Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Geschichte zu erfinden, warum ich
umgekippt war.
„Ich
habe in meinem Leben keine Diät gemacht“, sagte Ingrid streng. „Ich glaube an
das natürliche Gleichgewicht des Körpers. Daran wird nicht herumgepfuscht mit
irgendwelchen Diäten. Mit Erfolg, wie man an mir sieht. Es gibt ja nicht viele
Frauen in meinem Alter, die noch so aussehen wie ich.“
Das
war zweifellos wahr. Je nachdem, wie man es auslegte, konnte sogar ich Ingrid
vorbehaltlos zustimmen: Es gab nur wenige Frauen, die aussahen wie sie. Schlapp
wie ich war, stellte ich Ingrid trotzdem eine Frage:
„Und
was ist mit der Maggie Thatcher-Diät?“
„Ach,
die! Das haben wir Rigolettolein damals nur erzählt,
damit er endlich anfängt Eier zu essen. Wir haben so getan, als würden wir
diese Diät machen und es gebe nichts anderes. Clever, oder? Wenn ihr mal Kinder
habt, kannst du dir das merken. So kriegt man die Kleinen dazu, dass sie
einfach alles essen.“
„Und die 20 Kilo, die du abgenommen hast?“
„Das muss Rigoletto verwechselt haben. Ich habe nur einmal in meinem Leben 20 Kilo zu- und dann
wieder abgenommen. Das war vor und nach Rigolettos Geburt.“
Prima!
Ich hatte einen weiteren, nicht zu gewinnenden Kampf, der mich sogar ins
Krankenhaus gebracht hatte, gegen meine Vielleicht-Schwiegermutter geführt,
weil sie meinen Freund im Kindesalter mit fragwürdigen pädagogischen Methoden
dazu gezwungen hatte, Eier zu essen. Und weil Rigoletto etwas verwechselt hatte.
Kapitel 20
Die Wochen nach der Diät waren davon geprägt, dass ich mich mit
allen Mitteln dagegen wehrte, die verlorenen Kilos wieder zuzunehmen. Ingrid
hin oder her, ich hatte fünf Kilo abgenommen und die sollten bleiben wo der
Pfeffer wächst. Leider waren die fünf Kilo wie Ingrid: Sie waren aufdringlich, gemein
und schnell wieder auf meinen Hüften. Natürlich wusste ich, dass ich selbst
Schuld war. Lasagne al forno , Pizza, Tiramisu und
Schokolade waren nicht wirklich geeignet, den Diät-Erfolg zu verfestigen. Das
Einzige, was sie verfestigten, waren die Schrecksekunden am Morgen auf der
Waage.
Immerhin, ein Gutes hatte die Sache. Als ich eines Abends – Rigoletto musste mal wieder länger arbeiten, wahrscheinlich
weil er den ganzen Tag im Büro über Diäten und Faltenmittel geschwätzt hatte
– die ganze Wohnung auf der Suche nach den Schokoriegeln, die Rigoletto für mich hatte verstecken müssen, durchsuchte,
fand ich es: Ein kleines Packet, eingepackt in das hellblaue Papier eines
weltbekannten Juweliers. Das konnte nur eines sein: mein Verlobungsring! Ich
war so aufgeregt, dass ich sogar die Schokoriegel vergaß. Stattdessen bestellte
ich mir eine Pizza mit extra viel Käse, machte eine gute Flasche Rotwein auf
und begann mit den Hochzeitsplanungen.
Zwei Wochen später – es war mittlerweile Ende Mai und das
Wetter herrlich – bereute ich es allerdings schon wieder, den Ring
gefunden zu haben. Jede Nacht plagte mich seit meiner Entdeckung der gleiche Albtraum: Ich schritt in
einem wunderbaren weißen Kleid im Spätsommerlicht durch ein Rosenspalier auf
meinen zukünftigen Mann zu. Im Hintergrund glitzerte das Meer und alle Gäste
trugen weiß. Zwei Geigerinnen verzauberten die Zuhörer mit ihren Klängen. Ich
war fast an Rigolettos Seite angekommen, als
plötzlich ein schriller Schrei die Idylle zerriss:
„ Mandylein , dein Kleid platzt!“
Selbstverständlich war nach einem solchen Traum an Schlafen nicht
mehr zu denken. Ich wälzte mich in meinem Bett und verfluchte den
Pizza-Lieferservice, den Snickers -Erfinder und
Ingrid. Ich war so müde von den durchwachten Nächten, dass ich auf Rigolettos Vorschlag, bei dem wunderbaren Wetter doch mal
das Berliner Umland zu erkunden, äußerst missmutig reagierte.
„Ich
will am Wochenende meine Ruhe haben“, fuhr ich ihn an.
„Aber
Mira, ich dachte doch nur, wir könnten mal einen schönen, romantischen Ausflug
machen.“
Rigoletto blickte mich dermaßen herzzerreißend an, dass Aschenputtel in dem Moment, als
ihr gesagt wurde, dass sie nicht zum Ball darf, dagegen wirkte wie eine
kaltblütige Mörderin. Natürlich tat mir ein Ausbruch sofort leid und ich
stimmte dem Ausflug zu.
Am folgenden Wochenende brachen wir Richtung Mecklenburger
Seenplatte auf, wo wir ein kleines Floß gemietet hatten, das ein erfahrener
Kapitän für uns durch die verzweigten
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