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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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Zunge.
    Kaum war sie gegangen, kam Vater zurück und setzte sich ans andere Ende der Couch.
    Â«Das ist gegenwärtig das Beste.»
    Â«Weißt du, das ist alles deine Schuld», sagte ich undstand auf. Plötzlich hasste ich ihn. Dieses Gefühl brach aus mir heraus wie Wasser aus einem aufgedrehten Wasserschlauch. «Dieses Chaos. Alles.»
    Â«Wie bitte?» Er wollte mir die Hand auf den Arm legen.
    Ich drehte mich weg.
    Â«Fass mich nicht an!»
    Er stand auf.
    Â«Das alles wäre nicht passiert, wenn du mit ihr mitgefahren wärst. Warum warst du nicht dabei? Warum bist
du
nicht gefahren?»
    Wir sahen uns an, beide gelähmt von unseren Gefühlen und darin gefangen, bis unser Kummer wie Rauch aufstieg. Ich wollte ihn nicht inhalieren und floh.
    Ich verließ das Haus.
    Ich ging in die Apotheke und rief vom Münztelefon aus Gregory an. In der ersten Woche nach Stonehill hatten wir ein paarmal telefoniert. Zweimal hatte Dora den Anruf entgegengenommen. Aber seit dem Schulanfang hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
    Â«Dieser Junge aus New York, der wohnt zu weit weg, findest du nicht auch?», hatte Dora gesagt. Sie musterte mich von Kopf bis Fuß wie ein Arzt bei der Untersuchung. «Pass auf dich auf», sagte sie, «du hast in deinem Leben noch jede Menge Zeit für Männer.»
    Â«Hör zu. Er ist nett, aber nichts Besonderes. Wir sind bloß befreundet.»
    Ich tat so, als würde mich das Thema langweilen. Ich versuchte, sogar mir selbst weiszumachen, dass er unwichtig war, weil das Leben in diesem Zwischenzustand so unerträglich war. Ich war alt genug, um Auto fahren zudürfen, hatte aber noch keinen Führerschein. Vielleicht hatte ich Angst davor. Gregory war weit weg, und ein Telefonat war kein Vergleich mit einem Waldspaziergang, einem gemeinsamen Foto oder Sex.
    Ich stand in der Telefonzelle der Apotheke und fummelte an der Wechselgeldausgabe herum. Das Telefon in Gregorys Wohnheim klingelte und klingelte. Niemand ging ran. Voller Panik legte ich auf und rief dann Margaret an.
    Â«Hast du’s schon gehört?», fragte sie, kaum dass sie meine Stimme erkannt hatte.
    Â«Was gehört?»
    Â«Anthony wird eingezogen.»
    Â«Was?»
    Am Ende des Schuljahrs hatte ich mitbekommen, dass Anthony nicht mehr so viel Sport machte und sein Haar länger trug. Manchmal sah ich ihn gegenüber der Schule stehen und kiffen. Ich hatte das Gefühl, in seiner Schuld zu stehen, weil er mich nach Hause begleitet hatte, als mich die Freundinnen seiner Schwester belästigt hatten. Danach ließen sie mich in Ruhe. Nach diesem Spaziergang trennte sich Anthony von Giselle. Dann sah ich ihn aber mit anderen Mädchen, vielen anderen Mädchen. Zwischen uns schien alles Mögliche im Raum zu stehen, aber es passierte nie etwas.
    Â«In zwei Tagen geht er nach Vietnam. Irgendwas im Süden. Ich weiß, wo er ist, falls du ihn sehen willst.»
    Â«Ja. Und ob.»
    Â«Ich hol dich gleich ab», sagte sie.

18. Kapitel
Gooseneck Lake
    Ich verließ die Apotheke und ging zurück nach Hause. Vater hatte sich wieder in sein muffiges kleines Arbeitszimmer verzogen, in dem er hockte wie in einem Aquarium, um Seminararbeiten seiner Studenten zu korrigieren. Garantiert würde schon bald seine wahre Liebe Sherry vorbeikommen, um ihn aufzuheitern. Während ich darauf wartete, dass Margaret mich abholte, ging ich in Peters Zimmer oder das, was es ohne ihn noch war, seit er nach Kalifornien geflohen war, um dort sein Glück zu machen, und holte seine alte Gitarre aus dem Schrank.
    Kaum hielt ich das Instrument meines Bruders in den Händen, tat sich nur für mich eine Wand auf und führte mich durch einen Berg. So leicht zu singen. Ich fing mit dem vertrauten Folksong der Weavers an.
If I had a hammer.
Ich griff mit der linken Hand die Akkorde, wie Peter es mir gezeigt hatte. Als ich die Finger auf die Seiten legte, spürte ich wieder diesen starken Sog. Die Musik trug mich fast aus dem Haus, führte mich weg von der neuen Liebschaft meines Vaters, weg vom Verlust meiner Mutter, dieser Dunkelheit in mir. Ich sang alte Lieder mit neuen Texten.
    If i had a car, I’d drive across the country. I’d visit my brother, far far from this land.
    Ein Auto hupte zweimal. Ich lief nach unten und durch unseren großen Vorgarten zu Margarets Wagen.Sie sah anders aus, als sie jetzt im Dodge Dart ihres Onkels am Lenkrad saß. Ihre Beine waren

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