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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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blass und die dunklen italienischen Augen mascaraverschmiert. Den ganzen Sommer hatte sie im Haus verbracht und im Schönheitssalon ihrer Kusine gejobbt. Aber sie rauchte in ihrem gelben Minirock so elegant wie eh und je.
    Â«Er kommt bei Sonnenuntergang», sagte Margaret. Sie strich sich die dunklen Fransen aus der schweißglänzenden Stirn.
    Â«Es ist doch schon dunkel.»
    Â«Das mein ich ja.»
    Sie gab mir eine Zigarette, und ich zündete sie fachmännisch an. Ich hatte den ganzen Sommer über geraucht, es war mir richtig zur Gewohnheit geworden. Überrascht von meiner Lässigkeit, warf sie mir einen Blick zu, dabei hatte ich anfangs sie damit nachgeahmt.
    Es war herrlich, draußen zu sein: Mein Ellbogen lag im Fenster, und der Fahrtwind strich über meine Haut. Ich trug ein hautenges Baumwoll-Top, einen langen geblümten Rock und meinen kleinen jüdischen Stern um den Hals. Er schimmerte hübsch auf meiner Haut, die noch gebräunt war von den Malen, an denen ich mit Gregory auf der Wiese gelegen hatte. Aber Gregory begann schon, Vergangenheit zu werden.
    Margaret fuhr langsam durch meine Nachbarschaft, an großen Backsteinbauten vorbei und dann den Hügel hinab, wo kleinere Häuser den in der Ebene gelegenen Teil der Stadt bildeten, bis zum Eiscafé.
    Â«Siehst du ihn?»
    Ich hatte ihn am Gang erkannt, die gebeugten Schultern, als er auf eine kleine Clique von Jungs zuging,die auf dem angrenzenden Parkplatz rauchte. Margaret fuhr suchend über den Parkplatz, stellte dann den Wagen ab, und wir stiegen aus. Ich warf die Haare zurück. Es war ein bisschen peinlich, so auf eine Gruppe von Jungen zuzuschlendern, die ich bis auf Anthony nicht kannte, der mich schon gesehen hatte und mir zunickte. Ich winkte freundlich, und er verließ die Gruppe und kam auf mich zu. Margaret steuerte auf ihren neuen Beau zu, der drinnen auf sie wartete. «Du bist erwachsen geworden», sagte Anthony und musterte mich von Kopf bis Fuß. Er lächelte verträumt, aber sein Lächeln wirkte leblos. «Gehst du mit wem?», fragte er.
    Â«Nicht mehr.»
    Â«Und wie weit bist du gegangen?»
    Â«So weit ich wollte.»
    Ich sah ihm in die blauen Augen, aber sein Blick wirkte verschleiert, war glasig vom Marihuana oder einfach einer Gleichgültigkeit allem und jedem gegenüber. Er hatte sich verändert.
    Â«Du bist anders geworden», sagte ich.
    Â«Du auch.»
    Er stand vor mir, legte mir einen Finger ans Kinn und beugte sich dann vor, um mich zu küssen. Ich erlaubte ihm, mir seine Lippen auf den Mund zu drücken.
    Â«Du bist keine Jungfrau mehr», sagte er.
    Â«Und du?»
    Lächelnd schüttelte er den Kopf.
    Â«Komm. Ich lad dich zu ’ner Cola ein.»
    Wir gingen in das hell erleuchtete Eiscafé. Ein paar langhaarige Jugendliche saßen auf den Hockern an der Bar, rauchten und warteten auf Cola und Pommes frites.Haarsträhnen fielen ihnen in die Augen. Ein Junge hing über dem Tresen und stieß einen Strohhalm in seine Cola, stocherte nach verborgenen Antworten. Margaret saß weiter hinten in einer Nische und knutschte mit einem blonden Jungen, den ich nicht kannte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie anzurufen und diese Show mit ihr abzuziehen.
    Eine auf vollen Touren laufende Klimaanlage verlieh dem Café ein frostiges und kristallines Licht. Mir war kalt. Anthony saß neben mir und zündete sich eine Zigarette an. Er trug ein blaues T-Shirt und schwarze Jeans. Er betrachtete meine Bluse und strich mit dem Finger an meinem Halsausschnitt entlang. Er berührte meinen Stern.
    Â«Daran erinnere ich mich noch.»
    Â«Ich werde nie vergessen, wie du mir geholfen hast.»
    Â«Kinder sind blöd.»
    Ich nahm seine Zigarette, sog am Filter und blies den Rauch dann von uns beiden fort. Er drehte sich auf dem Hocker zu mir und legte mir die Hand auf den Oberschenkel. Ich zog mein Bein nicht weg. Ich wusste, dass er mich testete.
    Â«Trinken wir draußen?»
    Die Kellnerin gab uns Cola in Plastikbechern. Sie ging zur Highschool, genau wie ich. Die Haare hatte sie unter ein Haarnetz gestopft, und auf ihrer pinkroten Dienstkleidung waren lauter Schokoladeneis- und Hamburgersaucenspritzer. Anthony gab ihr ein dickes Trinkgeld. «Komm. Wir reden im Auto», sagte er.
    Ich sah zu Margaret hinüber, aber die war noch mit ihrem Jungen zugange. Der Geschäftsführer des Cafés,ein mittelgroßer Mann mit

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