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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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überlegen.“ Sabrina musterte mich von oben bis
unten. „Ich würde sagen: klassisch, nicht verspielt, also keine Rüschen, ein
leichtes Off-White und mittleres Dekolleté.“
    Genau!
Ich hätte sie umarmen können. Sabrina hatte, ohne mich zu kennen, mein
Traumkleid beschrieben – das ich mir leider, wenn ich es in ihrem
Geschäft finden sollte, nicht leisten konnte. Ich verbot mir derartig schlechte
Gedanken, schließlich war ich nicht nur wegen des Schauen und Anprobierens
gekommen. In meiner Designer-Tasche befand sich meine Kamera, mit der ich ein
Bild meines Traumkleides machen würde, wenn es denn hier auf mich wartete.
Vielleicht konnte man es deutlich kostengünstiger nachschneidern. Auf die Idee
hatte Ingrid mich gebracht, die mir beim Abschied in Paderborn noch schnell
eins ihrer Hochzeitsfotos aufgedrängt hatte, damit ich ihr Kleid nachmachen
lassen konnte.
    In der schon
besetzten Umkleidekabine raschelte es noch immer und die mürrische Dame
brummelte etwas von „das dauert vielleicht.“ Im gleichen Moment kam eine zweite
Verkäuferin mit einem Kleiderständer voller Rüschen-Rokoko-Hochzeitskleider ins
Zimmer.
    „So, da haben wir noch mehr Modelle nach ihrem Geschmack“, sagte
sie leicht gequält und in diesem Moment fiel mir ein weiterer Kleiderständer
mit mindestens 20 Hochzeitskleidern in der Ecke auf.
    „Das wurde aber auch Zeit“, brummte die ältere Dame und keifte dann
in Richtung Umkleidekabine: „Mach doch mal voran! Hier sind neue Kleider, ich
will nicht den ganzen Tag vertrödeln, nur weil dir nichts passt.“
    Mitleidig
blickte ich auf den Vorhang. Ich glaubte, ein Schniefen zu vernehmen. Geschickt
kombinierte ich, dass die Braut in der Umkleidekabine kein besonders gutes
Verhältnis zu ihrer Mutter hatte. Ich beglückwünschte mich gerade erneut, dass
Ingrid ihr Hochzeitskleid für was auch immer selbst haben wollte und bald auf
Hawaii sein würde, als Sabrina mit dem für mich bestimmten Kleiderständer ins
Zimmer kam. Ein kurzer Blick darauf genügte und ich war im
Hochzeitskleid-Himmel. Ein Kleid war schöner als das andere. Mit Mühe entschied
ich mir für dasjenige, welches ich zuerst anprobieren wollte und verschwand in
meiner Umkleidekabine. Dort hatte Sabrina fürsorglich ein Glas Wasser und ein
paar Gummibärchen bereitgestellt.
    „Früher haben wir frische Erdbeeren gereicht. Leider hatten wir ein
paar Probleme mit Flecken“, sagte sie entschuldigend. Ich lächelte sie selig an
und zog den Vorhang zu.
    In
diesem Moment musste die andere Braut aus ihrer Umkleidekabine getreten sein,
denn draußen begann die ältere Dame zu schimpfen wie ein Rohrspatz.
    „Das ist ja mal wieder gar nichts. Nichts steht dir. Das ist der
teuerste Laden Berlins und du siehst immer noch furchtbar aus. So kannst du
unmöglich vor unsere Freunde treten. Die denken ja, ihr hättet das Geld an der
Börse verjubelt oder verspielt, wenn sie dich so sehen! Das Kleid ist viel zu
simpel und du siehst aus wie Aschenputtel!“
    „Wow!“,
dachte ich, während ich versuchte, den Reißverschluss meines Kleides
hochzuziehen. „Wer so eine Mutter hat, der braucht keine Schwiegermutter mehr.“
    „Vielleicht ist das hier das Richtige“, hörte ich die Verkäuferin
beschwichtigend sagen. Die Alte grummelte etwas unverständliches.
    „Das Kleid ist mit besonders viel Spitze besetzt und am gesamten
Rock, der übrigens einen klassischen Reif darunter hat, sind zahllose Swarowski -Kristalle eingearbeitet. Die Ärmel sind extra
stark gepufft. Ein aufwändigeres Kleid werden sie kaum finden.“
    „Dann zieh es halt an, das macht wenigstens was her“, herrschte
„Mutter Mürrisch“ ihre Tochter an und brummelte dann weiter: „Fragt sich nur,
ob sie in dem Kleid auch was hermacht.“
    Ich
hatte mittlerweile mein erstes Exemplar an und war glücklich. Ich sah
unglaublich gut aus. Wenn meine Kreditkarte mehr Verfügungsrahmen gehabt hätte,
ich hätte das Kleid sofort mitgenommen. So machte ich schnell ein Foto und trat
aus der Umkleidekabine, wo Sabrina schon auf mich wartete.
    „Wunderbar“, schwärmte sie euphorisch. „Und, wie gefällt es Ihnen?“
    „Fast perfekt! Aber ich probiere lieber noch die anderen an, nur um
einen Vergleich zu haben“, strahlte ich zurück.
    „Wenn Sie mich fragen, trägt das Kleid auf und wirkt ziemlich
08/15“, grummelte mich plötzlich die Mutter aus der Hölle an.
    Sabrina
lächelte mich entsetzt und entschuldigend an, drückte mir das nächste Kleid in
die Hand

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