Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
nebenbei zu Rigoletto :
„Ich
glaube, deine Mutter hat angerufen. Doch die Verbindung war so schlecht, ich
habe kein Wort verstanden. Leider war die Nummer unterdrückt, sonst hätte ich
natürlich sofort zurückgerufen.“
Das waren gleich zwei Lügen in einem Satz. Erstens klingelte mir
Ingrids freudig gebrülltes „ Mandylein !“ immer noch in
den Ohren und zweitens hatte ich die Nummer allein schon wegen der exotischen
Vorwahl sehr wohl erkannt. Vorsichtshalber hatte ich aber extra fünf
Freundinnen gebeten, mich kurz mit unterdrückten Nummern anzurufen, damit die
Nummer aus dem Telefonspeicher verschwand und mein Hase gar nicht erst auf die
Idee kam, seine Mutter zurückzurufen. Ich war ziemlich stolz auf mich und meine
Umsicht. In mir keimte ernsthaft die Hoffnung auf, dass unsere Hochzeit
tatsächlich komplett und ganz ohne Ingrids Einflussnahme ablaufen würde.
Fälscher hätte ich nicht liegen können.
Als Ingrid ein paar Tage vor der Hochzeit aus Hawaii zurückkehrte,
war ich fest davon überzeugt, dass der Ablauf der Hochzeit unumstößlich war.
Mittlerweile kannte ich sie gut genug, um zu wissen, dass sie sicher von einem
fast unstillbaren Hochzeits-Tatendrang besessen war, aber was konnte sie noch
ausrichten? Vorsichtshalber ließ ich mir von allen beteiligten Firmen und
Personen - außer von Rigoletto - per Fax den Auftrag
und dessen Ausführung bestätigen und sank am Abend vor der Hochzeit erschöpft,
aber glücklich in mein Bett. In diesem Moment klingelte das Telefon.
„ Mandylein !“
Es war Ingrid. Ich saß sofort aufrecht im Bett und warf einen
schnellen Blick auf meine Bestätigungsfaxe. Alle noch da. Die Faxmaschine
angeschaltet aber regungslos. Alles war gut. War alles gut?
„ Mandylein , ich wollte dir nur noch mal schnell Glück für
morgen wünschen. Igerich und ich freuen uns wirklich
sehr, dass du nun Teil unserer kleinen Familie wirst.“
Ich wäre fast so etwas wie gerührt gewesen, hätte mich das
plötzliche Summen des Faxgerätes nicht auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Ich sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und rannte zum Fax.
Während ich hektisch das noch nicht ganz fertige Blatt aus der Maschine zog,
erzählte Ingrid fröhlich weiter.
Zum Glück war es nur ein Fax von Rigoletto ,
der die Nacht vor der Hochzeit traditionsgemäß im Hotel verbringen wollte, und
mir eine gute Nacht wünschte. Selbiges tat in diesem Moment auch Ingrid und
legte auf. Ich ließ mich erschöpft aufs Bett zurückfallen, um sofort wieder wie
ein Teufel aus der Schachtel hochzuschnellen. Was hatte Ingrid gerade gesagt?
Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich war so mit dem Fax
beschäftigt gewesen, dass ich Ingrid nicht zugehört hatte. Immer ein Fehler,
der Schwiegermutter nicht zu zuhören! Nur ein einziges Wort fiel mir wieder
ein: Überraschung. Ein kurzer Gedanke an die Urlaubsüberraschung, die Ingrid
mir bereitet hatte reichte, und ich geriet in Panik.
In der Nacht vor meiner Hochzeit tat ich kein Auge zu. Und das
nicht aus Angst, dass mein zukünftiger Ehemann am nächsten Tag vielleicht doch
noch einen Rückzieher machen könnte. Oder weil ich unter generellem
Hochzeitsfieber litt. Es war Ingrids Überraschung, die mich keinen Schlaf
finden ließ. Was hatte sie geplant? Es konnte nur furchtbar sein. Irgendetwas
musste ich übersehen haben. Irgendetwas nicht bedacht. Da die Frau meine
Gedanken lesen konnte wie ein offenes Buch, hatte sie es natürlich herausgefunden
und meine Hochzeit würde als Desaster enden. Egal, was es war, womit sie mich
überraschte, es würde auf jeden Fall schlimmer als ein FKK-Pfarrer und der
vegane Kräuter-Caterer sein. Denn an die hatte ich selbst bereits gedacht.
Ingrid würde mich mit etwas Spektakulärem übertrumpfen. So wie sie mich bislang
in allem übertrumpft oder schlecht hatte aussehen lassen.
Kapitel 24
Am nächsten Morgen ließ ich, vollkommen gerädert, Friseur und
andere Brautpflichten über mich ergehen. Ich konnte nur noch an eines denken:
„Überraschung!“. Den ganzen Morgen summte dieses eine Wort in meinen Ohren und
ich bekam ein Gefühl dafür, welchem Stress Menschen mit Ohrensausen ausgesetzt
waren. Immer wieder versuchte ich, Ingrid und ihre Überraschung aus meinen
Ohren zu schütteln, bis mich schließlich der Friseur anherrschte, wenn ich
nicht sofort aufhören würde, mit dem Kopf zu wackeln, könnte
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