung konnte keine Rede mehr
sein. Die Ringschachtel war auch nicht mehr zu sehen. Dafür begann sich an
meinem ganzen Körper ein fürchterlicher Juckreiz einzustellen. Mückenstiche.
Als wären die Viecher bei der Erinnerung an das Festmahl bei Ingrid direkt aus
ihren Verstecken gekommen. Rigoletto sagte nichts
mehr. Er schaute die ganze Zeit demonstrativ auf den Uferrand und machte mich
nur hin und wieder auf eine Sorte Heilkräuter aufmerksam, die dort standen,
worauf Ronny jedes Mal fröhlich „Unkraut!“ schrie.
Als wir nach einer weiteren Stunde Fahrt endlich ausstiegen, hatte
ich über 30 Mückenstiche - und das nur an den Stellen, die ich sehen konnte.
So hatte ich mir meinen Heiratsantrag nicht vorgestellt. Auch die
Tatsache, dass Rigoletto mich, nachdem wir unsere
Mückenstiche daheim verarztet hatten, zum Essen einlud und mir meinen
Verlobungsring an den Finger steckte, konnte über zwei Dinge nicht
hinwegtäuschen: Mückenstiche waren furchtbar, aber Ingrid war schlimmer. Die
Mücken mussten wenigstens anwesend sein, um zu stechen. Ingrid hatte es sogar
aus der Entfernung geschafft, mir meinen Heiratsantrag zu vermiesen. Wann immer
ich an den Heiratsantrag dachte, tauchte das Bild von Ingrid vor meinem inneren
Auge auf, wie sie mit einer Schwarzwälder-Kirsch-Supermarkttorte in einem Boot
saß, das schließlich vor ihrem Gewicht kapitulierte und kenterte.
Kapitel 21
In den Tagen nach der Bootstour wurde mir klar: Ich musste handeln.
Wenn man davon ausging, dass der Heiratsantrag auf einer Liste der schönsten
Tage im Leben direkt hinter der Hochzeit rangierte, dann musste ich alles tun,
um Ingrid davon abzuhalten, meinen Hochzeitstag auch in ihre Planungshoheit zu
übernehmen. So wie sie mein Weihnachten, meinen Urlaub, meinen Golfkurs, meine
Diät, mein Hautkrebsrisiko und meinen Heiratsantrag in Beschlag genommen hatte.
Ich hatte eine Mission.
Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich ausschließlich - und wenn
ich sage ausschließlich, dann meine ich ausschließlich - damit, zu überlegen, welches Hochzeitsdatum wir wählen sollten, so dass
Ingrid möglichst wenig Zeit und Gelegenheit hatte, sich in die Vorbereitungen
einzumischen. Ich schwänzte sogar mit angeblichen Zahnschmerzen zwei Tage die
Arbeit, um keinen Fehler bei der Planung zu machen.
Nachts plagten mich neue Albträume, die schlimmer waren als jeder
Horrorfilm: Ich schritt in einer FKK-Kirche nackt zum Altar, wo die gesamte Familie
Hasenbein bereits nackt auf mich wartete und ein alter, überall –
überall! - schrumpeliger Pfarrer mich mit meinem Hasen verheiratete. Im
Anschluss gab es schnell eine von Ingrid selbst gesammelte und gekochte Kräutersuppe,
bevor sie darauf bestand, nackt wie Gott sie geschaffen hatte, erst mit meiner
gesamten Verwandtschaft und dann allen Freunden Wiener Walzer zu tanzen.
Tagsüber googelte ich im Internet
sämtliche Kräuter und ihre besten Sammelzeiten, versuchte FKK-Treffen
auszumachen und überlegte sogar, meinen Schwiegereltern eine Reise zum
Oktoberfest zu schenken, um dann die Hochzeit rein zufällig für die gleiche
Woche zu verkünden. Am Ende musste ich trotz aller Bemühungen einsehen: Ich war
machtlos. Nichts und niemand konnte und würde Ingrid davon abhalten, meine
Hochzeit so zu feiern, wie sie es
wollte.
Entsprechend schlecht war meine Stimmung, als wir zwei Wochen
später nach Paderborn fuhren, um Ingrid und Igerich die frohe Kundschaft unserer bevorstehenden Vermählung mitzuteilen.
„Hast
du eigentlich schon eine Idee, an welchem Datum wir heiraten wollen?“, fragte Rigoletto mich, als wir kurz vor dem Haus seiner
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