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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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hatte. Alle hatten ihr versichert – ihre Mutter, ihre Schwestern, ihre Freundinnen –, dass die Übelkeit (nicht jede leidet darunter, wirklich nicht, Char, ich meine, ich bin beinahe vor Übelkeit gestorben, aber viele Frauen merken nicht das Geringste) frühmorgens kommt, und dass es eine große Hilfe wäre, wenn Luke ihr einen Tee und irgendeinen einfachen Keks ans Bett brächte, bevor sie auch nur einen Zeh hinausstreckte. Aber morgens hatte sie kein Problem. Da ging es ihr gut. Es waren die Abende. Am Abend stellte sie fest, dass sie weder den Anblick von Essen ertragen konnte, sie konnte nicht mal den Gedanken daran ertragen, geschweige denn den Geruch, und wenn sie an Kaffee oder an dunkles Brot dachte, musste sie sofort ins Bad rennen. Luke war so süß gewesen. Er hatte in den vergangenen Wochen immer im Studio gegessen und sich sogar anschließend die Zähne geputzt. Dafür war sie ihm wirklich dankbar gewesen, und auch dafür, dass er sie beim Schlafen umarmen wollte. Nur konnte sie das Gewicht seiner Finger, und schon gar nicht das seines Arms auf ihrem Bauch vertragen, aber wenn sie ihn wegnahm, legte er ihn im Schlaf sofort wieder zurück, als wäre diese Verbindung absolut lebensnotwendig für ihn. Deswegen hatte sie seinen Arm in den letzten Nächten einfach ein wenig nach unten geschoben, und damit schien er zufrieden zu sein, während sie darauf wartete, entweder einzuschlafen oder von Übelkeit übermannt zu werden.
    Natürlich hatte sie heute Nacht einen anderen Grund, um wach zu bleiben, zusätzlich zu der Frage, ob sie sich tatsächlich gleich übergeben musste oder nur das Gefühl hatte. Luke war vom Studio gekommen, rührend nach Zahnpasta über Pizza duftend, und hatte berichtet, dass Ralph ihn angerufen und erzählt habe, dass Petra einen Freund habe. Luke schien nichts Genaues zu wissen, weder, wer der Kerl war, noch, ob Petra mit ihm fortgehen wollte, oder ob Ralph vorhatte, irgendwas deswegen zu unternehmen, er war einfach nur stinkwütend und ergriff aufgeregt Partei für seinen Bruder, der weiß Gott ein Blödmann sein könne und kein einfacher Partner, aber verdammt, er gebe sich alle Mühe mit dem neuen Job und so, und überhaupt habe Petra in den letzten Jahren nicht gerade viel zum Verdienst beigetragen, und jetzt verstehe er, warum Charlotte Petra gegenüber einen gewissen Argwohn gehegt habe, und er hätte ihre Meinung ein bisschen ernster nehmen sollen, wirklich, weil sie hundertprozentig richtig gelegen habe, oder?
    Charlotte hätte gerne Genugtuung darüber verspürt, recht behalten zu haben, aber sie stellte sich nicht ein. Als sie Luke weiter ausfragte, was Petra denn getan habe, sagte er, er wisse keine Details und wolle sie um Himmels willen auch nicht wissen, aber Ralph sei fassungslos darüber, dass Petra jetzt vollkommen zufrieden damit sei, dass er nach London gehe und dort Geld für ihrer aller Unterhalt verdiene, seit sie jemanden gefunden habe, mit dem sie sich amüsieren könne und der auch noch bereit sei, mit den Jungs zu spielen.
    »Das ist es, was ihn wirklich fertigmacht«, sagte Luke, während sie auf dem Sofa lag und er über ihr stand, die Daumen in den Gürtelschlaufen seiner Jeans. »Die Kinder mögen ihn richtig gern. Kit redet andauernd von ihm, als solle Ralph selbstverständlich dabei mitmachen. Das schafft ihn echt.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr dann fort: »Ich spreche besser mit Ed. Ralph hat Ed vor zwei Tagen angerufen und ihn gebeten, mir nichts zu sagen, bevor er es mir nicht selbst erzählt hat. Er meinte, das habe er sofort machen wollen, aber es nicht fertiggebracht, gleich noch mal alles zu wiederholen. Armer Teufel. Ich weiß, er kann die Pest sein, aber das hat er nicht verdient, nicht, nachdem er gerade Pleite gemacht hat, und so, das hat er nicht verdient.«
    Dann hatte er sich mit der Anmut und Lockerheit, die Charlotte so an ihm mochte, wenn ihr nicht gerade speiübel war, zu ihr heruntergebeugt und sie geküsst und gesagt, es würde nicht lange dauern. Dann war er eine halbe Stunde in ihrem Schlafzimmer gewesen. Charlotte war auf dem Sofa liegen geblieben, um die Übelkeit in Schach zu halten, aber sie wusste, dass er mit ausgezogenen Schuhen auf ihrem Bett lag, das Handy auf der Brust, den Kopfhörer im Ohr und den Fernseher lautlos. Luke konnte nicht in einem Raum mit Fernseher sein, ohne ihn anzustellen. Er sagte, das hätte man davon, wenn man das dritte Kind sei, man wolle Gesellschaft haben, aber nicht

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