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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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musste pausieren. Dann versuchte ich wieder zu rennen. So liefen wir über den weichen Boden und blieben zwischendurch immer wieder stehen, bis wir endlich ans Wasser kamen. Es war nicht die Stelle, an der Mutters Wagen über die hohe Böschung gekippt war, woraufhin sie ins Krankenhaus gekommen war. Das war auf der anderen Seeseite gewesen, am Highway. Ich zog mein Hemd aus und ließ es fallen. Es war dunkel unter dem Viertelmond. Zu dunkel, als dass jemand außer Anthony meine Brüste hätte sehen können. Die Wellen schlugen sacht auf den Sand und das hohe Gras. An der Oberfläche bildeten sich Schaumkronen.
    Â«Wunderschön», sagte er.
    Ich streifte den Rock ab und behielt nur mein Höschen an. Dann watete ich ins Wasser und spürte seine verschiedenen Schichten: die warme Oberfläche und den dichteren, kühleren Grund. Meine Zehen kitzelte die Kälte; meine Brüste wurden hart, und die Brustwarzen standen vor, als grüßten sie die Luft. Anthony kam mit bis an den Rand des Sees, ging aber keinen Schritt weiter.
    Â«Herrgott noch mal.»
    Ich lachte, aber mir wurde kalt, und ehe ich mich’s versah, hechtete ich ins Wasser. Ich tauchte unter, streckte den Hintern aus dem Wasser, machte ein paar Schwimmstöße unter Wasser und durchbrach wieder die Wasserfläche.
    Â«Komm rein, Anthony.»
    Â«Nein. Komm du raus.»
    Aber ich drehte mich um und schwamm hinaus, planschte durchs Wasser, das meine Haut betäubte. Ich tauchte wieder, und das kältere Wasser umspielte meine Beine. Ein Fisch stubste mich am Knöchel.
    Â«He, komm wieder her, damit ich dich sehen kann.»
    Ich schwamm Richtung Ufer, richtete mich im seichten Wasser auf und schlang die Arme um die Brust.
    Â«Suchst du das hier?» Er hatte sich meinen Rock und das Hemd geangelt. Ich griff danach, aber er zog sie spielerisch weg und ging los.
    Â«Sehr witzig», rief ich ihm nach.
    Â«Wenn du sie wiederhaben willst, musst du mir dafür was geben.»
    Â«Und das wäre?»
    Er blieb stehen, kam wieder zu mir, hielt meine Sachen aber hinter sich. Ich blieb, wo ich war, das Wasser lief mir an den Beinen hinab, sammelte sich im Höschen, auf den Lippen, am Schlüsselbein und in den Ellbogenbeugen meiner verschränkten Arme.
    Â«Ich hätte dich an dem Tag, an dem ich dich nach Hause gebracht habe, küssen sollen.»
    Â«Warum hast du’s nicht gemacht?»
    Â«Ich dachte, ich wär nicht gut genug für dich.»
    Â«Und ich dachte, ich wär nicht schön genug für dich.»
    Ich mochte es, wie er mich jetzt ansah, absolut aufmerksam, und der glasige Blick verschwand, so dass ich tiefer in ihn hineinsehen konnte. Er zog wieder lange an seiner Zigarette und schnippte die Kippe in den See. Beide sahen wir dem roten Bogen nach, der plötzlich verlöschte. Verschwunden war.
    Â«Küss mich jetzt.»
    Er kam näher und zog mir vorsichtig die Arme von der Brust. Kam noch einen Schritt näher und drückte seine Hüfte gegen mein nasses Höschen. Seine Erektion machte seine Hose schnell überflüssig. Wir zogen einander aus, und ich nahm ihn rasch und glatt in mich auf.
    ~~~~~~~~~~~
    Lange nach Mitternacht setzte Anthony mich am Ende meiner Straße ab. Ich wollte es so. Ich wollte unbemerkt ins Haus schlüpfen. Ich ging barfuß unsere Auffahrt hoch zur Hintertür, sah aber, dass in Vaters Arbeitszimmer noch Licht war. Ich schlich ans Fenster und spähte hinein. Da stand sie in seinem Arbeitszimmer, viel größer und breiter als Mutter, und schlang ihm die Arme um die Brust. Ich lief in Mutters Rosengarten, der inzwischen so zugewuchert war, als wären nur die Dornen gediehen. Mutter wäre außer sich gewesen, wenn sie gesehen hätte, was für ein Dickicht hier entstanden war, weil wir die Büsche sich selbst überlassen hatten. Ich hockte mich hin, betrachtete den lehmigen Weg und war wütend auf Vater. Am liebsten wäre ich wieder über die Auffahrt zu Anthony zurückgelaufen.
    Zu spät.
    Vielleicht hatte er etwas gehört, das Licht im Arbeitszimmer ging jedenfalls aus, wieder an, wieder aus. Das ganze Haus lag im Dunkeln. Ich ging in die Küche und schaltete das Deckenlicht ein. Ich holte einen Topf aus dem Geschirrschrank, stellte ihn laut auf den Herd und füllte ihn mit Wasser, um mir Nudeln zu kochen. Ichhatte Hunger. Ich hatte vergessen, etwas zu essen. Aber alles, was ich hörte, war eine Stille

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