Schwiegertöchter (German Edition)
schlecht?«
Charlotte war hellhörig geworden. »Was genau möchtest du mir damit sagen?«
»Ach«, winkte Sigrid ab. »Ich will dir gar nichts sagen. Ich will dir nur beschreiben, wie ich das inzwischen sehe.«
»Aber du warst an dem Tag in unserer Wohnung so reizend zu mir, wegen des Babys …«
»Natürlich«, sagte Sigrid. »Es war schließlich ein völlig grundloser Angriff. Rachel war im Unrecht, alle haben das gesehen. Ich nehme an, ihr war das ebenso klar, auch wenn sie es nie zugeben könnte. Aber nach dieser Geschichte mit Petra haben wir alle unsere Positionen im Familienreigen gewechselt, wir sind alle woandershin gerückt. Auch Rachel.«
Charlotte nahm ihre Gabel wieder zur Hand und holte den Teller zu sich heran. Sie wollte darauf pochen, dass sie nach wie vor das Recht hatte, sich zu beschweren, brachte es aber nicht über sich. Sie wickelte Tagliatelle auf die Gabel, hielt inne und sah Sigrid an.
»Okay«, sagte Charlotte mit einer Einsichtigkeit, die sie selbst überraschte. »Okay. Argument akzeptiert.«
Kapitel 18
Steve Hadley neigte nicht zur Ruhelosigkeit. Sein ganzes Leben lang war eine Aktivität in die nächste übergegangen, hatte er ohne Hast eine Aufgabe nach der anderen erledigt, so dass er inzwischen kaum noch denken konnte, ohne dass seine Hände mit irgendetwas beschäftigt waren. Seine Mutter würde natürlich sagen, dass er das geerbt hatte. Sein Vater war unfähig gewesen, zu denken oder ein wichtiges Gespräch zu führen, ohne nebenbei irgendetwas zu tun. Steve erinnerte sich noch an die holprigen Versuche, wie ihn sein Vater, unter dem alten aufgebockten Alvis, den er gerade restaurierte, über die Dinge des Lebens und ihre praktische Ausführung aufklären wollte, bis Steve endlich den Mut aufbrachte, zuzugeben, dass er darüber bereits Bescheid wusste, und seinem Vater einen Schraubenschlüssel reichte.
Er erwähnte nicht, dass er es sogar schon ausprobiert hatte, als er dreizehn war, mit einem fünfzehnjährigen Mädchen aus der Abschlussklasse, das, je nach Sichtweise, entweder sehr großzügig oder etwas liederlich gewesen war. Es war nicht bis zum Ende gegangen, doch neben der Enttäuschung darüber hatte es ihm immerhin eine Ahnung davon vermittelt, wie unglaublich aufregend und befriedigend es sein würde . Drei Jahre später war er ans Ziel gekommen und hatte seitdem, seiner Ansicht nach, ständig Fortschritte gemacht. Er hatte recht viele kurze Beziehungen gehabt und eine längere (die seine Freundin beendet hatte, als sie nach Schottland aufs College ging), und immer hatte er auf bescheidene, zurückhaltende Art gewusst, dass er ihnen sexuelle Befriedigung geschenkt hatte. Es lag in seiner Natur. Sex war seiner Meinung nach eine gute Sache, warum sollte man also nicht lernen, sie ordentlich zu machen? Er war kein Adonis, um Himmels willen, aber das hielt ihn nicht davon ab, ein guter Liebhaber zu sein. Darauf hatte er immer Wert gelegt.
Nur dass seine unbestrittene Kompetenz ihm im augenblicklichen Fall nichts zu nutzen schien. Petra mochte ihn ganz offensichtlich, mochte seine Gesellschaft, hatte nichts getan, um ihn zu entmutigen. Es war weniger, dass sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen, als dass es ihr überhaupt nicht in den Sinn zu kommen schien. Steves Ansicht nach war Sex der natürliche Fortgang, wenn man jemanden ein wenig kennen gelernt hatte und nach ein paar Küssen zuversichtlich war, dass die eigene Zuneigung erwidert wurde. Aber obwohl Petra offenbar gern von ihm geküsst wurde und auch die gelegentlichen, eindeutigen Berührungen zuließ, wenn sie im Cottage aneinander vorbeiliefen oder in Steves Auto saßen, schien sie sich irgendwie zu verflüchtigen, sobald er eine andere Gangart einlegte. Er hätte sie gern rundheraus nach dem Grund dafür gefragt, aber solche Gespräche fielen ihm nicht leicht, also wartete er weiter auf den passenden Moment, da er – wenn auch nicht mit exakt diesen Worten – sagen konnte: Was, zum Teufel, sollen diese Spielchen?
Während er beständig den endlosen Reparatur- und Wartungsarbeiten im Vogelreservat nachging, hatte er sich gelegentlich gefragt, warum er sich überhaupt weiter mit Petra abgab. Sie war nicht die erste Mutter, mit der er eine Beziehung hatte, nicht das attraktivste oder lebhafteste oder von den schwer rumzukriegenden Mädchen das verlockendste, hinter dem er je her gewesen war. Aber sie hatte etwas, das irgendwie mit ihm im Gleichklang war, diese tiefe innere Verbundenheit mit dem Meer und
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