Schwiegertöchter (German Edition)
wenn das Wasser durch Verhütungspillen kontaminiert wurde –, hatte sie sich unbeschreiblich weiblich und fruchtbar und stark gefühlt, und das war für sie beide sehr befriedigend gewesen, so sehr, dass Charlotte dachte, wenn man nur ganz einfach glücklich genug war, dann brauchte man nicht einmal mehr Schlaf. Noch brauchte man allzu dringend über den richtigen und wirksamen Einsatz von Verhütungsmitteln nachzudenken, wenn einem der Ehemann auf seine faszinierend männliche Art gesagt hatte, sie solle alles ihm überlassen.
Und das hatte sie. Und nun stand sie im Bad mit aufgeknöpfter Bluse und losem BH und wunderte sich. Sonst nichts – wunderte sich nur. Ihre Brüste sahen vielleicht nicht viel größer aus, aber gewiss auch nicht kleiner. Und sie waren empfindlich, nur ein klein wenig empfindlich. Charlotte fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie stellte fest, dass sie den Atem anhielt. Und dann wurde ihr plötzlich voller Freude und Erleichterung bewusst, dass es diesmal nichts ausmachte, wenn sie wirklich schwanger war, auch wenn sie geplant hatten, sich zwei Jahre Freiheit zu gönnen, bevor sie auch nur anfingen, an ein Baby zu denken. Dieses Mal, dachte Charlotte, brauchte sie nicht wegen eines Schwangerschaftstests panisch zur Apotheke zu laufen, brauchte nicht angstvoll, heimlich dessen Ergebnis im Badezimmer der WG abzuwarten und musste nicht mitten in der Nacht leise üben, wie sie es ihrer Mutter beibringen sollte, falls der Test positiv war. Dieses Mal, wenn – falls – sie wirklich schwanger war, wäre es etwas zum Feiern.
Sie zog den BH wieder an, knöpfte ihre Bluse notdürftig zu und steckte sie in den Rock, über den Ray, der schwarze, allseits beliebte Rezeptionist im Sender, gesagt hatte, er wisse nicht, warum sie sich noch die Mühe mache, anstatt gleich im Höschen zur Arbeit zu kommen. Dann ging sie durchs Wohnzimmer zur Küche und zu der Tasche mit den Zutaten fürs Abendessen, die sie auf dem Tresen abgestellt hatte – Hühnchenteile und scharfe Sauce. Sie wollte das Hühnerfleisch in eine Marinade aus Öl und Zitronensaft legen, so wie ihre Mutter es machte, und den Salat waschen und das Couscous abmessen, für das sie sich als Beilage entschieden hatte, und erst wenn das alles erledigt und der Tisch gedeckt war, wollte sie Luke im Studio anrufen und ihn fragen – ohne ihren vagen Verdacht zu erwähnen –, wann er meine, zum Abendessen heraufzukommen.
Luke hatte eine neue Grafik-Software. Sie machte es ihm nicht nur möglich, Sachen dreidimensional zu betrachten, sondern auch dreidimensional zu entwerfen, und der Nachmittag war infolgedessen recht arbeitsreich gewesen. Er hatte einen neuen Auftrag und sollte das Logo und Werbematerial für eine kleine Fitnessclub-Kette in Essex und East London entwerfen, und die Software machte es ihm möglich, bereits in diesem frühen Stadium fantastische Ideen zu entwickeln, die dem Marketingteam der Studios sicher gefallen würden. Als nun das Telefon klingelte, ging er davon aus, dass es Charlotte war, und sagte: »Schwing dich runter, Babe, ich muss dir was zeigen«, noch bevor Rachel Zeit hatte zu sagen: »Liebling?«
»Mum«, sagte Luke mit völlig veränderter Stimme.
»Anscheinend hast du jemand anderen erwartet.«
Luke klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter. »Ich hab ein neues Spielzeug, das ich Charlotte zeigen wollte.«
»Ein Arbeitsspielzeug?«
»Ach, Mum «, sagte Luke lachend. »Natürlich.«
»Ich will dich nicht aufhalten«, meinte Rachel. »Es ist nur, weil du seit dem Wochenende nicht mehr angerufen hast und wir dich auch nicht gesehen haben, und da habe ich mich gefragt, wie es dir geht.«
Luke schaute weiter auf den Bildschirm und hatte die Hände auf Maus und Tatstatur. »Großartig, danke.«
»Hattest du – hattest du ein schönes Wochenende?«
»Super«, antwortete Luke. »Fünf-Sterne-Essen, Tennis – wir haben gewonnen – mit meinen neuen Schwagern und Char’s Schwester Sarah, die eine wahnsinnige Rückhand hat. Irre.«
»Oh, gut«, sagte Rachel ohne Begeisterung.
»Es war so ein schöner Tag, dass wir bis zum Abendessen geblieben sind«, fuhr Luke unbekümmert fort. »Char’s Mutter – ich meine, Marnie, ich vergesse immer, sie so zu nennen – hat uns haufenweise Obst und Gemüse mitgegeben. Wir essen zweimal am Tag Himbeeren.«
»Ich habe selbst mehr als genug«, sagte Rachel. »Ihr hättet euch ebenso gut hier so viel pflücken können, wie ihr wolltet.«
»Geht es allen gut?«,
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