Schwiegertöchter (German Edition)
behandeln, als wäre ich eine überspannte Diva, und er hat mir nicht widersprochen. Ich meine, er hat gesagt, sie verbünden sich nicht gegen mich, er stellt sich nicht gegen mich, aber er hat nicht gesagt, dass ich keine überspannte Diva sei, mit keinem Wort. Er ist einfach runter in sein Studio gegangen, und als ich nachts auf die Toilette gegangen bin und runtergesehen habe, ob im Studio noch Licht brennt, war es noch an, und da war es zwei Uhr morgens.«
»Char«, sagte Sarah.
Charlotte hob langsam den Blick.
»Was …«
»Du bist …«
»Ich bin was?«
»Du bist eine Diva.«
Charlotte jammerte: »Aber du bist nicht dabei gewesen, du weißt nicht, was sie gesagt hat, und wie sie dabei geklungen hat.«
Sarah lehnte sich vor.
»Hör zu, Char. Ich kenne die Frau nicht, aber sie ist eine Schwiegermutter. Niemand wird je gut genug für ihren Jungen sein. Sie ist tatsächlich taktlos, aber sie hat nur gemacht, was Leute wie sie tun. Weißt du noch unsere Hochzeit? Chris’ Mutter wollte nicht mal kommen, weil es keine kirchliche Trauung war, und sie hat darauf bestanden, dass ich ihm die kirchliche Trauung ausgeredet habe. Ich hätte überhaupt nichts dagegen gehabt, es war Chris, der sie nicht wollte. Er meinte, er habe in seiner Kindheit genug Kirche gehabt und er glaube sowieso nicht an Gott. Aber er mochte ihr das nicht sagen, das musste ich tun. Also war ich die Hexe. So ist das nun mal. So ist das für viele Schwiegertöchter.«
Charlotte musterte sie ernst. Sie spielte mit dem Kreuz herum. »Mummy sagt, sie würde sie am liebsten umbringen.«
»Das sieht ihr ähnlich. Das ist typisch Mummy. Ich denke genauso, wenn jemand hässlich zu den Mädchen ist.«
Charlotte sagte traurig: »Was willst du damit sagen?«
»Nur, dass du eine zu große Sache daraus machst.«
»Aber …«
»Aber was?«
Charlotte beugte sich zu ihrer Schwester und zischte: »Es war nicht meine Absicht, schwanger zu werden.«
Sarah ließ einen Moment verstreichen. »Ich weiß.«
Charlottes Augen füllten sich mit Tränen.
»Nicht weinen«, sagte Sarah. »Es ist nicht perfekt. Aber es hat auch ein paar Vorteile. Zwei Babys vor dem Dreißigsten, Familie abgehakt, das Leben kann weitergehen.«
Charlotte lehnte sich wieder zurück und sagte: »Ich glaube, Lukes Gefühle für mich haben sich verändert.«
»Wie meinst du das?«
»Na ja«, begann Charlotte und starrte wieder auf die Tischplatte. »Irgendwie konnte ich in seinen Augen nichts falsch machen. Ich meine, ich hab ihn hingehalten, bis er das mit dem Koks im Griff hatte, und er musste warten, bis ich mit Gus fertig war, und alles. Und jetzt habe ich diese – Macht nicht mehr. Er sieht mich an, als hätte ich ihn enttäuscht, als hätte er ein Weihnachtsgeschenk aufgemacht und nicht das bekommen, was er sich gewünscht hatte.«
So verlockend es auch war, energisch »Unsinn« zu rufen, sie fühlte sich milde gestimmt und sagte: »Er liebt dich. Er liebt dich wirklich. Nur hat ihn die Sache mit dem Baby wahrscheinlich auch erst mal umgehauen.«
»Er muss es ja nicht kriegen.«
Sarah blickte ihre Schwester an. Sie sagte: »Ich hab gerade angefangen, dich zu bedauern. Verdirb es nicht.«
Charlotte lächelte schwach. »Ich bin total durch den Wind, oder?« Sie nahm eine Papierserviette und tupfte sich die Augen ab. »Ich sollte eine erwachsene Ehefrau sein und bin total durch den Wind.«
»Hör auf zu jammern.«
»Tu ich nicht.«
»Charlotte, wir sind alle begeistert davon, dass du Luke geheiratet hast«, sagte Sarah. »Wir finden ihn reizend, und die Hochzeit war wunderschön. Aber der Ehealltag ist eine andere Geschichte. Und vor allem findet er nicht in der Öffentlichkeit statt. Es ist keine Fernsehshow, wo du das Publikum um Hilfe bitten kannst, wenn etwas nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast. Ihr beide müsst das unter euch klären. Du hast keine Ahnung von meiner Beziehung mit Chris, oder? Es hat dich nie interessiert. Nun, es ist auch nicht nur Zuckerschlecken, aber wir arbeiten daran. Und ihr müsst auch daran arbeiten. Du hast einen netten Mann und eine nette Wohnung, und du nagst nicht am Hungertuch. Mach was draus.«
Charlotte seufzte. »Okay«, sagte sie.
»Und jetzt lass uns was zu essen bestellen«, sagte Sarah und nahm die Speisekarte.
Ralph hatte ein Zimmer zur Miete gefunden. Einer seiner zukünftigen Kollegen hatte eine Wohnung in der Nähe vom Finsbury Square, die er am Wochenende, wenn seine Freundin von Dublin rüberkam, für sich
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