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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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als hätte Charlotte etwas ganz besonders Kluges angestellt, dazu lächelte sie breit und meinte, wenn man sie beide so sehe, würde das ganz bestimmt ein entzückendes Kind werden. Dann stand sie auf und schüttelte ihnen herzlich die Hände, und sie gingen hinaus auf die Straße, glühend vor Selbstzufriedenheit und aufgeregter Vorfreude, und gönnten sich zur Feier des Tages einen Kaffee, was von nun an das Höchste der Gefühle wäre.
    Während sie ihre Latte macchiato tranken – in Charlottes Fall koffeinfrei –, diskutierten sie den Rat der Ärztin, die Dreimonatsmarke abzuwarten, bevor sie es ihren Familien erzählten, und Luke sagte: »Gut, während du deine Mutter anrufst, kann ich meine Eltern anrufen.« Charlotte löffelte Schaum in ihren Mund und entschied: »Nein, danach.«
    »Was meinst du mit danach?«
    »Ich meine, dass ich zuerst meine Mutter und Schwestern anrufe, und danach kannst du deine Familie anrufen.«
    Luke setzte die Kaffeetasse ab. »Warum nicht gleichzeitig?«
    »Weil die Mutter der Mutter es immer als Erste erfahren muss«, sagte Charlotte. »Die Familie der Mutter kommt zuerst.«
    » Was? «, entfuhr es Luke.
    »Die Mutter der Mutter ist die erste Großmutter«, sagte Charlotte. »So ist das nun mal. Meine Schwestern haben es auch zuerst meiner Mutter erzählt und dann ihren Schwiegermüttern.«
    Luke lehnte sich vor. »Aber das Baby ist zur Hälfte meins, ist zur Hälfte von mir. Es ist genauso Mums und Dads Enkelkind wie das deiner Mutter.«
    Charlotte blickte ihn an. Ihr Blick war klar und selbstsicher. »Nein, ist es nicht.«
    »Aber es wird Brinkley heißen.«
    »Sei nicht so altmodisch«, entgegnete Charlotte. »Es geht nicht um Namen. Es geht um – die natürliche Ordnung.«
    »Also, das ist das erste Mal, dass ich so etwas höre.«
    »Du hast keine Schwester«, sagte Charlotte. »Und deine Eltern haben sehr viel Glück gehabt, weil Sigrids Familie in Stockholm ist und Petra erst gar keine hat.«
    Luke dachte einen Moment nach. Dann sagte er: »Ist das dein Ernst?«
    »Oh ja.«
    »Es kommt mir nicht besonders fair vor.«
    »Die Natur ist nicht fair«, stellte Charlotte feierlich fest.
    »Könntest du – könntest du in Betracht ziehen, diese natürliche Ordnung oder was immer zu ignorieren und es auf unsere Weise zu machen und unsere Eltern gleichzeitig zu informieren? Für mich?«
    Charlotte trank einen Schluck Kaffee. »Nein«, sagte sie bestimmt, und sie fügte kein »Tut mir leid« hinzu.
    Dieser kleine Disput hatte Luke seltsam verunsichert. Er war vollkommen vernarrt in Charlotte und fand ihre Familie wunderbar und mit ihrer sportiven, gesunden Lebenseinstellung eine erfrischende Abwechslung zu seiner eigenen. Er mochte die adrette Malweise seiner Schwiegermutter, wie sie sich dabei auf einen tipptopp aufgeräumten Tisch im Wohnzimmer beschränkte und dabei nie irgendwelchen Schmutz oder Gerüche hinterließ. Aber dennoch waren sie eben eine andere und nicht seine Familie, die so eng mit ihm verbunden war wie seine eigene DNA , egal wie anstrengend und fordernd und chaotisch sie sein mochten. Der Gedanke daran, was seine Eltern empfinden würden, wenn sie je erfahren sollten, dass sie in der großelterlichen Hackordnung nur an zweiter Stelle standen, tat ihm in der Seele weh.
    Luke wusste ohne jeden Schatten eines Zweifels, hatte es sein ganzes Leben lang gewusst, dass seine Eltern auf seiner Seite waren, so wie sie auf Edwards und Ralphs Seite waren. In der Schule und später an der Uni hatte er Freunde gehabt, die nicht so vorbehaltlos geliebt und unterstützt wurden wie er und seine Brüder, und wenn er an seine Kindheit dachte, dann erinnerte er sich an eine Zeit selbstverständlicher Geborgenheit, wenn auch nicht – ohnehin unwahrscheinlich – ungetrübten Glücks. Er fand auch, wenn er jetzt darüber nachdachte, dass seine Eltern ziemlich gute Großeltern waren, ja sogar wundervolle Großeltern für Kit und Barney und genauso wundervoll für Mariella, soweit die Entfernung und unterschiedlichen Lebensweisen es erlaubten. Die Ungerechtigkeit in Charlottes Einstellung brachte ihn ziemlich in Rage, und obwohl es ihm unmöglich schien, wütend auf Charlotte zu werden, so konnte er ohne weiteres wütend auf Menschen sein, die aus einer so offensichtlichen Unsitte eine anscheinend absolut akzeptable Tradition hatten werden lassen.
    Es war am Ende eines langen Tages, an dem er lauter solche Gedanken im Kopf hin und her gewälzt hatte, als Rachel anrief. »Ich habe nur

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