Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
Vom Netzwerk:
jetzige, aber natürlich auch entsprechend teuer war, so dass sie alles genau hin und her rechnen mussten, ob sie sich das wirklich leisten konnten, denn ehrlich, ihre gegenwärtige Wohnung war für sie beide schon beinahe zu klein, ohne das Baby.
    Dann kamen die Pasta und der Salat, und Charlotte fragte Sigrid, ob sie schöne Ferien in Schweden gehabt habe, und Sigrid meinte, es sei schön gewesen, ihre Eltern wiederzusehen, und Charlotte hakte ein, also, da sie gerade von Eltern sprächen, Sigrid würde bestimmt verstehen, warum sie es getan hat, aber sie sei tatsächlich, ohne Edward oder Luke etwas davon zu sagen, heimlich zu Petra gegangen, weil es ziemlich schlimm sein müsse, plötzlich aus der Familie ausgestoßen zu sein, so wie Petra, und deshalb habe Charlotte ihr etwas Unterstützung anbieten wollen, denn, mein Gott, die brauche sie doch, der gefallene Engel und so weiter.
    »Und Rachel kann so gnadenlos sein«, fügte sie noch hinzu, wobei sie noch ein paar Rukolablätter auf eine dick mit Tagliatelle umwickelte Gabel aufspießte. »Davon kann ich ein Lied singen.« Sie lachte kurz auf. »Ich meine, ich bin noch immer nicht sicher, ob ich ganz drüber weg bin, und es ist jetzt schon eine Ewigkeit her.«
    Sigrid trank von ihrem Wasser.
    »Es war sehr schwierig mit Rachel, als Mariella geboren wurde«, sagte Sigrid.
    Charlotte warf ihr über die nächste Gabelladung einen Blick zu und sagte eifrig: »Ach ja?«
    »Ich hatte schlimme Depressionen. Sehr schlimm. Und ich wollte nicht, dass sie etwas davon erfährt. Überhaupt niemand sollte etwas davon erfahren. Und Rachel war sehr wütend.«
    Charlotte steckte den Bissen in den Mund und sagte kauend: »Darin ist sie ziemlich gut.«
    Sigrid erwiderte nichts. Sie sah hinunter auf ihren Teller, ohne zu essen.
    Charlotte ereiferte sich weiter: »Keine von uns wird jemals gut genug für ihre kostbaren Jungs sein, oder?«
    Sigrid entgegnete: »Ich hatte eine sehr merkwürdige Unterhaltung mit meiner Mutter in Stockholm. Das hat mich ins Grübeln gebracht.«
    »Oh«, sagte Charlotte. Sie wäre gern beim Thema Rachel geblieben, hätte es gern noch weiter angeheizt, aber etwas an Sigrid hielt sie zurück. Sie fragte: »Worüber?«, und schob sich einen weiteren Bissen in den Mund.
    »Diese Mütter«, sagte Sigrid. » Unsere Mütter.«
    »Meine ist ein Schatz.«
    »Mag sein. Aber sie hat auch eine Persönlichkeit. Sie alle haben das. Sie waren einmal in unserem Alter. Sie haben zu ihrer Zeit dasselbe durchgemacht wie wir jetzt.«
    Charlotte schnaubte: »Dann hat Rachel die Hälfte davon vergessen.«
    Sigrid sagte langsam: »Sie ist keine Hexe, weißt du.«
    Charlotte hörte auf zu essen. »Sie mag mich nicht, und dich mag sie auch nicht besonders.«
    »Ach, ich glaube schon«, sagte Sigrid. »Und wenn sie es bisher nicht getan hat, wird sie es von jetzt an tun. Sie ist nur so, wie sie ist, weil ihr nie jemand widersprochen hat, niemand hat ihr jemals ihre Position als einzige Frau unter lauter Männern streitig gemacht. Petra ganz gewiss nicht. Doch jetzt stehen die Dinge anders, und sie muss lernen, ihren Mund zu halten, und das fällt ihr sehr schwer.«
    Charlotte legte die Gabel nieder. »Wow …«
    »Denk mal drüber nach«, sagte Sigrid. »Ralph ist sehr schwierig, ich glaube, niemand hätte Ralph irgendwie anders erziehen können, aber selbst er ist ein guter Vater. Und die anderen beiden, unsere Männer, Rachel hat gute Männer für uns erzogen. Das war ihr Werk, weißt du.«
    Charlotte schob ihren Teller weg.
    »Wir dürfen uns nicht gegen sie verschwören«, drängte Sigrid. »Es ist einsam um sie herum geworden. Meine Mutter sagte, sie hätte ihre Einsamkeit mit Arbeit bekämpft. Sie ist Ärztin. Rachel ist keine Ärztin, sie hat nie etwas Richtiges gearbeitet, sie ist Hausfrau, und jetzt – tja, ich weiß nicht, was sie jetzt ist. Ich nehme an, sie hat Angst, ihre Enkelkinder zu verlieren.«
    »Aber …«
    »Ich glaube, das ist der Grund für ihren Zorn.« Sigrid ließ sich nicht unterbrechen. »Sie kann manchmal ziemlich unsensibel sein, und jetzt ist sie auch noch wütend. Aber ich glaube nicht, dass sie uns nicht mag. Und ich glaube auch nicht, dass sie ihre Söhne wiederhaben möchte, selbst wenn wir es ihr anbieten würden. Ich glaube, sie muss sich einfach in vielem umgewöhnen, und sie ist deshalb auch wütend auf sich selbst.« Sie lächelte Charlotte an. »Überleg mal. Wenn Rachel ein schlechter Mensch wäre, wäre Luke dann nicht auch

Weitere Kostenlose Bücher