Schwiegertöchter (German Edition)
ihr eigener Herr.
Kits Laster lag noch immer umgekippt im Schrebergarten, die Kiesel überall verstreut. Petra kniete sich hin, sammelte die Steine ein und tat sie sorgfältig auf einen Haufen, denn Kit würde sie beim nächsten Besuch mit jener Dringlichkeit brauchen, wie sie Kindern oft zu eigen ist. Dann wischte sie den Laster mit einem Blatt aus und fing an, Erdbeeren zu pflücken, eine nach der anderen, und legte sie behutsam in den Laster, so dass die grünen Stängel alle in dieselbe Richtung zeigten, weil es Kit so gefallen würde. Und als sie alle reifen Früchte gepflückt hatte, nahm sie ihr Taschenmesser und schnitt einen dicken Strauß Bartnelken ab, dunkelrote und weiß gestreifte, und legte ihn auf die Beeren. Dann stand sie auf und schaute auf den kleinen Spielzeuglaster. Es war der befriedigendste und aufmunterndste Anblick des Tages.
Kapitel 6
Charlotte war wie üblich vor Luke zu Hause. Ihre Arbeitszeiten beim Radiosender waren lang, aber regelmäßig, und wenn sie vorbei waren, waren sie vorbei, und dann kam jemand anders und übernahm ihre Aufgaben, wie Gäste zu begrüßen und zu betreuen und ihnen Kaffee oder Wasser zu besorgen und für die wichtigeren unter ihnen Taxis zu organisieren, um sie wo auch immer hinzubringen. Es gefiel ihr, dass viele, vor allem die männlichen Stammgäste, entweder ausdrücklich nach ihr fragten oder einen schmeichelhaften Aufstand machten, wenn sie gerade keine Schicht hatte, sondern Ailsa, die zwar attraktiv war, aber klein und zierlich und sich sehr viel klassischer kleidete als Charlotte. Manchmal gingen Gäste auch zu weit, wenn sie auf offen sexistische Weise nach Charlotte verlangten, wie der berühmte Schauspieler, der heute laut gesagt hatte: »Wo ist denn Miss Gutausgestattet?«, aber meistens freute sie sich, dass sie so gefragt war.
»Du bist natürlich gut ausgestattet«, sagte die Produzentin der Nachmittagsshow, wobei sie nicht Charlotte, sondern einen Computerausdruck in ihrer Hand ansah. »Und es ist überaus schade, dass du ihm das Kompliment angesichts seiner Miniaturausgabe nicht zurückgeben kannst.«
»Oh, so was würde ich nie tun.«
»Ich weiß, dass du so was nicht tun würdest«, sagte die Produzentin und blickte auf. »Deshalb halten wir es mit dir aus. Wenn du nicht so ein freundliches Wesen wärst, müssten wir dich verabscheuen.«
Nun stand Charlotte zu Hause in ihrem Bad, knöpfte die Bluse auf und begutachtete ihren Busen. Sie hatte ziemlich große Brüste, schon seit sie dreizehn war. Aber waren sie jetzt nicht sogar noch größer? Und empfindlicher, überlegte sie, als sie den BH aufmachte, so wie manchmal, kurz bevor sie ihre Periode bekam? Das heißt, als sie ihre Periode das letzte Mal bekommen hatte. Das war allerdings schon fast zwei Monate her und noch vor der Hochzeit gewesen. Damals hatte sie noch Berechnungen angestellt, ob sie am Hochzeitstag oder – beinahe noch schlimmer – in den Flitterwochen kommen würde. Aber nun hatte sie seit – sie hielt inne und zählte die Zeit an den Fingern ab – beinahe acht Wochen überhaupt keine mehr gehabt. Worüber sie sich zunächst keine großen Gedanken gemacht hatte, weil ihre Periode, wovor der Arzt sie schon gewarnt hatte, seit dem Absetzen der Pille ganz unregelmäßig geworden war. Sie betrachtete sich mit einer Art Ehrfurcht im Spiegel und legte instinktiv eine Hand flach auf den Bauch.
Es war Luke gewesen, der sie aufgefordert hatte, die Pille abzusetzen, die sie beinahe gedankenlos geschluckt hatte, seit sie sechzehn war. Eines Abends, als sie gerade grünes Thai-Curry aßen, hatte Luke sie ganz ernst über den Tisch hinweg angesehen und gesagt, er finde, da sie jetzt ihre Zukunft mit ihm verbringe, solle sie ihren Körper möglichst natürlich behandeln und aufhören, Chemie in ihn hineinzustopfen, egal wie gut erforscht und angeblich unbedenklich sie sei. Er sagte, die Verhütung könne doch auch er übernehmen, würde es sogar sehr gern tun, und sie solle doch bitte schön nach Hause gehen und die restlichen Pillen ins Klo spülen und ihren fantastischen Körper das Wunder sein lassen, das er war.
Charlotte war hingerissen gewesen von dieser kleinen Ansprache. Es begeisterte sie, dass Luke so reif, so gebieterisch war, und dass er ihren Körper als etwas betrachtete, das Respekt und Fürsorge brauchte. Als sie die Pillen in den Müll geworfen hatte – Luke waren Bedenken gekommen, welchen Effekt es auf die Potenz der männlichen Bevölkerung haben konnte,
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