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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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Spüle, umfasste deren Rand und starrte aus dem Fenster in den Garten.
    »Was meinst du, warum sie gekommen ist?«
    Anthony trat neben sie.
    »Weil sie nicht vollkommen undankbar ist«, sagte er und legte seine Hand auf ihre. »Versteif dich nicht so darauf, dass sie dich nicht sehen wollte. Nimm nicht immer alles so persönlich.«
    »Aber es tut weh !«, rief Rachel aus.
    »Ja.«
    »Ich – ich habe sie wirklich gern. Ich habe sie all die Jahre sehr gern gehabt.«
    »Du liebst sie«, berichtigte Anthony.
    Rachel nickte heftig. Sie zog ihre Hand unter Anthonys weg und fuhr sich damit über die Augen. »Und ich bin ihr so dankbar gewesen, dass sie Ralph genommen hat. Und dass sie ihn so hat sein lassen, wie er ist.«
    »Bis er zu viel Ralph gewesen ist«, sagte Anthony.
    Der Wasserkocher schaltete sich mit einem Klicken aus.
    »Tee?«, fragte Rachel.
    »Bitte.«
    »Wird sie mit diesem Mann zusammenziehen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie hat gesagt, er hilft ihr einfach nur durch die momentane Situation. Sie hat in meinen Ohren nicht wie jemand geklungen, der verliebt ist, aber vielleicht habe ich es nur nicht gehört, weil ich es nicht hören wollte.«
    Rachel holte zwei Becher aus dem Küchenschrank. Sie sagte etwas ruhiger: »Was hat Ralph eigentlich genau gemacht?«
    Anthony seufzte.
    »Was er immer macht. Typisch Ralph. Nicht zugehört. Er hört einfach nie zu.«
    »Ich höre auch nicht zu«, sagte Rachel. »Ich sollte bei mir anfangen und mir manchmal selbst zuhören.«
    Sie hängte Teebeutel in die Becher und dachte laut: »Sie wollte mich wirklich nicht sehen.«
    »Ich glaube, sie hatte Angst davor.«
    »Dass ich sie anfauche. Ich hätte sie womöglich angefaucht. Das mache ich immer, wenn ich Angst habe.«
    Anthony wartete einen Moment und sagte dann: » Hast du denn Angst?«
    Rachel goss heißes Wasser in die Becher und rührte mit einem Löffel darin herum. Sie sagte leichthin: »Japp.«
    »Wovor genau?«
    Sie nahm die Teebeutel raus und warf sie ins Spülbecken.
    »Davor, nicht mehr gebraucht zu werden.«
    »Was?«
    Rachel ging mit schnellen Schritten an ihm vorbei zum Kühlschrank und holte eine Plastikflasche Milch heraus. Sie schüttete achtlos etwas davon in die Becher. »Wozu bin ich denn im Moment noch gut?«
    »Rachel!«
    »Sieh doch mal«, sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. »Ich habe ein Haus und einen Garten gemanagt, ich habe drei Jungs großgezogen. Sie haben alle geheiratet und uns drei Enkelkinder geschenkt. Ein viertes ist unterwegs. Und sie tun genau das, was ich auch getan habe, als ich damals hergekommen bin und dich geheiratet habe. Ich habe meine eigene Familie gegründet, angefangen, mein eigenes Leben zu leben, mir meine eigene Welt aufzubauen. Und es ist meine Welt gewesen. Und jetzt ist sie das nicht mehr …«
    Am Nachmittag hatte Anthony in seinem Atelier ein Radiointerview mit dem Dalai-Lama gehört. Der Dalai-Lama hatte in seiner sanften, gütigen Art gesagt, soweit er es beurteilen könne, werde der meiste Ärger in der Welt von Männern verursacht und der meiste Ärger in der Familie von Frauen. Anthony stellte sich vor, wie der Dalai-Lama mit seiner Brille und seinen rötlich braunen und ockergelben Gewändern an ihrem Küchentisch saß und Rachel zuhörte, die schilderte, wie ihr Leben seinen Sinn verloren hatte, und er fragte sich, welche buddhistische Weisheit er wohl für diese Wechselfälle des Lebens empfehlen würde.
    »Hörst du mir zu?«, fragte Rachel.
    »Und ob.«
    »Dieses riesige Haus«, sagte Rachel. »Sechstausend Quadratmeter Garten. Nur wir beide. Du hast wenigstens noch dein Atelier.«
    Anthony schlug vor: »Du könntest wieder Kochkurse geben.«
    »Könnte ich.«
    »Was ist mit diesem kleinen Delikatessenladen in Snape Maltings, an den du mal gedacht hast.«
    »Vorbei. Das ist der falsche Zeitpunkt, um etwas Neues anzufangen. Und ohnehin …«
    »Ohnehin?«
    »Ich habe nicht den Mut dazu«, sagte Rachel. »Ich bin zu traurig. Und zu nervös. Ich muss mich daran gewöhnen, dass meine Fähigkeiten von niemandem mehr gebraucht werden.« Sie sah Anthony an und sagte: »Ich liebe es, Großmutter zu sein.«
    »Ich weiß.«
    »Ich vermisse – ich vermisse das alles.«
    »Ja.«
    »Angenommen, sie nimmt die Kinder und zieht zu diesem Mann …«
    »Angenommen, sie tut es nicht«, sagte Anthony. Er nahm sich einen der Teebecher und ging damit zu seinem Lieblingsstuhl mit dem blaukarierten Kissen, von dem er die ganze Küche übersehen konnte. »Du sagst, du hast

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